Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 5): Schenkungsurkunden Nr. 2911 - 3836 — Lorsch, 1971

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20609#0259
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
253

Waleheim (Wahlheim s. Alzey/Selz nw. Worms? — Wahlheimer Hof bei Selzen w.
Oppenheim? — Hangen-Wahlheim s. Oppenheim?) 1 Fuder Wein, aus

Chuntheres frumere (Guntersblvim s. Oppenheim) 2 Fuder Wein, aus

Teonenheim (Dienheim s. Oppenheim) 1 Fuder Wein. (Zusammen also 231 Scheffel
Getreide und 10 Fuder und 10 Eimer Wein.)

Zusammenfassung: Es handelt sich (wie oben ausgewiesen) um insgesamt (23 + 30 = )
53 Hofreiten und Anteile, welche einen Zins von 53 Schweinen, 22 Ferkeln, (50 Hühnern,)
530 Eiern, 250 Fuder Brennholz, 53 Fuder Dachschindeln, 4 Pfund Silber und 9 Unzen
abwerfen. An Forstzins sind 10 Fuder (und 10 Eimer) Wein von den 6 (letztgenannten
linksrheinischen Dörfern) fällig. Wenn (durch Mißernte in schlechten Wein-Jahrgängen)
der Fall eintreten sollte, daß sie keinen Wein haben, so sind an Stelle des Weines 6 Pfennig
und vom Getreide-Erntevorrat 300 Scheffel (für )e 1 Fuder Wein = 30 Scheffel) abzuge-
ben. Von den übrigen 12 Dörfern sind aus dem Vorrat der Jahresernte an Getreide 231
Scheffel (wie oben ausgewiesen) Getreide (je Dorf 10 bis 43 Scheffel) abzuliefern.

URKUNDE 3672
(Reichsurbar Nierstein)
Über Nerstein. Im Dorf Nersten (Nierstein/'Rh. nw. Oppenheim) entrichten die Edel-
höfe als Zins je 5 Scheffel Gerste und zur Osterstufe* 1 Pfund Lein (Flachs, Leinwand),
4 Pfennig, 1 Huhn, 10 Eier und 2 Fuder Brennholz. Jeder (Edelhof) leistet im Jahr 4 Wo-
chen Frondienst, wo auch immer es befohlen wird. Er pflügt für jede Aussaat 1 Joch,
erntet, bringt die Frucht ein, schneidet 3 Tage lang das Getreide, mäht 2 Tage lang die
Wiesen, macht 2 Tage lang Heu, fährt 2 Fuder davon ein, schenkt 1 Pferd, leistet Kriegs-
dienst, liefert 5 Fuder Kalksteine für den Kalkofen und 5 Fuder Brennholz. Er besorgt
Botengänge innerhalb der Grenzen des Reiches, wohin auch immer es vorgeschrieben wird.
Die Hörigen bezahlen als Zins je 1 Unze, 1 Huhn, 10 Eier und 1 Frischling (Ferkel) im
Wert von 4 Pfennig. Der Hörige besorgt das Mahlen des Getreides und die Aufbereitung
der Grütze. Er übernimmt auch den Anstrich der Zäune und Scheunen. Er pflügt 4 Tage
lang, und zwar das gesamte Herrenland, ohne daß ihm das Futter für die Gespanne ge-
stellt wird, er füttert während des Winters 5 Schweine und 1 Kuh, front an 3 Tagen je
Woche, wo auch immer es ihm befohlen wird. Als Geldablösung für die weibliche Fron-
arbeit bezahlt er 1 Unze. Außerdem liefert er 1 Fuder Brennholz, 1 Huhn und 10 Eier.

Insgesamt handelt es sich um 87 Hofreiten und -Anteile, von denen folgende Zinsen
anfallen:

182 Scheffel Gerste,
8 Pfund Silber,
30 Pfennig,
30 Pfund Flachs,
136 Ferkel,

139 Hühner,
1490 Eier,

174 Fuder Holz,
435 Fuder Kalksteine
zum Kalkbrennen,

in gleicher Weise
das erforderliche
Brennholz*
4 Fuder und
1 Eimer Wein.

* Osterstuapha, Osterstufe = Ostergrenze, terminus paschalis: die Zeit zwischen dem 22. März
und dem 25. April. Der Ausdruck könnte von Osterstaupa abgeleitet sein. So nannte man das sym-
bolische Stäupen der Kinder („Kindleinstreichen") mit grünen Zweigen als Oster-Fruchtbarkeits-
zeremonie.
 
Annotationen