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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0044
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daß Nebenaltäre und Hauptaltar verscliie-
denen Werkstätten iibergeben worden sind,
könnte eher für die letztere Vermutung
sprechen. Unr 1514 oder unter Umständen
etwas früher wird der Hochaltar von Ersingen
angesetzt werden müssen. Von dem letzten
erhaltenen größeren Werk, dem Altar von
Uangenschemmern, trennt diese späteste
Arbeit unseres Meisters wiederum eine be-
trächtliche Spanne Zeit. Über rund 30 Jahre,
von 1483 bis um 1514 verteilt sich seine
Wirksamkeit oder diejenige seiner Werk-
statt. Es ist kein Wunder, daß wirwährend
dieses langen Zeitraums trotz einer unver-
ändert bleibenden Grundrichtung und fester
stets beibehaltener Ateliergewohnheiten einer
gewissen Wandlung der stilistischen Eigen-
tümlichkeiten begegnen.

Eine Anlehnung an andere Ulmer Werk-
stätten scheint bei dieser Entwicklung mit-
zusprechen. Besonders bei der Madonna
des Ersinger Hochaltars ließe sich auf Be-
ziehungen zur Madonna des Uauterner Al-
tars (Abb. 15) verweisen.

Der Hochaltar von Ersingen bezeichnet
für uns eine dritte, späteste Schaffens-
periode unseres Meisters. Auch aus dieser
letzten Zeit haben sich noch einige weitere
Arbeiten erhalten. In Schmiechen
(O.A. Blaubeuren) findet sich eine hl. Ka-
tharina (Abb. 35), die alle Eigentümlich-
keiten der Ersinger Figuren besitzt: den
gleichen Gesichtsschnitt mit dem gefälligen
Ausdruck, die gezierte Haltung und die auf-
fallende Gewandanordnung mit der bis zum
Boden reichenden iiberschneidenden Saum-
linie. Die weichen, ineinander übergehenden Falten sind von der nämlichen
Art, wie sie uns bei allen Arbeiten unseres Meisters begegnen. Auch an
Qualität steht die hl. Katharina von Schmiechen kaum hinter den Ersinger
Figuren zurirck. In der Kopfbildung ihr am nächsten verwandt, nach ihrenr
Körpergefiihl aber noch zu den frühen Figuren gehörig, vertritt eine
Madonna in der Kirche zu R i n g i 11 g e n (O.A. Blaubeuren), die aus denr

Abb. 35.

Pfarrkirche.

Schmiechen

Hl. Katharina.

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