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Müller, Walther
Die Theseusmetopen vom Theseion zu Athen in ihrem Verhältnis zur Vasenmalerei — Göttingen, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.901#0049
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— 49 —

Bei den übrigen Vasenbildern, die sämtlich der rotfigurigen Technik
angehören, steht die Deutung teils durch Inschriften teils durch Ein-
reihung des Kampfes unter andere Theseusabenteuer fest Eine Gruppe
aus den Anfängen der neuen Technik bilden die Darstellungen des
Duris, Euphronios und Euthymides Gurlitt und Klein weisen darauf
hin, wie die ersten beiden Bilder uns eigentlich erst die Metope ver-
stehen lehrten. Der Gedanke ist an sich schön und bestechend, beweist
aber nicht, dass jene Maler die Metope gekannt Hätte vielmehr die
Zeit uns diese allein herübergerettet, wir kämen nicht darauf, den Ver-
lauf des Kampfes so zu rekonstruieren, wie die Vasenbilder andeuten.
Wir würden einfach annehmen, Theseus habe sich den Untergriff irgend-
wie zu verschaffen gewusst und dann den Unhold von der Erde
emporgehoben. Dem Bildhauer hat auch wohl kaum eine andere Auf-
fassung der voraufgehenden Momente vorgeschwebt Jene aber Hessen
hier der charakteristischen Tugend ihres Helden, der Gewandtheit, nicht
dem fteyeüos oder der ^üfirj, freien Lauf, und zwar so einmütig, wie sie
auch sonst zusammengehen, dass man eine bestimmte Quelle bildlicher
oder litterarischer Art, oder einen bekannten Kunstgriff der Einger-
schule vermuten möchte. Theseus ist mit geschickter Wendung dem
ersten Griffe des Unholds, der ihn vielleicht durch Umklammerung
seiner Arme sofort wehrlos gemacht hätte, zuvorgekommen, indem er
den Kopf des Genannten duckte und zwischen seine Arme nahm, die
er möglichst weit unter .den Leib seines Gegners schob. Hier legte er
die Hände fest zusammen, ohne sie zu falten. Duris nun und der Be-
schreibung nach auch die Vasen 2 und 8 gehen noch ein Stadium
weiter. Theseus rechts gewendet, hebt schon an. Kerkyon hat den
Boden bereits verloren und streckt unwillkürlich die Füsse nach unten
aus, als könne ihn noch, wie Antaios aus dem Boden Kraft schöpfte,
die kleinste Berührung mit der Erde vor seinem furchtbaren Schick-
sale retten. Ebenso sucht er mit dem rechten Arme am Bücken des
Theseus noch einen Halt, während er den linken gegen den Bauch
desselben stemmt, um sich der unerfreulichen Umarmung zu entwinden.
In 2 und 8 schlingt er umgekehrt den linken Arm um den Leib des
Gegners, während die Bechte dessen Fuss zu haschen sucht, oder sich
auf den Boden stützt. Im allgemeinen ist die Darstellung noch von
schwerer Starrheit beherrscht. Obwohl der Moment lebensvoll ist,
scheint ein dem widersprechender Stillstand eingetreten zu sein. Leben-
diger entwickelt schon Euphronios die Scene (3), wenngleich er ein früheres
Stadium wählt: Kerkyon hat seine feste Stellung noch nicht verloren,
sondern schlingt noch im Übergriffe die Arme um den Bücken des
Gegners. Hier bedingte der Charakter des gewählten Momentes eine
gewisse Ruhe der Darstellung. Denn es lässt sich oft beim Ringkampfe

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