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Neujahrsblatt des Kunstvereins und des Historisch-Antiquarischen Vereins Schaffhausen: Das Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen — Schaffhausen: Brodtmann'sche Buchdruckerei, Band 3.1891

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Der Kreuzgang
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Die St. Annakapelle (Münsterkapelle)
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https://doi.org/10.11588/diglit.53831#0015
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Die Rundbögen sind aus rotem und weissem Sandstein gewölbt, die Gruppen durch
schmale Zwischenpfeiler getrennt. Einfache basenlose Säulchen mit leicht geschwellten
schlanken Schäften und gedrechselten Kapitalen, welche aus Kehle und unterm Wulst
bestehen, bilden die Stützen. Die Fussbank liegt nur 80 cm. über dem Boden des
Kreuzgangs. Rüeger vermutet hier ein Refectorium, über welchem sich ein Schlaf-
saal befand1). Doch ist dies deswegen unwahrscheinlich, weil die bei einem Kloster-
bau strenge beobachteten Regeln das Refectorium in möglichst grosse Entfernung
von der Kirche rückten, somit auf den der Kirche gegenüberliegenden Flügel des
Kreuzgangs. Beim Mangel jeder zuverlässigen Angabe über die Gebäude, die ursprüng-
lich an den Ostflügel des Kreuzgangs sich anschlossen, müssen wir darauf verzichten,
diese erwähnenswerten frühromanischen Ueberreste einem bestimmten Gebäude zu-
zuweisen. Eine bedeutende Veränderung trat hier ein durch die Erbauung der St.
Annakapelle im Jahre 1522.
Die Westseite des Kreuzgangs stösst an die ältesten baulichen Anlagen von
Allerheiligen an, die von uns bereits eingehend erörtert wurden2). Sicher befand sich
in der Südwestecke, an Stelle der jetzigen Turnhalle, der grosse Schlafsaal der
Mönche, der «Dormenter».
Die Anbauten des Südflügels zeigen keine alten Teile mehr; sie sind alle seit
der Reformation vollständig umgebaut worden. Jedenfalls lag hier das Refectorium,
und über demselben der Conventsaal. Dieses Gebäude wurde 1543 zur deutschen
Schule eingerichtet. Westlich davon befand sich die Küche des Klosters, deren
grosses Kamin der Chronist Rüeger noch gesehen hat3). Sie wurde später die Amts-
wohnung des Lehrers der deutschen Schule4).
Einzig das Haus, welches sich an die Südostecke des Kreuzgangs anschliesst,
das spätere Armbrusterhaus5) hat im ersten Stockwerk gegen die Baumgartenstrasse
hin ein altes Fenster mit blindem gothischem Kleeblattbogen bewahrt.
Der Kreuzganggarten war früher mit einem laufenden Brunnen versehen. Ur-
sprünglich der stille Erholungsort für die Brüder, wurde er seit 1582 als Totengarten
für eine Anzahl adeliger Familien benutzt, und auch im Kreuzgang wurden Leichen
beigesetzt6). In dieser Zeit entstanden die zum Teil sehr schönen Epitaphien, von
denen 10 die Vorhalle, 5 den Westflügel, 24 den Nord- und 14 den Ostflügel des
Kreuzgangs noch heutigen Tages schmücken.

Die St. Annakapelle (Münsterkapelle).

Dieser zweitgrösste der geweihten Räume des Allerheiligenklosters entstand,
wahrscheinlich durch Umbauen und Erweitern einer altern Kapelle, wenige Jahre
*) Siehe den Grundriss auf Tafel I (Neujahrsblatt 1889) lit. M.
2) Im vorjährigen Neujahrsblatt.
3) Rüeger S. 243.
4) Grundriss Tafel I, lit. J und L.
5) Ebenda lit. N.
Neujahrsblatt 1890, S. 5.
 
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