Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchener Bilderbogen — 24.[1871] Nro. 553-576

DOI Heft:
Nro. 572
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51588#0023
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Dilettanten-Qnartett

572


Herr Peterswar garwohl bekannt
Als ein „geschätzter Dilettant".
Er trieb nicht nnr das Flötenspiel,
Nein, mich das Geigen mit Gefühl.


Da dacht' er einmal: Ein Quartett
Am Samstag Abend wäre nett!
Drei gute Freunde lnd er ein
Znm philharmonischen Verein.

Gleich war der Amtmann Pieper da
Mit seiner alten Viola.
Auch Registrator Pfcffcrkram
Herzu mit seinem Cello kam.


Der Secretarius Balduin
Erhielt die zweite Violin'.
Jedweder war von Lust entbrennt
Und strich mit Kraft sein Instrument.


Jetzt ging das erste Solo los, —
Entzückend! Bratw! Ganz famos!
Znm Unglück fiel das Cello ein
Und stieß Herrn PctcrS stark ans Bein.


Das brachte diesen aus dem Takt,
Beim Schopf wird Pfefferkram gepackt.
Der springt empor in wilder Hast:
„Sv hab' ich Mozart aufgefaßt!"


Die Bratsche schreit ihm ins Gesicht:
„Den Mozart. Freund, versteh'» Sie nicht!"
Die Antwort folgte drastisch gleich,
Ein schneller Fiedelbogenstreich! —


Ans Ivar auch Balduins Geduld,
Er stürzte nm das Notenpult.
Doch auf die Noten sprang mit Gier
Des Hausherrn lnstig Pndclticr.

Das Cello kriegt ein schlimmes Loch,
Mit lahmen Beinen Pieper kroch.
Dem Pudel ward laidicrt der Schwanz
Bei dieser großen Dissonanz.


Fort schritten alle dann ergrimmt,
Herr Peters nnr blieb, tief verstimmt;
Und seufzend sprach er: Hätt' ich nie
Gelernt die Knust der Harmonie!

Münchener Bilderbogen.
(Alle Rechte Vorbehalten.)
7. Auflage.

Kgl. Hof- und lluiversitäts-Vuchdruckcrei von Or. C. Wolf 6c Sohn in München.

Heransgegcben und verlegt von Brann L Schneider in München.
 
Annotationen