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FRANZ IRSIGLER
Unter den auf den Wirtschafts- und Finanzplatz Speyer bezogenen kleinstädtischen
Jahrmarktorten verdient neben dem linksrheinischen Landau113 und dem ebenfalls links-
rheinischen Lauterburg114 vor allem Bruchsal Erwähnung. 1366 hat Kaiser Karl IV. auf
Wunsch des Bischofs von Speyer den Jahrmarkt von Unteröwisheim in die Stadt Bruchsal
verlegt, wo vorübergehend auch speyrische Münzen geprägt wurden. In der Frühneuzeit
verfügte Bruchsal zeitweise über fünf kurze Jahrmärkte neben einem Wochenmarkt115.
Unbedeutend blieb wegen der Nähe zu Speyer der Jahrmarkt zu Udenheim116.
Die wahrscheinlich älteren Jahrmärkte von Bretten am 1. Fastensonntag, an St. Georg
(23. 4.), St. Laurentius (10. 8.) und St. Lukas (18.10) wurden 1492 durch Kurfürst Philipp
von der Pfalz bestätigt117. Durlach erhielt schon 1418 zwei öffentliche Jahrmärkte an
St. Jakob (25. 7.) und St. Gallus (16. 10.)118. Für Ettlingen sind erst im ausgehenden
16. Jahrhundert Jahrmärkte erwähnt119. Auch in Rastatt, dem König Ruprecht 1404
Marktrechte verliehen hatte, bestanden am Ende des 16. Jahrhunderts drei Jahrmärkte120.
Das große Flößereizentrum Gernsbach besaß seit dem 15. Jahrhundert nicht nur ein städ-
tisches Kaufhaus (1471), sondern auch sechs Jahrmärkte, von denen im 17. Jahrhundert
noch vier Bestand hatten121.
Der Bühler Jahrmarkt am Pfingstmontag wird 1442 erstmals erwähnt122. Den von
Andreas Ryff von Straßburg aus besuchten Jahrmarkt im Dorf Ulm könnte das ebenfalls
stark agrarisch orientierte, als Obstmarkt schon im Mittelalter bedeutende Renchen über-
nommen haben123. Oberkirch im Renchtal hatte in der Neuzeit drei Jahrmärkte124; einen
davon mag Ryff um 1566 besucht haben. Sehr viel älter war der anscheinend sehr bedeu-
113 Landau hatte im Spätmittelalter vier Fronfastenmärkte, dann zwei Jahrmärkte und zwei
Wochenmärkte; K. Andermann, Die Städte der Bischöfe von Speyer um die Wende vom Mittelalter
zur Neuzeit, in: Treffeisen/Andermann (wie Anm. 95), S. 67—88, hier S. 83.
114 Lauterburg wurde 1252 durch Wilhelm von Holland ein 14tägiger Jahrmarkt ab Montag nach
Ostern verliehen. Großen Erfolg kann das Privileg nicht gehabt haben; am Ausgang des Mittelalters
bestanden neben einem Wochenmarkt zwei kleine Jahrmärkte. MGH DD Wilhelm von Holland,
Nr. 195, S. 248f.; vgl. Andermann (wie Anm. 113), S. 73-83.
115 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 52; Sydow (wie Anm. 95), S. 33; Andermann (wie
Anm. 113), S. 83. - Im nördlich von Bruchsal gelegenen Marktort Wiesloch ist schon vor 1165 ein
Jahrmarkt erwähnt; vgl. Irsigler (wie Anm. 17), S. 20, Anm. 70; das Badische Städtebuch, S. 175,
erwähnt Jahrmärkte erst für das 19. Jahrhundert.
116 Andermann (wie Anm. 113), S. 83.
117 A. Schäfer (Bearb.), Urkunden, Rechtsquellen und Chronik zur Geschichte der Stadt Bret-
ten, Bretten 1967, S. 151f., Nr. 220; Sydow (wie Anm. 95), S. 27.
118 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 96f.
119 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 64: 1579 ein Jahrmarkt an St. Laurentius (10. 8.), 1597
Jahrmärkte in der ersten Fastenwoche, Montag vor Laurentii, Montag vor Martini.
120 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 350: 11.5., 22.6., und 24. 12.; bedeutend war der
Umschlag von Elsässer Wein. - Im benachbarten Kuppenheim bestand 1580 ein Jahrmarkt an
St. Sebastian (20.1.) und ein Roßmarkt an St. Laurentius (10. 8.).
121 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 249: Jahrmärkte zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten
und an St. Bartholomäus (24. 8).
122 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 202.
123 Nach 1640 sind zwei Jahrmärkte (Montag nach Lichtmeß, Montag nach St. Gallus) bezeugt;
Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 354.
