Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst (15.1916)

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weisende Hand, Sterne, aus Wolken dringende Strahlen, der
Lebensbaum u. ä.
Faßt man die Aufgabe noch enger als Scheidung von Denk-
und Grabmal, so werden sich weitere Anhaltspunkte für eine
charakteristischeForm ergeben. Die scharfeTrennung der beiden
Gruppen, wie sie die Wiener Vereinigung betont, scheint mir
aber nicht immer durchführbar noch notwendig:
„Grabmale müssen immer unmittelbaren Zusammenhang
mit der Erde haben, mit dem Lasten, mit dem Vergehen —
Denkmale dagegen etwas Hochstrebendes, Befreiendes und in
den Himmel Ragendes sein. Grabmale sollen hinunterwirken,
Denkmale hinaufwirken. Grabmale sind Erinnerungen an
Menschen, Denkmale eigentlich Erinnerungen an Ideen.“
Grabmale können zugleich Denkmale sein und sind es seit
den Pyramiden in tausend Fällen geworden; auch Grabmale
können über die Erde hinausweisen und Ausdruck von Ideen
sein, wie Denkmale der Erinnerung an Menschen dienen.

Immerhin wird sich eine typische Trennung überall da als
Pflicht erweisen, wo sie sich ungezwungen ergibt.
Daß die hier entwickelte Theorie sich verwirklichen läßt,
beweisen u. a. die Entwürfe von Rich. Berndl. Sie sind gute Bei-
spiele, wie man aus dem Geist der Sache und unter Ausnützung
aller Gegebenheiten auch mit einfachsten Mitteln stimmungs-
voll zu wirken vermag, wie auch innerhalb einer typischen Ge-
staltung sich aus der Besonderheit der Aufgabe wechselvolle
Einzelformen ergeben. Man ersieht daraus, wie sich aus dem
neuen Durchdenken und Erleben alter Aufgaben neue künst-
lerische Möglichkeiten entwickeln, die durch ihre sachliche
Behandlung auch mit der Vergangenheit Zusammenhang ge-
winnen. Möchten die besten modernen Künstler uns viele der-
artige Schöpfungen schenken! Vielleicht erreichen wir dann die
uns noch fehlende Denkmalskultur. Es wäre ein schönes
Geschenk des gegenwärtigen Krieges an die gegenwärtige
Kunst und ihre kommende Blüte.


Professor Richard Berndl, München
Denkstein für eine Schlacht