Ein Maskenball.
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Es ist Fastnacht-Dienstag und natürlich miß der Carneval mit einem großen Maskenball be-
schlossen werden. Da richtet sich denn Alles her anfs Schönste, die Pepi, die Nanni, die Kathi, der
Martl, der Franzl und der Hansl nnd Jedes will schöner sein, als das Andere. Wie's 7 Uhr schlägt,
steigen s' auch alle daher — als Rocveo-Frünleiu, Türken, spanische Ritter und Hanswurst'ln. Einer
kommt gar als Bär mit einem Bärcntreiber und der hat seine Rolle so gut gespielt, daß man bei-
Hand nimmt er gleich zwei Herren mit Rocoeozöpf nnd druckt sie, so daß. sie laut anfschrcien. Jetzt
ist es den Leuten schon ganz cnrios vorgekommen, daß der Kerl, der den Bären macht, sich gar so
viel heransnimmt. Einen Tyrolcr hat er gleich gar nimmer ausgelassen und die Fräulein Pepi ist
Tischtuch herab mitsammt dem Essen nnd schönen Geschirr, das drauf steht, so daß es dem Publi-
kum denn doch zu bunt wird und Alles ruft nnd schreit: „Dcmaskiren! demaskiren! Polizei! Po-
lizei!" Die kommt auch gleich ans den Lärm herein nnd Ivie der spanische Ritter und noch ein
paar Andere die Polizei sehen, kriegens' Courage, packen den unverschämten Kerl an, schreien :
„Demaskiren!" nnd reißen ihm seinen Papiermachö-Kvpf 'runter. Aber — den Schrecken! Es ist
nah gemeint hätt', es wär ein wirklicher Bär. Da lauft Alles zusammen und schaut den Bären an :
der macht's immer natürlicher, stellt sich auf die Hinterfüß und fängt zu tanzen an. Aber der Bärentreiber
war auf einmal nimmer da nnd kein Menfch hat g'wnßt, Ivo er hingekommen, und wer er gewesen
ist. Der Bär wird immer lustiger. Dem spanischen Ritter verkratzt er das Wamms und mit der andern
so erschrocken, wie er ihr 's Kleid 'rnntcrgcrisscn hat, daß sie bald in Ohnmacht gefallen wär, wenn
sie der Türk nicht anfgcfangen hätt'. Der Herr Tanzmeister ist auch recht zornig geworden, weil
der Kerl sich gar so grob und anstandswidrig anfführt. Der wird aber immer unverschämter, reißt's
wahrhaftig — ein Bär. Sie zupfen ihn beiden Haaren, beuteln ihn hinüber und herüber, weil
sie sich gar nicht denken können, daß cs wirklich ein Bär ist: Ivie er aber anfangt zn brummen,
glauben fie's doch, packen ihn, schleppen ihn ans die Polizei, wo s' ihn gleich verhört haben, nnd
weil er sich nicht answeisen könnt', habens' ihn 3 Tag eingesperrt und nachher über die Grenz nach Böhmen
geschafft. Die Fräulein Pepi, die Fräulein Nanni, die Fräulein Kathi nnd der Herr Tanzmeister haben
aber geseufzt und g'sagt: „Es ist nur das größte Glück, daß er Kein's von uns g'fressen hat!"
Münchener Bilderbogen.
4. Auflage.
tAtle Rechte Vorbehalte».!
Kgl. Hof- und IIniversitäts-Buchdruckerei von l)r. C. Wolf L Sohn in München.
Hcmusgegeben und verlegt von Brann st Schneider in München.
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Es ist Fastnacht-Dienstag und natürlich miß der Carneval mit einem großen Maskenball be-
schlossen werden. Da richtet sich denn Alles her anfs Schönste, die Pepi, die Nanni, die Kathi, der
Martl, der Franzl und der Hansl nnd Jedes will schöner sein, als das Andere. Wie's 7 Uhr schlägt,
steigen s' auch alle daher — als Rocveo-Frünleiu, Türken, spanische Ritter und Hanswurst'ln. Einer
kommt gar als Bär mit einem Bärcntreiber und der hat seine Rolle so gut gespielt, daß man bei-
Hand nimmt er gleich zwei Herren mit Rocoeozöpf nnd druckt sie, so daß. sie laut anfschrcien. Jetzt
ist es den Leuten schon ganz cnrios vorgekommen, daß der Kerl, der den Bären macht, sich gar so
viel heransnimmt. Einen Tyrolcr hat er gleich gar nimmer ausgelassen und die Fräulein Pepi ist
Tischtuch herab mitsammt dem Essen nnd schönen Geschirr, das drauf steht, so daß es dem Publi-
kum denn doch zu bunt wird und Alles ruft nnd schreit: „Dcmaskiren! demaskiren! Polizei! Po-
lizei!" Die kommt auch gleich ans den Lärm herein nnd Ivie der spanische Ritter und noch ein
paar Andere die Polizei sehen, kriegens' Courage, packen den unverschämten Kerl an, schreien :
„Demaskiren!" nnd reißen ihm seinen Papiermachö-Kvpf 'runter. Aber — den Schrecken! Es ist
nah gemeint hätt', es wär ein wirklicher Bär. Da lauft Alles zusammen und schaut den Bären an :
der macht's immer natürlicher, stellt sich auf die Hinterfüß und fängt zu tanzen an. Aber der Bärentreiber
war auf einmal nimmer da nnd kein Menfch hat g'wnßt, Ivo er hingekommen, und wer er gewesen
ist. Der Bär wird immer lustiger. Dem spanischen Ritter verkratzt er das Wamms und mit der andern
so erschrocken, wie er ihr 's Kleid 'rnntcrgcrisscn hat, daß sie bald in Ohnmacht gefallen wär, wenn
sie der Türk nicht anfgcfangen hätt'. Der Herr Tanzmeister ist auch recht zornig geworden, weil
der Kerl sich gar so grob und anstandswidrig anfführt. Der wird aber immer unverschämter, reißt's
wahrhaftig — ein Bär. Sie zupfen ihn beiden Haaren, beuteln ihn hinüber und herüber, weil
sie sich gar nicht denken können, daß cs wirklich ein Bär ist: Ivie er aber anfangt zn brummen,
glauben fie's doch, packen ihn, schleppen ihn ans die Polizei, wo s' ihn gleich verhört haben, nnd
weil er sich nicht answeisen könnt', habens' ihn 3 Tag eingesperrt und nachher über die Grenz nach Böhmen
geschafft. Die Fräulein Pepi, die Fräulein Nanni, die Fräulein Kathi nnd der Herr Tanzmeister haben
aber geseufzt und g'sagt: „Es ist nur das größte Glück, daß er Kein's von uns g'fressen hat!"
Münchener Bilderbogen.
4. Auflage.
tAtle Rechte Vorbehalte».!
Kgl. Hof- und IIniversitäts-Buchdruckerei von l)r. C. Wolf L Sohn in München.
Hcmusgegeben und verlegt von Brann st Schneider in München.