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BALDUNG UND DIE NÜRNBERGER GLASMALEREI

K.-A. Knappe

Die Fenster im Chorumgang des Münsters in Freiburg184, die jetzt weit verstreuten Kartausscheiben185
und viele Visierungen aus der Freiburger und Straßburger Zeit186 zeugen noch heute von Baidungs
Meisterschaft als Entwerfer von Glasgemälden. Die Bedeutung des Künstlers für die Glasmalerei am Ober-
rhein ist allgemein bekannt. Die Zusammenarbeit des Meisters namentlich mit der vorzüglichen Glas-
malerwerkstatt Hans Gitschmanns >von Ropstein< in Freiburg wurde bereits gründlich erforscht187.

Lange blieb jedoch die Frage offen, ob Baidung schon in Nürnberg als Entwerfer tätig gewesen sei.
Gar mancher Versuch, frühe Scheibenrisse nachzuweisen, ist gescheitert188. C. Koch189 führt 1941 in der
Gesamtedition der Zeichnungen kein einziges Blatt aus der Nürnberger Zeit auf, das mit Sicherheit als
Glasgemäldevorlage gelten könnte190. Erst die letzten Jahre brachten mit neu publizierten Werken Argu-
mente, die klar erweisen, welch ungeahnt bedeutsame Rolle dem Künstler bereits während seines Auf-
enthalts in Nürnberg für die Glasmalerei zukommt: die Karlsruher Ausstellung hat 1959 in der > Predigt
des hl. Vinzenz Ferrer<191 einen einwandfreien Scheibenriß der Frühzeit bekannt gemacht; kurz zuvor
noch konnte das Löffelholz-Fenster in St. Lorenz in Nürnberg auf Vorzeichnungen des Malers zurück-
geführt werden192, und zuletzt ist es gelungen, an acht Scheiben der Pfarrkirche in Großgründlach193 und
einer Reihe damit in Beziehung stehender Glasgemälde in London, Wöhrd und Henfenfeld191 ebenfalls
den Zusammenhang mit Baidungs Konzeption zu zeigen.

Das Löffelholz-Fenster und ein Großteil der Scheiben in Großgründlach und Nürnberg-Wöhrd zäh-
len zu den besten Zeugnissen der Nürnberger Glasmalerei der Dürerzeit. Schon deshalb soll im vorliegen-
den Kapitel die künstlerische Leistung in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken, wie sie sich in dem
schöpferischen Zusammenwirken von Maler und Glasmaler offenbart. Die Zuschreibung der Entwürfe
an Baidung wurde ja für die meisten Werke an anderer Stelle bereits begründet195; von ihrem chrono-
logischen ’Ort‘ in Baidungs Schaffen war desgleichen schon die Rede196.

DIE WERKE

Das Löffelholz-Fenster in St. Lorenz in Nürnberg

x.

Das >Löffelholz-Fenster< (Abb. 42) zeigt als einziges Nürnberger Werk noch unverfälscht Baidungs
Entwerferkunst an einer größeren Komposition. Kleinere Schäden197 und Spuren unglücklicher >Ver-
neuungen<198 mindern seine Schönheit nur wenig199.

In der Anordnung bis auf eine Wappenumstellung unverändert, schmücken die zwölf Scheiben200
die beiden unteren Zeilen des breiten, sechsbahnigen Fensters der Löffelholz-Kapelle im südlichen Seiten,-
schiff von St. Lorenz201: eine Reihe Wappen mit Allianzschildchen202 flankiert von den Heiligen
Johannes dem Täufer und Katharina, darüber auf je zwei Feldern die >Verkündigung<, die>Ge-
burt Christi< und die >Anbetung der Königen Der Nürnberger Rechtsgelehrte und Humanist
 
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