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Müller, Walther
Die Theseusmetopen vom Theseion zu Athen in ihrem Verhältnis zur Vasenmalerei — Göttingen, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.901#0064
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Nachträge:

ad. I. a. Unter die ältesten Vasen, welche Theseus noch bärtig dar-
stellen, ist eine Vase Campana einzuschieben (Monum. VI,
Tf. 15), welche aber schon von Eoulez mit Kecht als
archaistisch bezeichnet ist.
b. Der Typus, welcher sich auf vielen rotfigurigen Vasen mit
gewisser Gleichförmigkeit wiederholt und Minotaur hin-
gesunken darstellt, könnte auf die athenische Gruppe zurück-
gehen, die auf der Akropolis als Pendant zur Athena-
Marsyas-Gruppe aufgestellt war. (Paus. I, 24,1.)

ad II. a. Ich habe für die marathonische Gruppe (Paus. I, 27,9) an-
genommen, der Stier werde geführt. Pausanias erzählt
freilich, ohne überhaupt die Gruppe zu beschreiben, Theseus
habe das Tier auf die Burg getrieben und dort der Athena
geopfert. So viel lässt sich daraus doch jedenfalls entnehmen,
dass der Kampf und die Fesselung nicht dargestellt waren.
Sonst würde P. nicht unterlassen haben, ein äsäeßävov ein-
zufügen. Da uns nun keine Vase Theseus vor Augen führt,
wie er am Altar der Göttin den Stier erschlägt, so möchte
ich schliessen, dass auch jenes Werk nicht diesen Moment,
sondern den von den Vasen gewählten veranschaulichte, und
dass diese eben als Nachahmungen des marathonischen
Anathems aufzufassen sind,
b. Nachträglich ist mir noch eine Vase (Amal. 1878, Tf. D;
p. 36; Bullet. 1865, p. 219) zu Gesichte gekommen, die
einerseits Herakles und Antaios, andrerseits doch wohl
Theseus mit dem Stiere darstellt. Schwerlich wird der
Maler Herakles einmal bärtig, das andere Mal unbärtig dar-
gestellt haben. Anordnung und Stellung gleichen dem
Euphroniosbilde auffallend. Aber anstatt die Stricke anzu-
ziehen, packt Theseus den Stier im Nacken und hält in der
Rechten die Keule anscheinend, um den Stier zu ersehlagen.
Die Waffe ist wohl eine willkürliche Zuthatdes Malers, der
dadurch freilich den Sinn der Handlung bedeutend ver-
änderte. Die Technik verweist das Bild in die Zeit des
Euphronios.
 
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