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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 34.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.43125#0037
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er lieber ein neues Bild beginne, hat er die bescheidensten Skizzen seines Bruders auf’s Sorgfältigste
chiffrirt und die Autorschaft des Künstlers durch seine Unterschrift bezeugt. Im Februar des Jahres
1867 schrieb er seinem Sohne: „Im Ried legt man die Hände nicht in den Schoos, ich versichere Dich;
ich habe auf dem Bilde des Improvisators (eine Copie nach Leopolds berühmtem Gemälde) den Himmel,
den Grund und die Gruppe zur Rechten gemalt. Wenn die Lust, mit der ich arbeite, eine Garantie des
Erfolges bietet, so muss es prächtig werden!! Ich fühle mich wieder in meinem Elemente, meiner
theuren Malerei!... Mein liebes Italien !... Erinnerungen an meine Jugend ! meinen Bruder! Du, lieber
Paul, der Du auch Deinen älteren Bruder liebst, wirst verstehen, wie sehr ich den meinen liebte, zumal
wenn Du denkst, wie viel er für mich und für uns Alle war, und die Bande kennst, welche die
Kunst zwischen Wesen knüpft, die sich ohnedies schon verehren. Auch hier hat das theure Blut eines
Opfers segensreiche Früchte gestiftet und Gott es verstanden, das Schlimme zum Guten zu wenden.
Verharren wir desshalb im Vertrauen auf Ihn, aber vergessen wir nie die Tugenden und die Verdienste
derer, welche vor uns waren, und bestreben wir uns, ihnen hierin nachzueifern.“
Im äusseren Verkehre war Aurel der liebenswürdigste Gesellschafter. Mit einem ruhigen, oft
schüchternen Wesen verband er die sichersten Formen, eine Beweglichkeit und einen geselligen Takt,
der in Allem die fein angelegte Natur und die Gewohnheit der besten Gesellschaft verrieth. Wie einfach
das häusliche Leben blieb — niemals wollte Robert von baulichen Veränderungen hören — so behaglich

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der den kleinen freundlichen Mann in seinem
die ihn mitten in der Heuernte überraschten,
bleibt das Departement der schönen Künste

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') L. Favre. Une Visite ii Aurele Robert. Bibliotheque Universelle. Bd. 45, Novbr. 1

Heim besuchte. „Wir
„Nicht im Mindesten“,
und des Innern, die

und willkommen fühlte sich Jeder,
stören?“ meinten Freunde einmal,
entgegnete ihnen der Greis, „mir
ländlichen Beschäftigungen dagegen sind Sache meiner Frau, über welche sie die Leitung und die Ver-
antwortlichkeit übernimmt, während ich nur bei besonderen Anlässen einmal Hand an’s Werk lege
bin immer froh, von der Staffelei hinweg zu kommen, denn der Anlass find«^
über Dinge zu plaudern, welche ich liebe; wir sind hier ein wenig abseits vo
Also nochmals, seien Sie herzlich willkommen!“ Die Freunde traten ein um
bald jene anmuthige Geselligkeit, von der uns L. Favre ein so poetisches Bild h
Werke waren dann gewöhnlich das Erste, womit Aurel seine Besucher erfre
Bilder, etwa die Copien nach Leopold ausgenommen, bescheiden im Hintergru
die Rede auf Italien, so strahlte sein Angesicht vor Freude und der Greis wurde
Erzähler, der nicht müde wurde, mit fesselnder Anschaulichkeit seine Erlebr
zu schildern. So erzählt seine Tochter, wie er einst in Folge einer Landparti
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Bette lag. Plötzlich vernahm er von ferne die Klänge einer ihm wohl bekannt
fragte Aurel stürmisch, und damit kleidete er sich hastig an und eilte zur Pfc
raschten Pifferaris ein herzliches „buon giorno, entrate, entrate!“ zuzurufen.
weinend vor Freude lauschte er den Klängen, sah er den Wirbel einer wilde
Glücklichen ihm vorführten. Die Erinnerung an diesen Vorfall hat ihn später
welches sich im Besitze des Herrn Ed. Perret-Gentil befindet und das Inner
Freiburg im Breisgau darstellt, wo eine gutmüthige Markgräflerin den müden
der Verfasser dieses Neujahrsstückes war einmal Zeuge der Begeisterung, welche
an Italien entzündete. Auf einem Ausfluge nach Büren, dessen romanische Kii
 
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