II. Waffen.
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das eine Beispiel aus Tarchan (II Taf. 7 Nr. 2; etwa 2. Dynastie). Spätestens mit
dem Beginn der geschichtlichen Zeit hat der Gebrauch der Tellericeule als Waffe
aufgehört.
Die aus hartem Gestein gearbeiteten frühvorgeschichtlichen Stücke dürften wohl
als Gebrauchswaffen anzusehen sein. Geschäftete Keulen gehören zu den großen Selten-
heiten, so zwei mit den Schäften aus Elfenbein und Horn erhaltene und mit besonders
großen Köpfen versehene aus Abadije, SD 35 bis 40 (Diospolis Taf. 5 und S. 33,
Grab B 86, jetzt im Ashmolean Museum); die kostbaren und leicht brechbaren Stoffe der
Schäfte machen es wahrscheinlich, daß es sich entweder um „Paradekeulen" oder um
lediglich als Grabbeigaben gefertigte Stücke handelt. Daneben legte man dem Toten
auch Tonmodelle geschäfteter Keulen aus einem Stück ins Grab, wie es Abb. 19 zeigt,
oder solche aus weichem Kalkstein, deren Bemalung die Sprenkelung des härteren
Steines nachahmen sollte (Amrah Taf. 10 Nr. 6 aus SD 34).
Abb. 19.
Tonmodell einer
Tellerkeule mit
aufgemaltem Be-
festigungsriemen.
(Nach Amrah
Taf. 12 Nr. 1.)
Die Tellerkeule war zur Zeit der Erfindung der Hieroglyphenschrift wenn auch wohl kaum mehr als
Waffe in Gebrauch, so doch als tradionelle Grabbeigabe bekannt, denn ihr Bild ist uns in dem Schriftzeichen
mnw erhalten. Der Kopf ist hier stark kegelstumpfförmig geworden und hat die breite Teller-
n fläche fast ganz eingebüßt. Das Wort mnw „Keule" ist aber nicht das zur Bezeichnung
einer Keule übliche, sondern es findet sich lediglich als Beischrift zum Bilde dieser Keulenform
in den Gerätefriesen des Mittleren Reiches, die ja viel Altertümliches bewahrt haben (Lacau,
/\ Sarcophages I S. 94 Nr. 67 u. ö.). Ferner ist das Zeichen als ein Determinativ für „Waffen"
in den Pyramidentexten (1144 d) belegt. Im übrigen dient das Schriftzeichen zur Schreibung anderer
Worte. Die Tellerkeule und ihr Name mnw kommen dagegen niemals vor bei den Darstellungen des
die Feinde mit der Keule erschlagenden Königs aus geschichtlicher Zeit. Hier tritt einzig und allein die
Birnenkeule in die Erscheinung.
Die Tellerkeule ist mir außerhalb Ägyptens nicht bekannt, weder in Nordafrika, noch in Palästina
oder Vorderasien. Petrie erwähnt eine Tellerkeule aus Dänemark (Preh. Eg. S. 22 § 50), die für Ägypten
doch wohl sicherlich außer Betracht zu bleiben hat.
Im Leidener Museum notierte ich mir an besonderen Tellerkeulen: eine sehr schöne Tellerkeule
von 11 cm Durchmesser aus braun geadertem Alabaster, angeblich von Negade (früher Sig. Mac Gregor);
eine nur teilweise ausgebohrte Tellerkeule aus grauem Stein, statt des oberen Bohrloches eine kleine Aus-
buchtung auf der Tellerfläche (ehemals Slg. Anastasi); eine steile, kegelstumpfförmige Keule aus schwarz-
weißem Stein von 4,5 cm Höhe; statt des Holzschaftes steckt ein 4,5 cm langer Metallstift (wahrscheinlich
Kupfer) fest darin; die Keulenform wie bei dem Schriftzeichen mnw (ehemals Slg. Anastasi).
142. Tellerkeule aus heller Breccie. (Tafel 8.)
Berlin 12 913. 1895 aus den Funden Petries bei Negade erworben, aus Grab 1414; Geschenk
des Herrn Martin Kennard.
Maße: Durchmesser 8,3 cm, Höhe 2,5 cm; Durchmesser der Durchbohrung unten 2,2 cm, oben 1,1 cm.
Ganz leicht einwärts gewölbte Form. Rand stark bestoßen. Deutliche Bohrrillen. — Nicht in Naqada
abgebildet. — - Vgl. Preh. Eg. Taf. 25 Nr. 17.
Veröffentlicht: Wolf, Bewaffnung Taf. 8 Nr. 1.
Datierung: Frühvorgeschichtlich, Grab 1414 ist aus SD 38.
