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Nun fehlte in den Vorbauten als Gegengewicht zum Ge-
höft eine größere Halle, die zugleich den Ring um den ein-
gefriedigten Platz vollständig schloß. Da weit und breit keine
Trinkgelegenheit vorgesehen war, durfte hier ein Ausschank
errichtet werden, und Architekt InderMühle legte an der
Jahresversammlung zu Freiburg 1912 der Schweiz.-Vereinigung
für Heimatschutz den Vorschlag nahe, hier in den Innen-
räumen eines Wirtshauses einzelne Bestrebungen wirksam
vorzuführen. Auch da lehnte der Architekt wiederum das
Ansinnen ab, die Kopie irgendeines beliebten Landgasthauses
hinzustellen. Er wollte aus Holz, Gips, Tüchern und Ziegeln
einen Ausstellungsbau errichten im gleichen Sinne, wie in den
übrigen Hallen dieser Gruppe, der modern eingerichtet, als
Ausstellungswirtschaft dienen mußte. Als der Gedanke ein-
gebracht wurde, statt einer langweilig gelehrten Heimatschutz-
Papierausstellung in Inventarstücken, Büchern, Gegenüber-
stellungen guter und schlechter Beispiele und graphischen
Darstellungen einen lebendigen Ausstellungsbetrieb, in einem
Saale gute volktümliche Unterhaltungskunst zu bieten, kam
der Baumeister dazu, das Wirtshaus breiter anzulegen und
einen oberen Stock hinzuzufügen. Nun erst, da das Wirtshaus
gesichert war, tauchte der Name „Dörfli“ auf und der Archi-
tekt mußte sich noch im Einführungswort zum Katalog der
Unterschiebung romantischer Gedanken erwehren: „Dörfli“.
Weder ein Schweizerdorf im Sinne der Genfer Ausstellung,
noch ein Heimatschutz- oder Musterdorf soll es sein. Eine
Gruppe Ausstellungsbauten, nicht mehr und nicht weniger,
entstanden als Rahmen für eine bestimmte Kategorie von
Ausstellungsarbeiten.
So konnten hier durch Monate hindurch den Besuchern
in einer leichtfaßlichen, ansprechenden und deshalb eindring-
lichen Weise in der Ehrlichkeit des Bauens, in dem Sich-
kümmern um das Große und Kleine zugleich, die Absichten
des modernen Bauschaffens vor Augen gestellt werden."
Karl InderMühle, Bern
Aus dem Kreuzgang des „Dörfli“ der Schweizerischen Landesausstellung zu Bern
Nun fehlte in den Vorbauten als Gegengewicht zum Ge-
höft eine größere Halle, die zugleich den Ring um den ein-
gefriedigten Platz vollständig schloß. Da weit und breit keine
Trinkgelegenheit vorgesehen war, durfte hier ein Ausschank
errichtet werden, und Architekt InderMühle legte an der
Jahresversammlung zu Freiburg 1912 der Schweiz.-Vereinigung
für Heimatschutz den Vorschlag nahe, hier in den Innen-
räumen eines Wirtshauses einzelne Bestrebungen wirksam
vorzuführen. Auch da lehnte der Architekt wiederum das
Ansinnen ab, die Kopie irgendeines beliebten Landgasthauses
hinzustellen. Er wollte aus Holz, Gips, Tüchern und Ziegeln
einen Ausstellungsbau errichten im gleichen Sinne, wie in den
übrigen Hallen dieser Gruppe, der modern eingerichtet, als
Ausstellungswirtschaft dienen mußte. Als der Gedanke ein-
gebracht wurde, statt einer langweilig gelehrten Heimatschutz-
Papierausstellung in Inventarstücken, Büchern, Gegenüber-
stellungen guter und schlechter Beispiele und graphischen
Darstellungen einen lebendigen Ausstellungsbetrieb, in einem
Saale gute volktümliche Unterhaltungskunst zu bieten, kam
der Baumeister dazu, das Wirtshaus breiter anzulegen und
einen oberen Stock hinzuzufügen. Nun erst, da das Wirtshaus
gesichert war, tauchte der Name „Dörfli“ auf und der Archi-
tekt mußte sich noch im Einführungswort zum Katalog der
Unterschiebung romantischer Gedanken erwehren: „Dörfli“.
Weder ein Schweizerdorf im Sinne der Genfer Ausstellung,
noch ein Heimatschutz- oder Musterdorf soll es sein. Eine
Gruppe Ausstellungsbauten, nicht mehr und nicht weniger,
entstanden als Rahmen für eine bestimmte Kategorie von
Ausstellungsarbeiten.
So konnten hier durch Monate hindurch den Besuchern
in einer leichtfaßlichen, ansprechenden und deshalb eindring-
lichen Weise in der Ehrlichkeit des Bauens, in dem Sich-
kümmern um das Große und Kleine zugleich, die Absichten
des modernen Bauschaffens vor Augen gestellt werden."
Karl InderMühle, Bern
Aus dem Kreuzgang des „Dörfli“ der Schweizerischen Landesausstellung zu Bern