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Scharff, Alexander; Staatliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Werkzeuge, Waffen, Gefässe — Berlin: Curtius, 4.1931

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III. Gefäße
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https://doi.org/10.11588/diglit.72929#0120
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III. Gefässe.
A. Tongefässe.
Daß die bekannte Einteilung der vor- und frühgeschichtlichen Tongefäße durch Petrie unzulänglich
ist, ist schon vielfach bemerkt worden; trotzdem hat sich die althergebrachte Einteilung nach Black topped
— Croß lined — Fancy Fornis — Late usw. bis heute vor allem in den englischen Werken gehalten.
Ich bin dagegen im vorliegenden Katalog Junker gefolgt, der schon in seiner Veröffentlichung von Kubanieh-
Süd eigene Wege gegangen ist und an Stelle der beliebig aufgestellten Gesichtspunkte Petries die Beschaffen-
heit der Ware zum obersten Richtpunkt gesetzt hat. Die Bearbeitung des so vielseitigen Materials
der Berliner Sammlung hat ergeben, daß sich alle verschiedenen Arten unter die Hauptgruppen
„Poliert", „Geglättet" und „Grob" unterordnen lassen. Hierbei ist gleich vorweg zu betonen, daß unter
„poliert" Gefäße verstanden werden, deren Außenfläche ganz oder teilweise mittels eines Poliersteins auf
Hochglanz gebracht ist, was zumal bei der rot polierten Ware häufig ein besonderer roter Farbüberzug er-
leichtert, — dagegen unter „geglättet" solche Gefäße, bei denen die Außenfläche wohl meist nur mit der
Hand glatt gestrichen ist.
Auch die verschiedenen Farben der Gefäße hätten als Grundlage zu ihrer Einteilung in Klassen ge-
nommen werden können. Gerade bei den Funden im Westdelta (s. S. 11) hat sich gezeigt, wie dort schon
in neolithischer Zeit Rot und Schwarz nebeneinander hergehen und zwar beide Farben in den drei ge-
nannten Ausführungen: poliert, geglättet, grob. Doch dürften sich bei Zugrundelegung der Farben bei den spät-
vorgeschichtlichen Waren mit ihren grauen, gelblichen und bräunlichen Farbtönen Schwierigkeiten ergeben.
Bei der Einteilung nach Waren mußten Untergruppen nach Zeit und Fundorten naturgemäß aus-
scheiden; das ist auch kein Fehler bei einer auf verschiedenartigste Weise, vielfach durch Ankäufe von
Händlern zusammengekommenen Sammlung. Bei jedem Stück sind, soweit bekannt, Fundort und
Zeit (meist nach SD's) angegeben, und in den Einzeleinleitungen habe ich mich bemüht, alles über Ort
und Zeit der betreffenden Gruppe Nachweisbare zusammenzustellei).
Die gesamte Tonware der Vor- und Frühzeit ist noch ohne Scheibe, nur mit der Hand geformt.
Von einer zusammenhängenden Besprechung der eingeritzten Topfmarken, die immer noch am
besten als Eigentumsmarken der Verfertiger oder Besitzer aufzufassen sind, ist abgesehen worden. Die
in unsrer Sammlung vorkommenden sind gezeichnet und auf S. 169 zusammengestellt worden; vgl. dazu Abusir
el-Meleq I S. 35 Abb. 15. Wo es sich um Schriftformen handelt, ist im Text darauf hin gewiesen ; im all-
gemeinen geben aber die Topfmarken kaum etwas zur Aufhellung der Schriftentstehung her, wie es sich
Petrie früher erhofft hatte.
Manche als Grabbeigaben verwendeten Töpfe sind durch Anbohren absichtlich unbrauchbar gemacht
worden. Man spricht von „getöteten" Gefäßen ähnlich wie z. B. auch von „getöteten", d. h. absichtlich
durchgebrochenen Feuersteinmessern (vgl. S. 50). Diese auf religösen Vorstellungen fußende Unbrauchbar-
machung findet sich, worauf mich H. Schäfer aufmerksam machte, noch heute in Nubien, wo man den
Toten Speisen in absichtlich beschädigten Schalen ans Grab zu setzen pflegt.
1. Polierte Ware.
a) Rote Ware mit ganzpolierter Aussenfläche.
Der bei Petries „Polished-Red" = P-Gruppe noch nicht vorhandene Unterschied zwischen dunkel-
und hellrot ist erst von Junker eingeführt worden (Kubanieh-Süd S. 64 und 67). Beide Arten sind außer
 
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