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PROBLEMATISCHE WERKE

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Ausführung stecken aber vielleicht noch weitere Entwurfsstadicn, die weder Dürer noch Baidung zum
Urheber gehabt haben. Der Bildaufbau wirkt sehr gestückt und bedeutet, verglichen mit der Dürerskizze,
einen Rückschritt. So erweist sich das Ansbacher Kelterbild als typisches Werkstattprodukt. Es mag wohl
sein, daß Baidung nach Dürers Abreise nach Italien im Jahr 1505 die Fertigstellung des liegengebliebcnen
Werkes überwachte und teilweise selbst mit Hand anlegte. Die übrigen, von F. Winkler186 zusammen
mit dem Kelterbild genannten Tafeln haben sowohl mit diesem, wie mit Baidung keine engere Berührung.

Sehr schwer ist auch das Porträt aus der ehemaligen Sammlung Wendland487 zu beurteilen, das ver-
schiedentlich als wichtiges Baldung-Frühwerk erwähnt wird188 und tatsächlich zu den ernster zu neh-
menden 'Anwärtern1 gehört. Der etwas stumme, müde, an Kulmbach gemahnende Ausdruck rückt das
schöne Bild allerdings von der gespannten Wachheit des frühen Selbstporträts auf dem Sebastians-Altar
ab; es hat auch nichts von der abstrakten Form der reiferen Bildnisse des Meisters489. Ganz von Baidung
lenkt die Rückseite, die grotesk komische Darstellung des Selbstmords der Thisbe über dem Leichnam
des Pyramus, ab, selbst wenn man die große Flüchtigkeit dieser Malerei einkalkuliert. Baidung läßt
niemals in gleicher Weise die Umrißformen verkümmern. Da nun hier die Rückseite von der Vorder-
seite nicht gut getrennt werden kann, muß auch für das Porträt die Autorschaft Baidungs sehr zweifelhaft
bleiben.
 
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