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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 55.1935

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Wolf, Karl: Nassauer Studenten auf den Hochschulen zu Leiden, Groningen, Utrecht, Harderwijk und Genf in der Zeit bis 1700
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https://doi.org/10.11588/diglit.62604#0147
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Nassauer Studenten auf den Hochschulen
zu Leiden, Groningen, Utrecht, Harderwijk
und Genf in der Zeit bis 1700.
Von
Karl Wolf.
Einleitung,
Infolge der besonderen Beziehungen des Nassauer Grafenhauses zu den
Niederlanden, in denen seine Mitglieder als Vasallen der burgundischen Her^
zöge Gebiet, ehrenvolle Stellungen und Ruhm erworben hatten, war auch ihr
Stammland in nähere Berührung mit dem Gebiete an der Mündung von Rhein
und Schelde gekommen, vor allem, nachdem Prinz Wilhelm von Nassau^Ora*
nien den kühnen Plan gefaßt hatte, jene Provinzen von dem Joche spa^
nischer Tyrannei zu befreien. Es folgten ihm auf den Kampfplatz die Scharen
der Soldaten aus den heimischen Bergen, und als seine jungen Verwandten
dort als Offiziere und Statthalter im Dienste der Generalstaaten ihr Tätige
keitsfeld gefunden hatten, zogen sie Predikanten und Beamte aus
Nassau an ihren Wohnsitz. Zuletzt erschienen, als die Hochschulen in L e i =
den, Franeker, Groningen, Harderwijk und U t r e ch t ihre große
Anziehungskraft auf deutsche Studenten ausübten, auch wissensdurstige Jüng^
linge aus Nassau, um hier ihre meist in Herborn begonnenen Studien forR
zusetzen, sie bei den berühmten Professoren dieser Anstalten zu vertiefen.
Ueber Zahl und Namen dieser meist nur für kurze Zeit Gekommenen
können wir uns genügend Aufschluß verschaffen, da die Matrikeln dieser
Hochschulen mit Ausnahme von Franeker gedruckt vorliegen. Zwar vermitteln
sie nur kurze Angaben, meist nicht mehr als Name, Datum der Ankunft,
manchmal Fakultät und Alter der Inskribierten, aber immerhin zeigen diese
Notizen, daß auch Nassau Anteil nahm an dem internatio*
nal beeinflußten Betrieb der Wissens chaften an d i e s e n A k a*
demien, wie er in Deutschland unbekannt war; aus ihnen ist auf den Eim
fluß zu schließen, der von dem im siebzehnten Jahrhundert auf allen kulturell
len Gebieten führenden kleinen Lande auf die deutschen Gebiete, namentlich
die reformierten Bekenntnisses, ausgeübt wurde.
Von einer starken Beeinflussung nassauischen geistigen Lebens auf diesem
Wege kann allerdings in größerem Maße kaum die Rede sein. Denn die Zahl
der Studenten, die aus Nassau den Weg nach den Niederlanden fanden, ist
nicht übermäßig groß, im Verhältnis zu der Menge der aus andern deutschen
Gebieten Gekommenen sehr gering, eine Feststellung, die bei den nahen und
mannigfachen Beziehungen des Grafenhauses und damit des gesamten Landes
zu jenen Gebieten überrascht. Liegt der Grund für diese Erscheinung einmal
darin, daß nach einer Bemerkung1 des Grafen Johann des Aelteren die Lust
zum Studieren unter seinen Landeskindern nicht eben groß war, so wirkte die
Gründung der Herborner Hohen Schule und ein Erlaß desselben Grafen, daß
 
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