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Verein für Dekorative Kunst und Kunstgewerbe [Hrsg.]
Mitteilungen — 1.1900

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Epstein, Alfred: Zur Entwicklungsgeschichte der Lederschnitt-Technik: Vortrag, gehalten von Alfred Epstein im Verein für dekoarative Kunst und Kunstgewerbe, Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.7885#0029
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Von Alfred epftein.

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vortreten Uefs, eine Hrt Brandfcbnitt. Hus dtefer Zeit, dem XI. Jahr-
hundert find uns die erften Cederfcbnitt-Hrbeiten bekannt. Später
wurden beifse Dämpfe zur Grweicbung des Ceders verwendet und
die Schnittlinien durch J^acbfabren mit ftumpfen Gifen erweitert.
Der ©rund wurde alsdann dureb punzen mattiert.

In der ©otih verliefs man, angeregt dureb die f ortrebritte im
plartircben Darftellungsvermögen, die bisherige lineare oder plane
Dehorationsweife. JVIan legte das Ceder auf einen btldfamen ©rund
von (XIacbs oder Kitt und feblug den ©rund mitteilt punzen ftarh
nieder. Das Ornament hob fieb dadurch reliefartig von dem
durch das punzen auch in der JNarbung veränderten ©runde ab.
JVIan begnügte fieb aber bald nicht mehr hiermit, fondern trieb das
Ornament auch von der Rückfeite her durch fi er aus arbeiten der
Zeichnung, füllte die entftandenen Höhlungen mit Kitt aus und
modellierte das Ornament alsdann auf der Vorderste fertig.

Dadurch entftanden vollftändige Treibarbeiten wie bei den JVIetallen.
So waren damals bereits alle (Elemente der beutigen Schnitt- und
Creibtecbnik gefebaffen. JNebenber hatten Tich aber noch andere verwandte
Cecbniken herausgebildet, die Cedermofaik und die Schäl arbeit.

Bei der Cedermofaik werden beftimmte Partien des Orna-
mentes durch HblöTen der dünnen oberen Cederfcbicbt ausgegründet und
diefe Tertiefung durch Ginkleben einer gleicbdünnen Camelle einer
andersfarbigen Cederart ausgefüllt. JNacb einer andern JVIanier wurde
der ©rund tiefer ausgehoben und durch entrpreebend dicke Ceder-
ftücke wieder erfetzt. Die einzelnen Cederpartien wurden durch in
die fugen eingeladene Broncefüets getrennt. JVIan erreichte hier-
durch eine dem byzantinifeben 6maü cloisonne ähnliche 3dirkung.
(Sine <EHiederbelebung diefer reizvollen Cecbnik, deren farbige (Srfcbei-
nung noch durch den <Xlecbfel in der Struktur der einzelnen Cederteile
verftärkt wird, dürfte fieb umfomebr empfehlen, als man beute
über einen grofsen Reichtum an manigfaltigen Cederarten verfügt.

Bei der Scbälarbeit blieb das Ornament hoch ftehen, während
der ©rund flacher oder tiefer herausgehoben und gepunzt wurde.
6s ift erklärlich, dafs bei diefer Cechntk der ftruktive Zufammen-
hang des Ceders durch die ftarke (Entfernung der eigentlich bindenden
oberen Schicht febr beeinträchtigt wurde.

Die gefchilderten Techniken wurden nun zur Verzierung der
verfchiedenften ©egenftände des profanen und kirchlichen Gebrauchs,
 
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