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das eine Beispiel aus Tarchan (II Taf. 7 Nr. 2; etwa 2. Dynastie). Spätestens mit
dem Beginn der geschichtlichen Zeit hat der Gebrauch der Tellericeule als Waffe
aufgehört.
Die aus hartem Gestein gearbeiteten frühvorgeschichtlichen Stücke dürften wohl
als Gebrauchswaffen anzusehen sein. Geschäftete Keulen gehören zu den großen Selten-
heiten, so zwei mit den Schäften aus Elfenbein und Horn erhaltene und mit besonders
großen Köpfen versehene aus Abadije, SD 35 bis 40 (Diospolis Taf. 5 und S. 33,
Grab B 86, jetzt im Ashmolean Museum); die kostbaren und leicht brechbaren Stoffe der
Schäfte machen es wahrscheinlich, daß es sich entweder um „Paradekeulen" oder um
lediglich als Grabbeigaben gefertigte Stücke handelt. Daneben legte man dem Toten
auch Tonmodelle geschäfteter Keulen aus einem Stück ins Grab, wie es Abb. 19 zeigt,
oder solche aus weichem Kalkstein, deren Bemalung die Sprenkelung des härteren
Steines nachahmen sollte (Amrah Taf. 10 Nr. 6 aus SD 34).
Abb. 19.
Tonmodell einer
Tellerkeule mit
aufgemaltem Be-
festigungsriemen.
(Nach Amrah
Taf. 12 Nr. 1.)
Die Tellerkeule war zur Zeit der Erfindung der Hieroglyphenschrift wenn auch wohl kaum mehr als
Waffe in Gebrauch, so doch als tradionelle Grabbeigabe bekannt, denn ihr Bild ist uns in dem Schriftzeichen
mnw erhalten. Der Kopf ist hier stark kegelstumpfförmig geworden und hat die breite Teller-
n fläche fast ganz eingebüßt. Das Wort mnw „Keule" ist aber nicht das zur Bezeichnung
einer Keule übliche, sondern es findet sich lediglich als Beischrift zum Bilde dieser Keulenform
in den Gerätefriesen des Mittleren Reiches, die ja viel Altertümliches bewahrt haben (Lacau,
/\ Sarcophages I S. 94 Nr. 67 u. ö.). Ferner ist das Zeichen als ein Determinativ für „Waffen"
in den Pyramidentexten (1144 d) belegt. Im übrigen dient das Schriftzeichen zur Schreibung anderer
Worte. Die Tellerkeule und ihr Name mnw kommen dagegen niemals vor bei den Darstellungen des
die Feinde mit der Keule erschlagenden Königs aus geschichtlicher Zeit. Hier tritt einzig und allein die
Birnenkeule in die Erscheinung.
Die Tellerkeule ist mir außerhalb Ägyptens nicht bekannt, weder in Nordafrika, noch in Palästina
oder Vorderasien. Petrie erwähnt eine Tellerkeule aus Dänemark (Preh. Eg. S. 22 § 50), die für Ägypten
doch wohl sicherlich außer Betracht zu bleiben hat.
Im Leidener Museum notierte ich mir an besonderen Tellerkeulen: eine sehr schöne Tellerkeule
von 11 cm Durchmesser aus braun geadertem Alabaster, angeblich von Negade (früher Sig. Mac Gregor);
eine nur teilweise ausgebohrte Tellerkeule aus grauem Stein, statt des oberen Bohrloches eine kleine Aus-
buchtung auf der Tellerfläche (ehemals Slg. Anastasi); eine steile, kegelstumpfförmige Keule aus schwarz-
weißem Stein von 4,5 cm Höhe; statt des Holzschaftes steckt ein 4,5 cm langer Metallstift (wahrscheinlich
Kupfer) fest darin; die Keulenform wie bei dem Schriftzeichen mnw (ehemals Slg. Anastasi).
142. Tellerkeule aus heller Breccie. (Tafel 8.)
Berlin 12 913. 1895 aus den Funden Petries bei Negade erworben, aus Grab 1414; Geschenk
des Herrn Martin Kennard.
Maße: Durchmesser 8,3 cm, Höhe 2,5 cm; Durchmesser der Durchbohrung unten 2,2 cm, oben 1,1 cm.
Ganz leicht einwärts gewölbte Form. Rand stark bestoßen. Deutliche Bohrrillen. — Nicht in Naqada
abgebildet. — - Vgl. Preh. Eg. Taf. 25 Nr. 17.
Veröffentlicht: Wolf, Bewaffnung Taf. 8 Nr. 1.
Datierung: Frühvorgeschichtlich, Grab 1414 ist aus SD 38.