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Münchener Bilderbogen — 1.[1848] Nro. 1-24

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Das Zauberpferd


M


Hcrausgegebcn und verlegt von Braun Schneider in Mü n ch en.

Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von l)r. C. Wolf L Sohn in München.


In derselben Nacht als Leopold mit dem Zau-
berer sprach, saß Friedrich ganz traurig auf seinem
einsamen Turme und dachte nach über sein Unglück.
Es mochte wohl schon drei Viertel auf cilf sein;
alles schlief schon, da klopfte es auf einmal an seiner

bewachte ihn sorgfältig, so daß an ein Entkommen nicht
zu denken war. Friedrich hatte einen Bruder, der hieß
Leopold. Als dieser die Nachricht hörte von dem Un-
glück, das seinen Bruder betroffen, war er sehr traurig,
und besann sich hinüber und herüber, wie demselben
zu helfen sei. Da er nun gar keinen Rat wußte,
ließ er den Zauberer kommen und versprach ihm fünf-
hundert Gulden, nebst 6 Bouteillen Wein und einen
neuen Rock, wenn er seinen Bruder befreien würde.
Der Zauberer war sehr zufrieden und sagte, daß er sich
eine sehr große Ehre daraus mache, wenn nur Fried-
rich auch das tun wolle, was er von ihm verlange.

Ihr weiter kommt, ich werde
schon wieder loskvmmen und
frei werden mit Gottes Hülfe."
Und so war es auch; denn
kaum graute der Morgen, als
ein Kurier mit verhängtem
Zügel zu dem Turme heran-
gesprengt kam, der einen Brief
brachte, in welchem geschrie-
ben stand: „Daß Ludwig dem
Friedrich die Freiheit schenke,
und daß sie wieder Freunde
sein wollten, wie sie es in ihrer
Jugend gewesen waren."

MlKor alter Zeit waren einmal zwei Ritter. Sic waren
HW Jugcndkameradcn. Der eine hieß Friedrich, der
war ein Österreicher, und der andere hieß Ludwig, der
war ein Bayer. Sie hielten lange gute Freundschaft
unter einander, bis zur Zeit, da der deutsche Kaiser
Heinrich VII. mit Tod abging. Da strebte jeder von
den beiden nach der deutschen Kaiserkrone. Darüber
kam es zu einen: großen Krieg zwischen den beiden
Jugendkameraden. In einer blutigen Schlacht unterlag
Friedrich, und ward sogar zum Gefangenen gemacht.
Man brachte ihn unter starker Bedeckung auf einen
einsamen Turm in einer ganz entlegenen Gegend und

Münchener Bilderbogen.
II. Auflage.
(Alle Rechte Vorbehalten.)

Freunden." Da nmzog ein finsterer Ernst Friedrichs
Stirne und er sprach: „Hort Ihr, Herr Zaubcrcv,
es wäre mir sehr angenehm, wenn Ihr Euch mit
samt Eurem Zauberpferd zum Schinder scheret; das
sind Lumpereien, auf die ich nichts halte; macht, daß

Türe. „Herein!" — Mit den Worten: „Ich hab'
die Ehr' recht guten Abend zu wünschen," trat der
Zauberer in das Zimmer. „Wer seid Ihr," sprach
Friedrich, was ist Euer Begehr und Was wollt Ihr
hier?" „Ich komme, um Euch von hier fortzuführen
zu den Eurigen." „Wie vermögt Ihr dies, da der
Turm Wohl verwahrt und mit'Kriegsknechten bewacht
ist?" „Tretet zum Fenster, da werdet Ihr sehen ein
schwarzes Zauberpferd, das ungeduldig wiehert und
die Ziegel des Daches stampft; auf seinen Rücken
schwingt Ihr Euch und es wird Euch schnell wie der
Sturmwind durch die Nacht dahin tragen zu Euern


W
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