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Müller, Walther
Die Theseusmetopen vom Theseion zu Athen in ihrem Verhältnis zur Vasenmalerei — Göttingen, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.901#0045
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— 45 —

In der Folgezeit nun fügen die Maler in Übereinstimmung der
Darstellung die verhängnisvolle Bettstelle hinzu, auf der Prokrustes
die unglücklichen Opfer ausreckte. Dass die Bilder sämtlich jünger
sind, als die besprochenen, soweit sie wenigstens in Abbildungen pu-
bliziert sind (10—13), darüber kann nach dem Stil kein Zweifel herr-
schen. 16 wird sich wohl wieder 10 anschliessen. In diesen Darstel-
lungen also hat Theseus eben seinen Feind überrascht, der auf seinem
Lager der Kühe pflegte. Prokrustes ist emporgefahren und im Begriff
herunterzuspringen (10, 13), oder dies ist ihm schon gelungen, und er
sucht sein Heil in der Flucht (11, 12). Von 14 und 15 wird angegeben,
er sei auf sein Lager hingesunken. Vielleicht ist auch dieses vielmehr
als ein Aufspringen zu fassen. Der Räuber stützt dabei die Rechte
auf das Gestell, während die Linke den Gestus des Flehens macht.
Das linke Bein stellt er hoch auf die Bettstelle (13), das rechte lässt
er herabhangen. In 10 schweben beide Beine in der Luft. Es scheint
diese merkwürdige Lage aus dem Skironbilde derselben Vase ent-
nommen zu sein, das seinerseits wieder auf die Metope zurückgeht
(s. u. Skiron). Wo Prokrustes auf der Flucht begriffen ist, streckt er
den rechten Arm aus, welchen Theseus packt, den linken senkt er (11)
oder stützt ihn auf die anscheinend gebrochene Bettstelle (12). Die
Stellung des Siegers bleibt überall dieselbe. Meist hält er den Ham-
mer in der gesenkten Rechten. Nur in 10 schwingt er ihn mit beiden
Händen über dem Haupte, in 13 hebt er ebenso die Keule, welche er
als Trophäe in seinem ersten Siege, über Periphetes, errungen mit der
Rechten, während er die Linke nach hinten senkt. Nur einmal (14) ist
eine weibliche Nebenfigur dem Prokrustes hinzugefügt, die für ihn um
Gnade bittet, vielleicht ein Lokalwesen.

Auch dieser Typus knüpft sicherlich an ein Vorbild an. Anklänge
an die Metope zeigt er nur in der Stellung des Theseus (10, 13).
Vielleicht muss auch hier eine Komödie oder ein Satyrspiel als Quelle
vermutet werden. Aus diesem wäre dann auch die Kline herüberge-
nommen, die den älteren Bildern fehlt. Nach dem Alter ordnen sich
diese Darstellungen so: 11, 10, 12, 13. 11 steht auf der Grenze der
strengen und schönen Malerei, 13 repräsentiert den vollkommenen Stil.
Für 17 fehlt mir eine nähere Angabe, als die Gurlitts; bei 18 lässt
die Beschreibung im Stiche.

Werfen wir einen kurzen Rückblick, so entwickelt die Metope
wiederum nur geringe Einflüsse und zwar anscheinend unmittelbar nach
ihrer Fertigstellung. Die spätere Zeit hat sie fast gar nicht berück-
sichtigt, weil sie den Stoff durch Hinzufügung des Bettes umgestaltete.
In der Stellung des Theseus folgt sie den alten Vorbildern bis auf 10
und 13. Euphronios und seine Zeitgenossen haben die Metope nicht
 
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