Niederrheinisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst (2.1844)

Die rheimsche Klrchcnbaukunft des drei-
zehnten Jahrhunderts, vorzügkich im
Kötncr Obcrftift.

Es wirkt sür die Kmist ost heilsam, wenn sie durch
crregtcs politisches Leben eine Zeitlang m dcn Hi'nter-
grund gedra'ngt, sa sogar durch Krieg und Zerstörung
für einen Augcnblick genöthi'gt wird die Ha'nde i'n den
Schoß zu legcn. Solche Pausen bcwi'rken, daß di'e
Kunst plötzli'ch aufhört i'n der frühcrn hergcbrachten Weise
sortzuarbeitcn: nach großen poli'tischcn Erschütterungcn
habcn sich imnier die'neuen Sti'le gebildct, die dann
alsbald über den Trümmern, welche der Krieg zurück-
gelafsen, Naum genug sanden, sich in jungcn Schöpsun-
gen auszubreiten.

Das gilt von Aegypten bls Deutschland. Nach
langer Knechtschaft unter kunstlosen Hirtcn, nach dcn
maßlosen Eroberungszügen des Rhamses-Sesostris ent-
stehen i'n Theben und dcn bezwungcncn Nachbarländern
jene riesigen Wundcrbauten, di'e uns noch wie ci'nst dcn
reisenden Gri'echcn so ergreifcnd und doch so besremdlich
anschaucn. ES i'st derselbe König, der jeue Kriegsstürme
weckte und diese Tempel und Paläste schuf; von allen