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Der Römerbrunnen zu Cöln a. Rh.

DER ROMERBRUNNEN IN CÖLN a. Rh.
Von Architekt und Bildhauer Franz Brantzky, Cöln a. Rh.

Von den vielen Brunnen, die in den letzten Jahren
in Cöln entstanden sind, ist der Römerbrunnen
wohl eine der bemerkenswertesten und eigen-
artigsten Schöpfungen. Nach einem vom Cölner
Verschönerungsverein veranstalteten Wettbewerb
erhielt Architekt Franz Brantzky, der mit diesem
Werk zum ersten Male als Bildhauer an die Oeffent-
lichkeit tritt, den Auftrag zur weiteren Ausarbeitung
und dann zur Ausführung seines Konkurrenzent-
wurfs.
Die Aufgabe war insofern eine aussergewöhn-
liche, als wichtige verkehrstechnische Forderungen
auf einem knappen Raum zu lösen waren. Der
Brunnen bildet nämlich die Vermittlung zwischen
der tiefliegenden Komödienstraße und der um
etwa 2 Meter höher liegenden Burgmauer. Da an
der Stelle ein reger diagonaler Fuhrwerksverkehr
herrscht, so hat der Künstler die alte bewährte
verkehrstechnische Anlage der Diagonalstragen bei-
behalten. Um jedoch das starke Ansteigen der
Straßen für das Auge zu mildern, sind die beider-
seits entstehenden mit Baumgruppen geschmückten
Dreieckszwickel über den höchsten Punkt horizon-
tal hochgezogen. Hierdurch entstehen als Kulissen
zwei kräftige Punkte, zwischen denen sich der
Brunnen in schönem Muschelkalk erhebt. Da er

zum Teil auf den Fundamenten eines ehe-
maligen römischen Tores mit anschließender
Stadtmauer steht, entstand die Idee für einen
Römerbrunnen.
Der Aufbau der Anlage ist klar und einfach.
Die geschwungene Brüstung der hochgelegenen
Burgmauer ist gegen das Brunnenbecken mit neun
Hochreliefs, mit römisch kulturellem Inhalt ge-
schmückt. Sie haben zumeist in der Komposition
eine senkrechte Tendenz und wechseln mit drei
kleinen wasserspeienden Löwenköpfchen ab, sodaß
eine prickelnde Frieswirkung entsteht. Hinter
diesem geschwungenen Fries steht hoch oben in
der Mitte — von zwei gekuppelten Pfeilern ge-
tragen — die kapitolinische Wölfin in Stein über-
tragen, als Sinnbild der Gründung Roms; kräftig
modellierte Köpfe römischer Kaiser in kleinen
Nischen zwischen den Pfeilern wirken reizvoll be-
lebend.
Die ganze Anlage fügt sich mit feinem Empfinden
den umliegenden Gebäuden ein, was hauptsächlich
durch die breite niedere Lagerung der Hauptmassen
des Brunnens erreicht wird. Architekt und Bild-
hauer in einer Person haben hier ein Werk ge-
schaffen, bei dem sich die beiden Schwesterkünste
zur wohltuenden Wirkung vereinigen. M. F.
 
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