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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 49.1928

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Schneider, Walther: Die religiösen Anschauungen des Freiherrn vom Stein
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https://doi.org/10.11588/diglit.61603#0007
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Die religiösen Anschauungen des
Freiherrn vom Stein.
Von
Walther Schneider.

Wenige führende Geister der Deutschen Geschichte stehen heute so im
Mittelpunkt des allgemeinen Interesses wie der Freiherr vom Stein. Der Grund
ist leicht ersichtlich. Chamberlain führt in seinen „Grundlagen“ (II, 996) die
Worte Herders an: „Die Genien des Menschengeschechtes sind des Menschen-
geschlechtes Freunde und .Retter, seine Bewahrer und Helfer. Eine schöne
Tat, zu der sie begeistern, wirkt unauslöschlich in die tiefste Ferne“, und feiert
die „Bedeutung der überragenden Persönlichkeiten als der wahren Träger jeder
echten, entwicklungsfähigen, freiheitlichen Kultur“. Eine solche Persönlichkeit
ist Stein, und darum findet sich unsre kulturarme Zeit sehnsuchtsvoll zu ihm
zurück.
Nicht so allgemein ist eine klare Einsicht in die Ziele und den Sinn des
Steinschen Lebenswerkes, das in ganz besonderem Masse aus seiner Wesensbe-
stimmtheit zu erklären ist. Dem innersten Kern seines Wesens wollen die nach-
stehenden Untersuchungen näher führen, indem sie seine religiösen Anschauungen
möglichst wahrheitsgetreu darzustellen versuchen. Da Steins Religion sich in
erster Linie praktisch in seinem persönlichen, staatsmännischen und politischen
Leben darstellt, so werden nicht nur seine eigentlich religiösen Aeusserungen,
sondern auch seine Ethik, sein sittliches Handeln, seine Ideen über Staat und
Kirche in den Kreis der Betrachtung gezogen werden müssen.
Die Hauptquelle für die Darstellung seiner religiösen Anschauungen bilden
naturgemäss Steins eigene Aeusserungen in Denkschriften, Briefen usw. Die
umfangreichste Sammlung solcher Selbstzeugnisse Steins ist die von Pertz in
seinem sechsbändigen Werk „Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein“.
Gegen dessen Glaubwürdigkeit sind mehrfach Bedenken erhoben. So wirft
Le Coq in seinen „Kritischen Bemerkungen etc.“ Pertz vor, dass er „handgreif-
liche Irrtümer (Steins) als historisch begründete Tatsachen hinstelle oder gar
verleumderische LTrteile über andere Personen ohne alle Prüfung nacherzähle“.
NASS, ANNALEN, Bd. XLIX. 1
 
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