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Münchener Bilderbogen — 24.[1871] Nro. 553-576

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Nro. 557
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https://doi.org/10.11588/diglit.51588#0008
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Seinem Schicksal kann niemand entgehen

557

Da gerade Freimertelstunde ist, so vergnügen sich die größeren
Zöglinge, den Esel ans allerlei Art zu necken.

Vor dem Gymnasium hält ein Wagen nut einem Eset
bespannt. Der Besitzer des Fuhrwerks hat sich entfernt,
um seine Geschäfte zu besorgen.



Der Jean Baptist hat aber eine unbändige Freude ob der Späße seiner
Kameraden, die den Esel durch ihre Neckereien ganz auseinander bringen.

Plötzlich kehrt der Besitzer des Fuhrwerks zu-
rück: die größeren Knaben ergreifen die Flucht.

Neckereien, sondern steht bloß als stiller Zuschauer dabei.



Nur der Jean Baptist bleibt im Gefühle seiner Unschuld stehen und
läßt den Mann ruhig herankommen.


Dieser, keinen andern Gegenstand seiner Rache erspähend, gibt
dem armen, unschuldigen Jungen eine tüchtige, gesalzene Ohrfeige.


Heulend läuft Jean Baptist ins Haus und rennt in der Eile
und Bestürzung an einen die Treppe herunter kommenden Professor.

Dieser ist erzürnt über die vermeintliche Ungezogen-
heit und — Schwupp — hat er die zweite Ohrfeige.



In seiner Bedrängnis eilt der arme Baptist
zum Rektor, nm ihm sein Leid zu klagen und
ihn als Rächer seiner Unschuld anzurufen.

Münchener Bilderbogen.
6. Auflage.
(Alle Rechte Vorbehalten.)


„Ach Gott," bringt er stotternd hervor, „der Herr Professor hat
mir eine Ohrfeige gegeben, und — und — ich — ich hab' dem Esel
doch gar nichts gethan! — Schwupp! hat er die dritte Ohrfeige.

Nro. 557.

Kgl. Hof- und Universitäts-Vuchdruckerei von Idr. C. Wolf L Sohn in München.


So hat sich an dem armen, unschuldigen Baptistl
das alte Sprichwort bewahrheitet: „Seinem
Schicksal kann niemand entgehen."

.Herausgegeben und verlegt von Braun L Schneider in München.
 
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