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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 49.1889

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Ueber einige Kunstwerke auf der Ausstellung in Zürich im Mai 1805
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Die schweizerische Künstlergesellschaft in Zofingen. Die eidgenössische Tagsatzung und die Kunstausstellung in Zürich im Jahr 1807
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https://doi.org/10.11588/diglit.43108#0023
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Subskribenten der gewöhnlichen Winter-Redoute bestand. Auf den Ball (der lustig sich fortwalzte
und wo Fr. v. W. unaufhörlich und mit Jedem forttanzte, der sich einfallen liess, sie zu fordern
oder zu nöthigen), sollte eine Kollation folgen, bei welcher ein zuckerpappener Tempel die Hauptpiece
als Schauessen war. Da aber die Thüre der Speisekammer unverschlossen blieb, so drängte sich unsere
zum attakiren immer bereitwillige und burschikose Jugend mit ihren Gespielinnen ante- festum ein, und
frass — das wenige Nahrhafte, das vorhanden war — im Fluge weg ! Behauptete auch den eroberten
Posten so hartnäckig, dass für die Königin des Festes, als diese an der Hand eines ceremoniösen
Präsidenten anlangte, nur noch ein, sage ein einziger Stuhl übrig blieb, den sie freundschaftlich mit
einer Begleiterin theilte. Zum Essen aber waren nur noch —- Fragmente, dessnahen ward ein vom
Mittag übrig gebliebener Hase gebracht, welcher stante pede grösstentheils von der Adjutantur mit den
Händen (Messer, Gabeln und Teller waren accaparirt) verzehrt wurde. Kurz, es war, um mich eines
Studenten-Ausdrucks zu bedienen, ein eigentlicher Verschiss! Ein impertinenter Spottvogel machte
Tags darauf ein Lied, das von so wenig tygurinischem Bürgersinn als poetischem Geiste zeugt, da es
gegen die lieben Mitbürger sündigt und statt aus Reimen nur aus Assonanzen zusammengeflickt ist,
und das ich Ihnen hier beilege.
Den folgenden Abend aber sangen einige Nachtigallkehlen in einem wirklich vortrefflich ausgeführten
Konzerte den Übeln Eindruck des Balles weg und bewiesen, dass der Tonsinn eines Volkes nicht
immer mit den feinen Sitten geübter Weltmenschen gepaart ist . . .
Die schweizerische Künstlergesellschaft in Zofingen. Die eidgenössische Tagsatzung und die
Kunstausstellung in Zürich im Jahr 1807.
(Ein Brief an S. . . W. . . . r in Bern.)
s
Sie fordern mich auf, Ihnen von unserer Zofinger-Gesellschaft und dann von den Festlichkeiten,
welche der Tagsatzung zu Ehren veranstaltet wurden, etwas zu erzählen. Wie gerne, mein theurer
Freund, möchte ich Ihnen einen solchen Guckkasten hinstellen, die bewegliche Bildergallerie von ernsten
Gestalten und buntscheckigen Karrikaturen vor Ihnen manöveriren lassen und eine poetische Rhapsodie
im Bänkelsängerton dazu herleiern! Stoff wäre genug vorhanden, und herzlich würde es mich freuen,
wenn ich Ihnen einige Unterhaltung damit verschaffen könnte, aber wenn mein Brief nicht ein Buch
werden soll, so werde ich Alles nur oberflächlich berühren müssen, und mir wenige Details erlauben
können. Ich bin noch immer in einen Strudel von Besuchen und Zerstreuungen verwickelt, der mir
mehr als zu viel Zeit raubt, und von diesem unregelmässigen Aussermirselbstleben und einer höchst
nöthigen Frühlingskur an den Nerven so sehr angegriffen, dass ich mich nur mit Mühe sammeln und
meine Gedanken ordnen kann. Ich erwarte mit Sehnsucht die Ruhe, welche nun bald auf die vielen
Strapatzen — für mich waren es solche — folgen wird, um mich selbst im stillern Gang des häus-
lichen Lebens wieder zu finden.
Unsere Reise nach Zofingen war so angenehm und von allen Umständen begünstigt, dass diese
Wallfahrt gewiss von Jahr zu Jahr zahlreicher wird unternommen werden. Etwas Gewitterregen
abgerechnet, hatten wir schönes Wetter, und fanden in Zofingen die allerfreundlichste Aufnahme. Die
versammelte Gesellschaft ward auf eine so ausgezeichnete Weise durch Einräumung des Rathssaales für
unsere Berathungen, und durch gastfreundliche Einquartierung in die besten Privathäuser behandelt,
dass auch dieser Umstand eine Aufforderung mehr ist, nicht nur ein fröhliches Beisammensein, sondern
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