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Besondere Lchicksale.

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unter Berufung auf Vereinignng und Brüderschaft um Beiftand.
Aber die Stadt hatte schon ihrerseits die Führer der in der Pfalz
gegen die Bauern aiigesammelten Streitkräfte und der Schwä-
bischen Bundes-Truppen um Hilfe angegangen. Am 28. ver-
einigten sich diese beiden Heere bei Fürfeld und giengen noch am
gleichen Tag zur Belagerung von Neckarsulm vor. Ein Ange-
höriger des Pfalzgräflichen Heeres fchreibt darüber (Mone, Bad.
Quellens. 3, 546 sf.):

Als nuu die Zeug also in ihrer breiteu Orduung bis auf ein
Viertelmeil Wegs geu Neckarsulm kommen und alle Quartiermeister und
Furirer mit deu Trossen vor den Fleckeu geritten, da waren die Bauren
bei 800 oder mehr darin und hatten alle Thore verschlossen. Noch
wußten diese, so den Läger darin bestellen wollen, gar nicht, daß die
Snlmer also stark besetzt gewesen, bis daß sie anfiengen herauszuschießen
und erschoßen einen rheingauischen Knecht zn Tod. Da rückte solches
Gesinde, als sie den Ernst befunden, wieder hinter sich und thaten den
Hauptleuten eilends Botschaft. Anf dasselb reiten beide Rennfahn eilends
darfür mit einem leichten Geschütz und die andern Zeuge gleich hernach
mit dem großen Geschütz. Da ließ man das Geschütz zu etlichen viel-
malen tapfer hinein gehen, also säumten sich die Bauern inwendig anch
nicht und thaten mit ihrem Schießen ziemlichen Schaden heraus. Als
nun das Fußvolk herzukommen, liefen sie den Flecken an zwei Oertern
an, gewannen's aber doch denselben Abend nicht, sondern als man bis
in die Nacht darfür und darob gehalten, schlug man das Geläger dabei
am Necker gegen Heilbronn zu. Jndeß ward das Geschütz erst recht
vor den Flecken allernächst gelägert, nmlegt und verwahrt den anfs
best. Morgens früh als man erst recht zu schießen begunnt, schickten
die Sulmer vier Personen heraus zum Kurfürsten (von der Pfalz) und
des Bundes Hauptleuten im Lager, baten aufs flehentlichst und unter-
thänigst um Gnad. Demnach wurden des Bundes und der Pfalz
oberste Hauptlent, Herr Jörg Truchseß und Schenk Eberhard Herr zu
Erpach, mit den Burgern und darin liegenden Bauern zu handeln ver-
ordnet. Die ritten mit etlichen vielen Reisigen gerüstet in Flecken hinein,
handeln mit ihnen der Straf halb, unter Anderem, daß sie alle Wehr
alsbald überantworten und geloben mußten, keine hinfür ohne der Herr-
schaft Erlaubnis zu tragen, die Mauern und Thürn abzubrechen, wie
ne denn gleich des andern Tags zu thun anfiengen und gaben ein
Snmma Geldes, die doch ihrer schweren Mißhandlung nach leidlich ge-
setzt war (700 Gulden) für Brandschatznng und Plünderung, mnßten
zndem diejenigen, so bei der Weinsbergischen Uebelthat gewest, zur
Straf aushemmeln lassen. Es wurden ungefährlich auf die 80 gegrifsen
und alle an Stricken in der Ordnung je 2 und 2 aus der Stadt ins
Lager geführt; davon ließ man denselben Abend den Hauptmann, den
Fähndrich und Schreiber, so ein Mönch gewesen, auch andere mehre,
auf die 12, mit dem Schwert richten, die andern sind einzlicht im Ziehen
verzettelt worden. So verbrannt man desselbigen Tags etliche Dörfer
um Heilbronn liegend, besonders Böckingen, darin Jeckel (Rorbach) sein
Anwesen gehabt, — sengte auch nach einem andern Bericht die Bauern
Beschr. von Württemb. 61. Hest, Oberamt Neckarsulm. 14
 
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