11. Waffen
A. Keulen.
H. Bonnet hat im ersten Kapitel seines Buches über die Waffen der Völker des alten Orients
verständnisvoll dargelegt, wie die Keule mit gerundetem Knauf als primitivste Waffe nichts weiter ist als
eine Sonderform des Knüppels (Schlagstocks). Auch der Röhrenknochen mit kräftigem Kopf, eine an sich
brauchbare Waffe, ist möglicherweise ein Urbild der geschäfteten Keule (Bonnet S. 5).
Für das vorgeschichtliche Ägypten kommen drei Keulenarten in Frage: die Tellerkeule, die Birnen-
keule mit der Abart der Buckelkeule und die Spitzenkeule; letztere bezeichnet Bonnet als Streitaxt1) (a. a. 0.
S. 16/7). Allen drei Arten ist gemeinsam, daß sie aus zwei Teilen, dem jetzt in der Regel fehlenden,
wohl meist aus Holz hergestellten Schaft und dem steinernen Keulenkopf bestehen, der zur Aufnahme des
Schafts durchbohrt ist. Tönerne Keulenköpfe sind nur als Modellstücke zu bewerten (vgl. darüber bei
den einzelnen Gruppen). Bonnet (S. 12) und Wolf (Bewaffnung S. 5) verbreiten sich über die Befesti-
gung des Stieles mit dem Keulenkopfe. Lehrreich ist dafür zunächst ein Tonmodell, das Kopf und Schaft mit
einem Bande oder Riemen umwickelt zeigt (Abb. 19, nach Amrah Taf. 12 Nr. 1). Da Nub. Surv. 07/08 Taf. 62c
Nr. 1 ein mit Leder umwickelter Holzstiel abgebildet ist (vgl. auf S. 12 ebenda die Hinweise auf die
Gräber von Friedhof 17), wobei sich das Leder den Rillen des Bohrkanals besser anzupassen vermochte
als das hölzerne Stielende, so nimmt Bonnet wohl mit Recht an, daß nach Umwicklung des Schaftendes der
Lederriemen durch die obere Öffnung des Bohrkanals gezogen, dann um den Keulenkopf herum nach unten
geführt und um den Schaft gewickelt wurde. So waren Schaft und Kopf durch den Lederriemen fest
zusammengehalten.
a) Tellerkeule.
Die in ihrer Form weniger selbstverständliche Tellerkeule erhält die erste Stelle, weil sie bis jetzt
in Oberägypteu am ältesten belegt und für Ägypten am eigentümlichsten ist. Sie besteht aus einer scharf-
kantigen, kreisrunden, entweder platten oder leicht einwärts gewölbten Scheibe, die sich kegelförmig nach
dem Stiel zu verjüngt. Sie ist in der Mitte durchbohrt, und zwar verjüngt sich wie bei den meisten
Keulen aller Arten der Bohrkanal nach dem oberen Ende zu; der scharfkantige Teller bildet also immer
den oberen Abschluß. Nach Petrie ist die Tellerkeule seit der ersten Negadekultur, schon in SD 31, also früh-
vorgeschichtlich belegt (Naqada Grab 1443); die weitaus meisten datierbaren Belege, darunter auch mehrere
vom frühvorgeschichtlichen Friedhof 17 bei Bahan in Nubien (Nub. Surv. 07/08 Taf. 62 c), weisen in dieselbe
Kulturschicht. In der Badarikultur scheint sie zu fehlen, ebenso fehlt sie im Fajjum und im westlichen
Delta. Die Tellerkeule wird im Verlauf der ägyptischen Vorgeschichte immer seltener und offenbar
mehr und mehr von der Birnenkeule verdrängt. So sind die in Hierakonpolis (II Taf. 27) gefundenen
Tellerkeulen in mehr oder minder entstellten Formen gewiß keine Gebrauchswaffen mehr, ebensowenig
9 Nur eine völlig singuläre Waffe läßt sich als Streitaxt bezeichnen, nämlich das Beil mit einer Kupferlinge
der sonst im MR üblichen Art, das ein Krieger auf dem in Bd. V Nr. 108 besprochenen Steingefäßbruchstiick schwingt.
Kupferklingen von Streitäxten sind sonst in der Vor- und Friihzeit nicht belegt. Die in Tombs of the Courtiers Taf. 5
Nr. 28 abgebildete, mit Recht als „jünger" bezeichnete Klinge mit halbkreisförmiger Schneide und Tülle zum Durchstecken
des Holzstiels kommt nicht vor dem MR vor und ist sicher eine palästinisch-syrische Waffe (vgl. Wolf, Bewaffnung S. 34).