124 Termine: 20.4., 6. 8., 3.12.; vgl. Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 331.
FRANZ IRSIGLER
Unter den auf den Wirtschafts- und Finanzplatz Speyer bezogenen kleinstädtischen
Jahrmarktorten verdient neben dem linksrheinischen Landau113 und dem ebenfalls links-
rheinischen Lauterburg114 vor allem Bruchsal Erwähnung. 1366 hat Kaiser Karl IV. auf
Wunsch des Bischofs von Speyer den Jahrmarkt von Unteröwisheim in die Stadt Bruchsal
verlegt, wo vorübergehend auch speyrische Münzen geprägt wurden. In der Frühneuzeit
verfügte Bruchsal zeitweise über fünf kurze Jahrmärkte neben einem Wochenmarkt115.
Unbedeutend blieb wegen der Nähe zu Speyer der Jahrmarkt zu Udenheim116.
Die wahrscheinlich älteren Jahrmärkte von Bretten am 1. Fastensonntag, an St. Georg
(23. 4.), St. Laurentius (10. 8.) und St. Lukas (18.10) wurden 1492 durch Kurfürst Philipp
von der Pfalz bestätigt117. Durlach erhielt schon 1418 zwei öffentliche Jahrmärkte an
St. Jakob (25. 7.) und St. Gallus (16. 10.)118. Für Ettlingen sind erst im ausgehenden
16. Jahrhundert Jahrmärkte erwähnt119. Auch in Rastatt, dem König Ruprecht 1404
Marktrechte verliehen hatte, bestanden am Ende des 16. Jahrhunderts drei Jahrmärkte120.
Das große Flößereizentrum Gernsbach besaß seit dem 15. Jahrhundert nicht nur ein städ-
tisches Kaufhaus (1471), sondern auch sechs Jahrmärkte, von denen im 17. Jahrhundert
noch vier Bestand hatten121.
Der Bühler Jahrmarkt am Pfingstmontag wird 1442 erstmals erwähnt122. Den von
Andreas Ryff von Straßburg aus besuchten Jahrmarkt im Dorf Ulm könnte das ebenfalls
stark agrarisch orientierte, als Obstmarkt schon im Mittelalter bedeutende Renchen über-
nommen haben123. Oberkirch im Renchtal hatte in der Neuzeit drei Jahrmärkte124; einen
davon mag Ryff um 1566 besucht haben. Sehr viel älter war der anscheinend sehr bedeu-
113 Landau hatte im Spätmittelalter vier Fronfastenmärkte, dann zwei Jahrmärkte und zwei
Wochenmärkte; K. Andermann, Die Städte der Bischöfe von Speyer um die Wende vom Mittelalter
zur Neuzeit, in: Treffeisen/Andermann (wie Anm. 95), S. 67—88, hier S. 83.
114 Lauterburg wurde 1252 durch Wilhelm von Holland ein 14tägiger Jahrmarkt ab Montag nach
Ostern verliehen. Großen Erfolg kann das Privileg nicht gehabt haben; am Ausgang des Mittelalters
bestanden neben einem Wochenmarkt zwei kleine Jahrmärkte. MGH DD Wilhelm von Holland,
Nr. 195, S. 248f.; vgl. Andermann (wie Anm. 113), S. 73-83.
115 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 52; Sydow (wie Anm. 95), S. 33; Andermann (wie
Anm. 113), S. 83. - Im nördlich von Bruchsal gelegenen Marktort Wiesloch ist schon vor 1165 ein
Jahrmarkt erwähnt; vgl. Irsigler (wie Anm. 17), S. 20, Anm. 70; das Badische Städtebuch, S. 175,
erwähnt Jahrmärkte erst für das 19. Jahrhundert.
116 Andermann (wie Anm. 113), S. 83.
117 A. Schäfer (Bearb.), Urkunden, Rechtsquellen und Chronik zur Geschichte der Stadt Bret-
ten, Bretten 1967, S. 151f., Nr. 220; Sydow (wie Anm. 95), S. 27.
118 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 96f.
119 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 64: 1579 ein Jahrmarkt an St. Laurentius (10. 8.), 1597
Jahrmärkte in der ersten Fastenwoche, Montag vor Laurentii, Montag vor Martini.
120 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 350: 11.5., 22.6., und 24. 12.; bedeutend war der
Umschlag von Elsässer Wein. - Im benachbarten Kuppenheim bestand 1580 ein Jahrmarkt an
St. Sebastian (20.1.) und ein Roßmarkt an St. Laurentius (10. 8.).
121 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 249: Jahrmärkte zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten
und an St. Bartholomäus (24. 8).
122 Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 202.
123 Nach 1640 sind zwei Jahrmärkte (Montag nach Lichtmeß, Montag nach St. Gallus) bezeugt;
Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 354.
124 Termine: 20.4., 6. 8., 3.12.; vgl. Badisches Städtebuch (wie Anm. 84), S. 331.