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HOLLÄNDISCHE LANDHÄUSER
des Architekten J. H. W. Leliman, Amsterdam

Die drei einfachen Landhäuser, die Architekt
J. H.W. Leliman in Bloemendaal, in Naarden
und in Laren in Holland erbaut hat, sind in dem Be-
streben erdacht und entstanden, allen Bedürfnissen
und Wünschen der Bauherren mit möglichst ge-
ringen Baukosten gerecht zu werden. Trotzdem in
den Abmessungen wie im Aufbau und Ausbau alles
wenn auch ohne Luxus so doch durchaus reichlich und
solid durchgeführt wurde, kostete jedes der Häuser
doch nicht mehr als ungefähr 20000 bis 25000 Mark.
Das Landhaus zu Bloemendaal und das zu Laren
liegen in der Heide, das zu Naarden steht ungemein
malerisch in einem an zwei Seiten von Kanälen
begrenzten Garten, dort wo das Hochland in das
von vielen Wasserläufen durchzogene Flachland
übergeht. Während sich das Landhaus zu Bloemen-
daal in ungezwungener Gruppierung aufbaut, wer-
den die beiden andern von der, allerdings nicht
restlos durchgeführten Tendenz zu regelmäßiger
symmetrischer Gestaltung beherrscht.
Das Landhaus zu Bloemendaal ist derart
auf den Abhang eines Hügels gestellt, daß seine
Gartenfassade um ein Geschoß höher ist als die
der Straße zugekehrte und hier abgebildete Front.
Während diese einen ziemlich geschlossenen Ein-
druck macht und im wesentlichen nur Nebenräume
umschließt, erscheint die Gartenfassade mit Bai-
konen und Terassen offener und fröhlicher; sie
liegt nach der Sonne und dem regelmäßig angelegten,
von hohen Bäumen umstandenen Garten; und doch
ist aus allen Wohnzimmern, die hier liegen, auch
ein Blick nach der allerdings sehr stillen Straße mög-
lich. ImUntergeschoß befindet sich hinter einer Vor-
halle ein Herrenzimmer, das mit seinen dunkel
gebeizten Holzvertäfelungen, und den behäbigen
Bänken um den großen gemauerten Kamin den Cha-
rakter eines gemütlichen Rauch- und Kneipzimmers
erhalten hat. Damit sich das Haus nicht allzugrell von
den dunkelgrünen Nadelhölzern des Gartens abhebe,
sind die Mauern nicht verputzt sondern in verfugtem
rotem Backsteinmauerwerk belassen worden. Und da
auch das Dach mit roten Ziegeln eingedeckt wurde,
sind Weiß, Grün und Rot die Farben, die sich zu
fröhlicher Gesamtwirkung vereinen.
Das Landhaus zu Naarden ist ein idyllischer
Sommersitz, der über einem etwas tiefer liegenden
Garten, beschattet von alten Eichen, auf einer be-
stehenden Terasse erbaut wurde. Die eigenartige
Grundrißgestaltung hat den Zweck, die Schönheiten

des Bauplatzes mit seinen reizvollen Ausblicken
nach allen Seiten recht ausnützen zu können. So hat
man schon beim Betreten des Hauses durch die
Glastüren, quer durch die Räume und den Garten,
ein überraschend schönes Landschaftsbild. Ein
achteckiges Wohnzimmer, eine Art Wohndiele, mit
angebauten Nischen für ein Herdfeuer, für Bücher-
schränke und den Schreibtisch, ist der Mittelpunkt
der Anlage. In einem der Flügel sind Kinderzimmer,
Schlafzimmer mit Badezimmer und die bequem zu-
gänglichen Toiletten angeordnet, im anderen das
Speisezimmer und die Küche mit den Nebenräumen,
die durch einen, unter der Treppe gelegenen und
als kleine Anrichte ausgebauten Gang mit den Wohn-
räumen in Verbindung stehen. Die Landschaft ver-
langte einen niedrigen, breit gelagerten Bau. Des-
halb sind die Schlafzimmer in das Dach eingebaut
worden; doch gelang es alle schrägen Wände durch
die Ausbauten der Dachfenster und durch geschickt
untergebrachte geräumige Kleiderschränke zu ver-
meiden. Auch alles übrige Mobiliar ist größtenteils
eingebaut.
Das Landhaus zu Laren, in der bekannten
Malerkolonie, liegt auf einer leichten Bodenwelle,
mit weitem Fernblick über Aecker und Heide, mit
einem Wäldchen im Rücken. Da das Haus nur aus
großer Entfernung gesehen werden kann, wählte der
Architekt einfache, ruhige, sogar etwas schwere
Grundformen. So hebt sich der Backsteinbau zwi-
schen zwei gestrichenen hölzernen Anbauten deut-
lich und wirkungsvoll vom grünen Hintergrund ab.
Alle Zimmer liegen nach der Gartenseite nach der
Sonne und der Fernsicht; sie sind groß und einem
Wunsch des Bauherrn entsprechend höher als die
der anderen Landhausbauten, deren Stockwerkhöhe
etwa drei Meter beträgt. Die Ausstattung ist einfach,
doch sind die Zimmer mit Wandvertäfelungen ver-
sehen.
Die Landhäuser Lelimans sind trotz aller zweck-
entsprechenden Einfachheit nicht langweilig nüch-
tern, nicht banal und bedeutungslos. Denn es sind
stets alle Möglichkeiten und Reize des Bauplatzes
wie der Bauaufgabe gefunden und in wirkungs-
vollster Weise herausgeholt worden. Und in dieser
disziplinierten künstlerischen Beschränkung und
gleichzeitigen Vollkommenheit sindLelimans Schöp-
fungen charakteristisch für die geschulteWohnkultur
Hollandsundvorbildlich auch außerhalb derGrenzen
dieses Landes. B
 
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