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A. Keulen.
H. Bonnet hat im ersten Kapitel seines Buches über die Waffen der Völker des alten Orients
verständnisvoll dargelegt, wie die Keule mit gerundetem Knauf als primitivste Waffe nichts weiter ist als
eine Sonderform des Knüppels (Schlagstocks). Auch der Röhrenknochen mit kräftigem Kopf, eine an sich
brauchbare Waffe, ist möglicherweise ein Urbild der geschäfteten Keule (Bonnet S. 5).
Für das vorgeschichtliche Ägypten kommen drei Keulenarten in Frage: die Tellerkeule, die Birnen-
keule mit der Abart der Buckelkeule und die Spitzenkeule; letztere bezeichnet Bonnet als Streitaxt1) (a. a. 0.
S. 16/7). Allen drei Arten ist gemeinsam, daß sie aus zwei Teilen, dem jetzt in der Regel fehlenden,
wohl meist aus Holz hergestellten Schaft und dem steinernen Keulenkopf bestehen, der zur Aufnahme des
Schafts durchbohrt ist. Tönerne Keulenköpfe sind nur als Modellstücke zu bewerten (vgl. darüber bei
den einzelnen Gruppen). Bonnet (S. 12) und Wolf (Bewaffnung S. 5) verbreiten sich über die Befesti-
gung des Stieles mit dem Keulenkopfe. Lehrreich ist dafür zunächst ein Tonmodell, das Kopf und Schaft mit
einem Bande oder Riemen umwickelt zeigt (Abb. 19, nach Amrah Taf. 12 Nr. 1). Da Nub. Surv. 07/08 Taf. 62c
Nr. 1 ein mit Leder umwickelter Holzstiel abgebildet ist (vgl. auf S. 12 ebenda die Hinweise auf die
Gräber von Friedhof 17), wobei sich das Leder den Rillen des Bohrkanals besser anzupassen vermochte
als das hölzerne Stielende, so nimmt Bonnet wohl mit Recht an, daß nach Umwicklung des Schaftendes der
Lederriemen durch die obere Öffnung des Bohrkanals gezogen, dann um den Keulenkopf herum nach unten
geführt und um den Schaft gewickelt wurde. So waren Schaft und Kopf durch den Lederriemen fest
zusammengehalten.
a) Tellerkeule.
Die in ihrer Form weniger selbstverständliche Tellerkeule erhält die erste Stelle, weil sie bis jetzt
in Oberägypteu am ältesten belegt und für Ägypten am eigentümlichsten ist. Sie besteht aus einer scharf-
kantigen, kreisrunden, entweder platten oder leicht einwärts gewölbten Scheibe, die sich kegelförmig nach
dem Stiel zu verjüngt. Sie ist in der Mitte durchbohrt, und zwar verjüngt sich wie bei den meisten
Keulen aller Arten der Bohrkanal nach dem oberen Ende zu; der scharfkantige Teller bildet also immer
den oberen Abschluß. Nach Petrie ist die Tellerkeule seit der ersten Negadekultur, schon in SD 31, also früh-
vorgeschichtlich belegt (Naqada Grab 1443); die weitaus meisten datierbaren Belege, darunter auch mehrere
vom frühvorgeschichtlichen Friedhof 17 bei Bahan in Nubien (Nub. Surv. 07/08 Taf. 62 c), weisen in dieselbe
Kulturschicht. In der Badarikultur scheint sie zu fehlen, ebenso fehlt sie im Fajjum und im westlichen
Delta. Die Tellerkeule wird im Verlauf der ägyptischen Vorgeschichte immer seltener und offenbar
mehr und mehr von der Birnenkeule verdrängt. So sind die in Hierakonpolis (II Taf. 27) gefundenen
Tellerkeulen in mehr oder minder entstellten Formen gewiß keine Gebrauchswaffen mehr, ebensowenig
9 Nur eine völlig singuläre Waffe läßt sich als Streitaxt bezeichnen, nämlich das Beil mit einer Kupferlinge
der sonst im MR üblichen Art, das ein Krieger auf dem in Bd. V Nr. 108 besprochenen Steingefäßbruchstiick schwingt.
Kupferklingen von Streitäxten sind sonst in der Vor- und Friihzeit nicht belegt. Die in Tombs of the Courtiers Taf. 5
Nr. 28 abgebildete, mit Recht als „jünger" bezeichnete Klinge mit halbkreisförmiger Schneide und Tülle zum Durchstecken
des Holzstiels kommt nicht vor dem MR vor und ist sicher eine palästinisch-syrische Waffe (vgl. Wolf, Bewaffnung S. 34).
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