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1S5

damals zcichncte ihn cin strenger Sinn sür Gerechtig-
kcit, uncrschiittcrliche Entschiedcicheit, nnd dcr vollste
Frcimuch gegcn dcn Kaiscr ans. Damit verband er
ein angcnehmcs Aeussere, eme hvhc schlankc Gestalt,
cinen scincn Ausdruck des GesichtcS, Nedesertigkeit, Ge-
schästsgcwandtheit, Aüsdancr bci Nachtwachen und son-
stigen Entbehrungcn. Wäre Heinrich der 1!I- am Leben
gcblieben, wer hätte in eincr so hohen Stellung, bci
einem so tief cingrcifendcn politischen Einslusse, wie ihn
die damaligen Bischöse hattcn, geeignetcr scpn können,
die Wirren im Lande zu ordncn, die Zerwiirfnifse nach
Aussen anöziiglcichcn iind bci dcn Spaltnngen mit Rom
rathend, vermittelnd, bcschwichtigend einzugreifcn! Aber
nun saß cin sechssähriger Knabe auf dem Throne Karls
des Großcn, dic Zügcl des Neichcs lagen in der Hand
cmer ohnmächtigcn Frau, die sich bei dieser Vcrwaltung
besonders dcr Rathschläge dcs Bischoss Heinrich von
Augsburg bedicnte. Die Vcrtrautheit, in der sie zu
ihm stand, vcranlaßte das Gerücht von verbvtcnem Um-
gange. Dcn Fürstcn war die Schmälerung ihres eige-
nen AnsehenS cin Stein des Anstosses; sie behandeltcn
die öffciitlichcn Angelegenhciten lassiger, hielten mannich-
fache Zusammcnkünfte, regtcn im Volke die Gemüther
gegcn die Kaiscrin auf, machtcn endlich allerhand Pläne,
den Sohn von dcr Mntter zu entfernen nnd die StaatS-
verwaltung an sich zu reifscn. Jn diesen geheimen Für-
stenbund und desscn Pläne wurde auch der Erzbischof
Anno gezogen. Ja cr scheint sogar das Haupt sener
Verschwörnng gcwcscn zu seyn. Nach gepflogener Bc-
rathung mit dcm Grafen Ecbert von Braunschweig und
 
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