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Hartmann; Naumann, Hans [Hrsg.]; Steinger, Hans [Hrsg.]
Erec / Iwein — Leipzig: Verlag von Philipp Reclam jun., 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.62234#0013
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Einführung

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nur das Freiburger Au gemeint sein, weil das Necrologium Tennenbacense
nur Namen der engeren Heimat enthält.
Vom Leben Hartmanns wissen wir nur sehr wenig und sind dabei, wie
bei den meisten mittelhochdeutschen Dichtern, fast nur auf seine eigenen
Werke angewiesen. Umstritten waren daher seine enge und weitere
Heimat, sein Stand und sein Name, der Kreuzzug, an dem er teilgenom-
men hat, die Reihenfolge seiner Werke, ja auch ihre Zahl. Daß er um
1210 noch lebte, innerhalb der Jahre 1215 —1220 gestorben ist, an einem
Kreuzzuge teilgenommen hat, war eigentlich alles, was man sicher wußte
und was unbestritten blieb.
Es kann sich dabei nur um die Kreuzzüge 1189—90 und 1197—98
handeln. Das Material für die Entscheidung liefern sein Abschiedslied
Ich var mit iuwern hulden, herren unde mäge und eine Stelle des „Erec“.
Liest man den Vers des Abschiedsliedes und lebte min her Salatin und al
sin her gegen die Handschrift folgendermaßen: und lebt min herre, Sala-
tin und al sin her {dien brühten mich von Vranken niemer einen fuoz),
dann würde sich das Lied auf den Kreuzzug von 1189—90, den Barba-
rossa-Kreuzzug, beziehen, d. h. es müßte zu Lebzeiten Saladins verfaßt
sein, welcher 1193 verstarb. Allein diese Interpretation läßt gänzlich den
Inhalt des Liedes außer acht, ja sie widerspricht ihm sogar. Hartmanns
Liebe zu seinem Herrn wäre hier ein drittes, ganz fremdes und störendes
Moment, das durchaus nicht in Betracht kommt. Nichts, meint der Dichter,
auch nicht Saladin in all seiner Pracht bewege ihn zum Kreuzzug außer
der Liebe zu Gott. Erfaßt und befreit in Einem zeigt sich der Dichter
von der höfischen Verherrlichung des Morgenlandes hierin.
Der Umstand, daß er Ikonium (Conne, Connelant) im „Erec“, Vers
1199—2010, zitiert, deutet nur scheinbar auf die Teilnahme am Kreuzzug
von 1189 hin. Allerdings ist Ikonium erst durch die Eroberung vom
18. Mai 1190 im Abendlande berühmt geworden, und auch nur deshalb
nennt es Hartmann hier als ein fremdes reiches, volkstümlich bekanntes
Land, wie man sonst wohl von Indien oder Arabien spricht. Aber die
geographisch ungenaue, wenn nicht falsche Beschreibung, die er von Conne-
lant gibt, sowie die naturwissenschaftlich völlig unrichtige Angabe, daß
aus Ikonium Zobel käme, lassen deutlich erkennen, daß damals für ihn
die Gegend noch unangeschautes morgenländisches Märchenland war.
Saladin war also tot, als Hartmann das Kreuz nahm, und als er den
„Erec“ dichtete, kannte er Connelant noch nicht. Also kann es sich bei
Hartmann nur um die Teilnahme am Kreuzzug von 1197—98 handeln.
 
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