Professor Richard Berndl, München
Friedhofanlage für die Gefallenen einer Batterie, die hinter dem Hügel gedeckt stand; auf der Denksäule
Nachbildungen von Geschossen in Stein
KRIEGS- UND GRABDENKMALE
VON
PROFESSOR RICHARD BERNDL
Mit einem grundsätzlichen Begleitwort von Jos. Popp
Der künstlerische Wert und Reiz reifer Werke der Vergangen-
heit besteht in einem Zweifachen: wir bewundern sie wegen
ihrer eigensten Wirkungen und genießen sie als Ausdruck eines
allgemeinen Kunstwollens, das sie typisch wiederspiegeln. Die
individuelle Schöpfung wdrd zugleich Vertreter einer geistigen
Gemeinschaft: eines Stiles. Dadurch rücken uns auch Anfangs-
werke nahe und sind uns manchmal selbst interessanter als die
völlig ausgereiften; dadurch gewinnt auch ein geringeres Stück
über sich hinaus Bedeutung. — Kannst du ein Ganzes nicht
sein, schließ an ein Ganzes dich an!
Man betrachte unter diesem Gesichtspunkt etwa das Denk-
mal oderauch nur dasGrabmal, um sich von derWahrheitdieser
Erkenntnis zu überzeugen. Messen wir daran die unzähligen
Entwürfe, die sich in den Dienst der „Kriegs"-Kunst gestellt,
so ergibt sich als ihr schmerzlichster Mangel die Stillosigkeit.
Die meisten erstreben einen stilgemäßen Eindruck durch ge-
schichtliche Formen; aber die besten Leistungen dieser Art
beweisen nur aufs neue, daß man mit der Aneignung erprobter
Formen nicht auch deren Geist besitzt. Noch schlimmer ist es,
wenn die altenFormen bloß ummontiert und verbalhornt werden.
MOD. BAUFORMEN 1916. 111. 1
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