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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 49.1889

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[Briefwechsel 10.Oktober 1803 - 15. Juni 1805]
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https://doi.org/10.11588/diglit.43108#0014
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Aus diesen Zauberarmen der baslerischen Kunstzirze gedenke ich mich indess bald wieder loszu-
reissen und meinen Wanderstab für einst wieder gegen Zürich und die dortigen schönen Gegenden
und den liebenswürdigen kleinen Zirkel des Hessi-Zwinglischen Häufleins zu kehren
. . . . Von der Erynnis-PoZÄ habe ich — Gottlob ! — so lange ich in Basel bin, kein Wörtchen
gehört und habe vielleicht desshalb während dieser Zeit auch nicht die geringste weder physische noch
moralische Inkommodität an meinem sonst so chetiven Leichnam verspürt. Sie werden jetzt den
Ihrigen mit herrlichen Trauben und den Frohsinn, Geld und Gesundheit bringenden Herbstgeschäften
stärken. Der Himmel gebe Ihnen alles diess in vollem Maasse. Ich freue mich, bald wieder mit Ihnen
in Ihrem Paradiese wandeln zu können: zwar werden dann die Blätter statt auf den Bäumen zu lispeln
unter unsern Füssen rascheln. Aber auch das hat seinen Reiz

Hess an Wagner.
Zürich, Samstag Abends den 19. März 1801.
.Seit Ihrer Abwesenheit ist die hiesige
Antiken-Sammlung von den Eigenthümern der Künstlergesellschaft geschenkt worden, und nun hat sich
diese, wie es schon lange Lipsens Wunsch war, förmlich konstituirt — als welches in unserm Jahr-
zehnt, wo die Konstitutionen grosser Länder nur von heute auf morgen reichen und von ihrer
ephemerischen Existenz nur die Gräuel der Erinnerung zurücklassen — sehr wenig sagen will. Ob
ich gleich ein immatrikulirtes Mitglied der Gesellschaft bin und bleibe, so war ich doch bei den
officiellen Verhandlungen nicht gegenwärtig, weil es immer schönes Wetter war; habe mir aber erzählen
lassen, Herr Füssli sei mit dem Ueberrest eines Fonds herausgerückt, welcher mit dem zur Antiken-
Sammlung gehörigen Kapitälchen eine Summe ausmache, die durch die Beiträge neu aufzunehmender
hiesiger Liebhaber vergrössert, am Ende noch zu einem edlen gemeinnützigen Zweck führen könnte.
Auch wird nun die Ausstellung unter der Firma des neuen Creatums vor sich gehen. . . . . .
Zürich, Freitag Abend 20. April 1804.
Gleich nach Tische ging ich letzten Sonnabend aus, um Sie, mein theurer Freund, da es eben
sehr schönes Wetter war, zu einem Spaziergang abzuholen. Wie erstaunte ich, als mir Ihre Haus-
wirthin sagte, Sie seien vor ein paar Stunden abgereist. So nahe glaubte ich Ihre Abreise nicht, als
wir Abends zuvor von einander schieden. Aber Sie lieben alles Abschiednehmen nicht, und ich kann
Ihre Methode nicht missbilligen; wie glücklich wäre es für die von herben Trennungen so oft nieder-
gedrückten Menschen, wenn alles Abschiednehmen so leicht zu eludiren wäre, wie bei einer Lustreise
von Zürich nach Bern!
Sie sind nun zwar vom traurigen Schauplatz des Bürgerkrieges i) etwas entfernt und hören weder
von Willi noch von Schütz erzählen, dagegen aber — und das ist gewiss für Sie ebenso quälend —
werden Sie über alle unsere Lumpengeschäfte, als von der Quelle kommend, befragt, wenn Sie sich nicht
in Bern, wie hier, isoliren. — Und da Sie dort wie hier sich den unangenehmen Bildern nicht ent-
ziehen können, so thut es mir sehr leid, dass Sie nicht hier geblieben sind; denn so wenig wir bei
unserer Stimmung einander wechselseitig aufzumuntern vermochten, so that es mir doch wohl, bei

!) Es ist liiemit selbstverständlich der, gewöhnlich «Bockenkrieg» genannte, von der neuen Mediationsregierung mit
eidgenössischer Intervention rasch unterdrückte und streng geahndete Aufstand einigei- zürcherischer Bezirke gemeint.
 
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