Die Hauseinrichtung unserer Vorfahren
ist uns durch Nachbildungen und
Rekonstruktionen aller Art völlig geläufig;
die „Renaissance-Zimmer“ in den Kunst-
gewerbe-Museen, die Wohnzimmer mit
Renaissance-Möbeln in vielen hundert
Häusern deutscher Künstler und Sammler,
die zahlreichen Publikationen über deutsche
Möbel, voran G. Hirths „Deutsches Zim-
mer“, haben in den weitesten Kreisen
Sinn und zum Teil auch Verständnis für
die Einrichtung des altdeutschen Hauses
verbreitet. Das vor wenigen Jahren er-
öffnete Schweizer Landesmuseum in Zürich,
die Schöpfung von Heinrich Angst, bietet
in seiner Folge alter Schweizer Zimmer
mit ihrer alten Einrichtung die treueste,
in jeder Beziehung musterhafte Illustration
auch für das deutsche Wohnzimmer vom
Mittelalter bis zum Ende des XVIII. Jahr-
hunderts. Aehnliches ist im neuen Kunst-
gewerbemuseum zu Köln speciell für Nieder-
deutschland erstrebt und erreicht worden.
In Frankreich hat sich das Mobiliar der
französischen Renaissance fast noch mehr
in den Wohnräumen eingebürgert als bei
uns; es ist mit noch grösserer Pietät ge-
sammelt und konserviert worden, und die
zahlreichen Publikationen sind nicht nur
durch Pracht, sondern vielfach auch durch
Treue der Nachbildungen und wissenschaft-
lichen Wert vor ähnlichen Werken über
deutsche Hausmöbel vorteilhaft ausge-
zeichnet.
Für Italien müssten wir, so wird man
von vorn herein annehmen, reiches Ma-
terial in den Sammlungen und eine Fülle
von ausgezeichneten Publikationen über
Bode, Italienische Hausmöbel.
das Mobiliar aus der Renaissancezeit be-
sitzen, zumal von deutschen Autoren; hat
doch die Kunst Italiens uns Deutsche zu-
erst und am stärksten gefesselt und übt
noch immer in gleicher Weise ihre An-
ziehungskraft auf uns aus. Doch ist
gerade das Gegenteil der Fall. Dank der
Gleichgültigkeit, die man in Italien mass-
gebenden Ortes gegen alles, was nicht hohe
Kunst ist, bis heute an den Tag legt,
dank dem Unverständnis der früheren Be-
sitzer und der Unkenntnis und Rücksichts-
losigkeit der grossen Mehrzahl des kaufen-
den Publikums, der Privaten wie der Mu-
seumsvorstände, welche die Möbel für ihre
Zwecke adaptierten und restaurierten, ist
das Material, aus dem wir uns eine rich-
tige Vorstellung über die Einrichtung des
italienischen Zimmers zur Zeit der Re-
naissance machen können, verhältnis-
mässig sehr gering. Selten nur finden
wir italienische Möbel dieser Zeit, welche
nicht durch Waschen, Wachsen, Polieren,
wenn nicht durch grössere Restaurationen
und willkürliche Zusammenstellungen in
mehr oder weniger empfindlicher Weise
beeinträchtigt worden wären. Haben doch
nur wenige eine Ahnung davon, dass die
italienischen Möbel, auch wenn sie nicht
bemalt waren, regelmässig eine Tönung
erhielten, ohne die sie so reizlos sind wie
etwa ein Bild ohne Lasuren. Nur die
Riesenspeicher, die sich das South Ken-
sington-Museum benennen, haben in ihrem
chaotischen Bestand an unschätzbaren
Kunstwerken aller Art auch zahlreiche
italienische Möbel verschiedenster Gattung
aufgehäuft, die durch ihre Vortrefflichkeit
1
ist uns durch Nachbildungen und
Rekonstruktionen aller Art völlig geläufig;
die „Renaissance-Zimmer“ in den Kunst-
gewerbe-Museen, die Wohnzimmer mit
Renaissance-Möbeln in vielen hundert
Häusern deutscher Künstler und Sammler,
die zahlreichen Publikationen über deutsche
Möbel, voran G. Hirths „Deutsches Zim-
mer“, haben in den weitesten Kreisen
Sinn und zum Teil auch Verständnis für
die Einrichtung des altdeutschen Hauses
verbreitet. Das vor wenigen Jahren er-
öffnete Schweizer Landesmuseum in Zürich,
die Schöpfung von Heinrich Angst, bietet
in seiner Folge alter Schweizer Zimmer
mit ihrer alten Einrichtung die treueste,
in jeder Beziehung musterhafte Illustration
auch für das deutsche Wohnzimmer vom
Mittelalter bis zum Ende des XVIII. Jahr-
hunderts. Aehnliches ist im neuen Kunst-
gewerbemuseum zu Köln speciell für Nieder-
deutschland erstrebt und erreicht worden.
In Frankreich hat sich das Mobiliar der
französischen Renaissance fast noch mehr
in den Wohnräumen eingebürgert als bei
uns; es ist mit noch grösserer Pietät ge-
sammelt und konserviert worden, und die
zahlreichen Publikationen sind nicht nur
durch Pracht, sondern vielfach auch durch
Treue der Nachbildungen und wissenschaft-
lichen Wert vor ähnlichen Werken über
deutsche Hausmöbel vorteilhaft ausge-
zeichnet.
Für Italien müssten wir, so wird man
von vorn herein annehmen, reiches Ma-
terial in den Sammlungen und eine Fülle
von ausgezeichneten Publikationen über
Bode, Italienische Hausmöbel.
das Mobiliar aus der Renaissancezeit be-
sitzen, zumal von deutschen Autoren; hat
doch die Kunst Italiens uns Deutsche zu-
erst und am stärksten gefesselt und übt
noch immer in gleicher Weise ihre An-
ziehungskraft auf uns aus. Doch ist
gerade das Gegenteil der Fall. Dank der
Gleichgültigkeit, die man in Italien mass-
gebenden Ortes gegen alles, was nicht hohe
Kunst ist, bis heute an den Tag legt,
dank dem Unverständnis der früheren Be-
sitzer und der Unkenntnis und Rücksichts-
losigkeit der grossen Mehrzahl des kaufen-
den Publikums, der Privaten wie der Mu-
seumsvorstände, welche die Möbel für ihre
Zwecke adaptierten und restaurierten, ist
das Material, aus dem wir uns eine rich-
tige Vorstellung über die Einrichtung des
italienischen Zimmers zur Zeit der Re-
naissance machen können, verhältnis-
mässig sehr gering. Selten nur finden
wir italienische Möbel dieser Zeit, welche
nicht durch Waschen, Wachsen, Polieren,
wenn nicht durch grössere Restaurationen
und willkürliche Zusammenstellungen in
mehr oder weniger empfindlicher Weise
beeinträchtigt worden wären. Haben doch
nur wenige eine Ahnung davon, dass die
italienischen Möbel, auch wenn sie nicht
bemalt waren, regelmässig eine Tönung
erhielten, ohne die sie so reizlos sind wie
etwa ein Bild ohne Lasuren. Nur die
Riesenspeicher, die sich das South Ken-
sington-Museum benennen, haben in ihrem
chaotischen Bestand an unschätzbaren
Kunstwerken aller Art auch zahlreiche
italienische Möbel verschiedenster Gattung
aufgehäuft, die durch ihre Vortrefflichkeit
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