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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0159

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Privat-Kabel des Punsch.

München. Morgens 8 Uhr. Die wegen der neulichen Friedens-
Aussichten sistirten Pferdeankäufe werden nnn schwunghaft sortgesetzt. —
Morgens 10 Uhr. Da sich laut eingetroffenen Depeschcn ails Berlin
wieder einige Friedenssymptome zeigen, so crgeht dcr Besehl, diesen Vor-
mittag keine Pserde mehr zu kaufen. — Mittags 1 Uhr. Wegen
erneuerter Verdüsterung des Horizonts soll nach Tisch angekauft werden,
was zu haben ist. — Nachmittags 3 Uhr. Da es doch so schnell
nicht losgeht, so kann man sich Zeit lassen nnd braucht nnr gute und
billige Pferde zu nehmen.

Paris. Kaiser Napolecn räusperte heute bei Tisch wieder
sehr heflig und rief ausspuckend: Pfui Teufel, diese abscheulichen
Verträge von 1815!

Mantua: Die Festung ist unter Wasser gesetzt. Sollte das vor-
handene Wasser nicht ausreichen, so werden einige Quantitäten bayrisches
Bier verschrieben.

Pctcrsburg. Der rufsische Finanzminister steht im Verdacht,
daß er dem Nihilismus zuneige. — Dem Retter des Czaaren,
Osipp zu Ehren hat sich eine Gesellschaft von Altrussen, bisher
Harmonie geheissen, umgetauft in „Osippschaft".

Klcine Frühstiicksplaudercicn.

Der kgl. Opernregisseur Herr Sigl feierte uulängst sein 30 jähriges
Darstellerjubiläum; er war im Mai 1836 zum ersten Mal als „Lcporello"
aufgetreten und konnte seitdem im Dienste der k. Hosbühne wohl öfters
von sich singen: „Keine Ruh' bei Tag und Nacht!" Die Achtung nnd
Zuneigung für diescs Mitglied der „alten Garde" fand ihren Ausdruck
in einer Adresfe und einer vom Chor gebrachtcn Serenade.
 
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