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Pazaurek, Gustav Edmund
Gläser der Empire- und Biedermeierzeit — Monographien des Kunstgewerbes, Band 13/​15: Leipzig: Verlag von Klinkhardt & Biermann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.62689#0209
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bie Transparentmalerei von Kothgasser und seinen Nachfolgern.

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häufig der weiße Emailgrund desselben, der an Stelle der Mattierung der Mohn-
Werkstätte trat, namentlich dann, wenn das Glas, elwa seit 1820 (ebenfalls zum
Unterschied von den beiden Mohn, die diese, auch der Porzellanindustrie entnommene
Geschmacksentgleisung nicht kannten) oft außen ganz mit Silber, innen ganz mit
Gold oder auch außen und innen nur mit Gold überzogen wird, recht intensiv ge-
wählt, wodurch aber die Transparenz ganz aufgehoben erscheint (Abb. 170). Das
schmale, gelbgeätzte Rähmchen, das das Bild einfaßt, zeigt fast immer die gleiche
antikisierende Goldblättchen-Anordnung — wie bei den Wiener Porzellanen —, und
auch auf der Mundbordüre der Rückseite kehren die wenigen Varianten von Blümchen-
ranken, mit Goldlinien abwechselnden Rosetten oder Punktsternchen, Spitzbogenfriesen
oder Zinnenornamenten gewöhnlich wieder.



Abb. 173. Kothgasser-Ranftbecher
mit der Wiener Karlskirche, um 1825.
(Wien, Sammlung St. Rath.)

Abb. 174. Kothgasser-Ranftbecher
mit Schönbrunn, um 1820.
(Hamburg, Museum f. Kunst u. Gewerbe.)


Statt „La cathedrale de St. Etienne ä Vienne“ wird nun in gleicherweise in das
silbergelb geätzte Goldblättchen-Rähmchen derselben geschliffenen Fußwulstgläser ab-
wechselnd die ganze Serie von Panoramen aus Wien und Umgebung einge-
spannt, die vornehmste Ansichtskartenserie der damaligen Zeit, die unmittelbar vorher
auch für Einzelgeschenke auf Wiener Porzellan1) in gleicher Reichhaltigkeit und in fast
übereinstimmender Ausführung bereits die größte Beliebtheit gefunden hatte, und
zwar auch meist mit französischer Beschriftung, schon für die vielen internationalen
Gäste, die der Wiener Kongreß in die lebenslustige Donaumetropole zusammen-
geführt hatte: „Place de la Cour Imp.le et Roy.le ä Vienne“, der innere Burghof noch
ohne das Kaiser Franz-Denkmal (z. B. mit neuer Widmungszutat in der Sammlung
’) Vgl. J. Folnesics: Die Wiener Porzellansammlung Karl Mager (1914), Nr. 227ff., die mit
der Sammlung des Österreichischen Museums so ziemlich die vollständige Musterkarte der
Wiener Panoramentassen, namentlich aus den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts,
vereinigt; auf einem besonders schönen Frühstüdcsservice von 1801 (Nr. 147) daselbst finden
wir den Neuen Markt, den Stock-im-Eisen-Platz, die Leopoldstadt, den Prater, den Augarten
und die Brigittenau auf die einzelnen Stücke verteilt, alles Bilder, die in gleicher Weise später
auch auf Kothgasser-Gläsern wiederkehren.
 
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