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Scharff, Alexander; Staatliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Werkzeuge, Waffen, Gefässe — Berlin: Curtius, 4.1931

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III. Gefäße
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https://doi.org/10.11588/diglit.72929#0121
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A. Tongefäße.

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in den Farben auch in den Formen verschieden, was wohl auf den erheblichen Zeitunterschied zurück-
zuführen ist, der zwischen dem Auftreten beider Arten liegt. Während die dunkelrote Ware nach Petrie
schon frühvorgeschichtlich erscheint (z. B. Corpus Taf. 13 Typ 63, 65, 66, 68 u. a.), ist die hellrote
Ware bezeichnend für die späte Vorgeschichte und die ersten Dynastien, in denen sie allein herrscht
(späte Negadegräber, Tura, Abydos usw.).
Über die Art der roten Farbe hat jüngst der englische Chemiker A. Lucas bedeutsame Bemerkungen
veröffentlicht (Journ. Roy. Antrop. Inst. Vol. 59, 1929, S. 113 ff.). Danach handelt es sich bei den roten Gefäßen
um eine Beimischung von rotem Ocker, der eisenhaltig ist1). Beim Brennen des Gefäßes gelangt das Eisenoxyd
an die Außenfläche und erzeugt die leuchtend rote Farbe in dunkleren oder helleren Tönen. Viele Ge-
fäße sind vollständig durchgebrannt und daher auch im Bruch rot. Zeigt der Bruch eine graue oder
schwarze Schicht, so rührt diese von der Beimengung von Strohteilchen oder anderen Vegetabilien her,
die beim Brennen zunächst verkohlen, und daher bei vorzeitiger Einstellung des Brennens noch durch
ihre schwarze Verfärbung im Scherben sichtbar sind.
Bei manchen Gefäßen ist aber auch die Benutzung eines roten Farbbades (wohl ebenfalls aus
rotem Ocker hergestellt) erwiesen, in das das Gefäß nach dem Brande und vor dem Polieren mittels eines
Steins oder einer harten Topfscherbe hineingestellt wurde; besonders bei nachlsäsig hergestellten hellrot
polierten Töpfen erkennt man zuweilen noch die in einzelnen roten Streifen am Gefäß heruntergelaufene,
einst flüssige Farbmasse.
Schon unter den den ältesten Negadefunden zeitlich voraufgehenden Funden von Täsa und Badäri
ist die rot polierte Ware vertreten (Brunton, Arch. Exped. Guide 1929 S. 3 ein einziges Exemplar
der neu entdeckten Tasakultur, Bad. Civil. Taf. 15 unten, einige Beispiele aus der Badärikultur). Auch
im Westdelta ist die rot polierte Ware vorhanden, aber in wesentlich helleren Farbtönen als z. B. in
Negade (Westdelta Taf. 24, manche Stücke sind außen und innen poliert). Für Negade siehe die Beispiele
unten. Auf dem mittel- bis spätvorgeschichtlichen Friedhof von Abusir el-Meleq sind dunkelrot und hellrot
polierte Gefäße vertreten; sie sind bis auf ein merkwürdiges Gefäß in Fischform (Nr. 237) und eine Ausguß-
kanne (Nr. 237 A) hier nicht wiederholt (Abusir el-Meleq S. 25 ff. und Taf. 14—16 Nr. 60—89; Nr. 68—70
besonders spitze Gefäße, Nr. 83—85 Ausgußkannen).
aa) Dunkelrot polierte Ware.
Wo nichts anderes bemerkt ist, sind die Gefäße außen vollständig, innen] nur am Rand poliert
sonst innen nur oberflächlich geglättet und auch nicht von derselben leuchtend roten Farbe wie außen
a) Schlanker Topf mit Standfläche.
211. (Tafel 10.)
Berlin 12987. 1895 aus Petries Funden bei Negade erworben, aus Grab 1591; Geschenk des
Herrn Martin Kennard. — Maße: Höhe 29 cm, Durchmesser oben 10,7 cm, Durchmesser der Stand-
fläche 8 cm. — Vgl. Corpus Taf. 13 Nr. 65 A. — Datierung: Frühvorgeschichtlich, SD 31.
ß) Bauchige Töpfe mit Standfläche.
212. Vier Töpfe. (Taf. 10.)
Erworben wie Nr. 211, Negade.
a) Berlin 13066. Aus Grab 346; Höhe 40 cm, Durchmesser oben 11,4 cm, Durchmesser der
Standfläche 9 cm. — Vgl. Corpus Taf. 11 Nr. 40 c, h.
D Lucas wendet sich gegen die bei den Ägyptologen übliche Bezeichnung Hämatit, die er nur für das richtige
Gestein, unseren Bluteisenstein, verwendet wissen will. Sowohl dieser wie die erdige rote Ockermasse sind eisenhaltig
und würden an sich die gleiche rote Färbung ergeben.
 
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