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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 55.1935

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Heiler, Carl Ludwig: Der Herborner Student 1584-1817
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https://doi.org/10.11588/diglit.62604#0009
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Der Herborner Student 1584-1817.
Von
Carl IIei 1er.

Es ist bekannt, daß die Werke, die die Geschichte einer Hochschule
darstellen, sich oft mit einer Geschichte der an ihr tätig gewesenen Gelehrten
begnügen. Man findet dann in ihnen deren Lebensläufe bis in die Einzeh
heiten geschildert und die Titel ihrer mehrbändigen Werke oder ihrer noch
zahlreicheren Gelegenheitsschriften. Aber die Studenten kommen dabei häufig
zu kurz. Ihr Leben und Treiben, ihr Studieren und Faulenzen, ihr Lieben und
Hassen, ihre Freuden und Leiden werden kaum berührt. Dieses gilt gerade
auch für die Hohe Schule zu Herborn. Sie hat zwar 1825 in dem verdienst?
vollen Diezer Kirchenrat und Dekan Dr. Johann Hermann Steubing ihren
ersten Geschichtsschreiber gefunden. Aber seine „Geschichte der Hohen Schule
Herborn“ 1 bringt doch im wesentlichen nur die äußere Geschichte der Sehlde,
sie stellt ihre Verwaltung und Verfassung dar und würdigt ihre Professoren.
Von den Studenten liest man aber bei Steubing ebensowenig wie von der
geistesgeschichtlichen Entwicklung des Unterrichtes. Allerdings haben sich
inzwischen andere - auch schon mit Einzelheiten der vorliegenden Arbeit oder
gewissen Zeiträumen beschäftigt, aber deren Darstellungen erschöpfen das
Thema nicht und wollten es auch von vornherein nicht tun. Deshalb soll
hier der bisher nicht unternommene Versuch — und nur ein Versuch soll
es sein — gemacht werden, gleichsam eine Kulturgeschichte des Herborner
Studenten zu schreiben, eine Aufgabe, die umso reizvoller war, weil sie noch
von niemandem in Angriff genommen worden ist.
Die erste, fast ausschließliche Quelle meiner Darstellung bildet die Ab?
teilung 95 des Wiesbadener Staatsarchives, die die gesamten Akten der Hohen
Schule zu Herborn enthält. 3 Dazu kommen an Quellenpublikationen die
Matrikel der Hohen Schule, die von Zedier und Sommer nach der in der
Bibliothek des evangelisch?theologischen Seminars in Herborn ruhenden Hand?1
schrift 1908 herausgegeben wurde, aber nur bis 1725 reicht, weil ihr 2. Teil,
der die Zeit von 1725 bis zum Lintergange der Hohen Schule umfaßte, leider,
wie es scheint, für immer verloren ist. Eine wichtige Quelle bildeten ferner
die „Briefe eines Herborner Classicus1 aus den Jahren 1605 und 1606“, die,
von A. Deißmann 1898 in der „Denkschrift des evangelisch?theologischen
Seminars zu Herborn für die Jahre 1893—1897“ herausgegeben, uns „in •'
ihrer köstlichen Unbefangenheit und altklugen Naivität einen Einblick in
die Kultur Mitteldeutschlands vor dem 30 jährigen Kriege“ gestatten. Schließ?
lieh kamen noch Notizen in den „Dillenburger Intelligenznachrichten“ als
Quelle in Betracht, jenes Wochenblattes, das beinahe 40 Jahre lang in
Dillenburg mit Unterstützung der oranien?nassauischen Regierung erschien
und immer Nachrichten von der Hohen Schule brachte, wie ihr Herausgeber
es schon in der „vorläufigen Nachricht von einem Intelligenzblatt, welches
mit dem Anfang des Monats April dieses Jahres 1773 wöchentlich zu Dillen?
bürg wird veranstaltet und öffentlich ausgegeben werden“, versprochen hatte.f;
 
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