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PAUL-ALBERT BESNARD

i

VON ROGER MARX*)

BEI JEDEM Künstler werden die seine Originalität
bestimmenden Elemente durch die Gaben seiner
Anlage und durch die Errungenschaften, die er
aus den durchlebten Verhältnissen gezogen hat,
gebildet. Ebensowenig darf das Vermächtnis der
Vererbung unbeachtet bleiben, und in der That
ist die Rolle, die die Abstammung in Paul-Albert
Besnard's Entwickelung spielt, nicht ohne Bedeutung.
Sein Vater war Maler aus Liebhaberei und hatte
im Atelier von Ingres gearbeitet; man erinnert
sich noch sehr wohl seiner Mutter, einer Miniatu-
ristin von nicht gewöhnlichem Talent, Schülerin
der Mme de Mirbel. Sie hat 20 Jahre hindurch
mit Erfolg im Salon ausgestellt. Freilich können
diese Thatsachen, die die Quelle seiner angebornen
Veranlagungen klar legen, zur Erklärung ihrer Ent-

*) Uebersetzt von DYHRENFURTH

faltung nicht genügen. Dass er schon als Kind
die Gipsabgüsse, die ihm vor Augen kommen,
abzeichnet, ist nicht die Folge mütterlicher Unter-
weisung. Mme Besnard sah nicht ohne Furcht ihren
Sohn sich einer Laufbahn widmen, deren bittre
Seiten sie aus Erfahrung kannte. Nur notgedrungen
verstand sie sich zur Wahl eines Lehrers, und als
Besnard mit 16Jahren seine Gymnasialstudien beendet
hatte, wurde seine künstlerische Ausbildung Herrn
Jean Bremond, einem Freunde der Familie, anvertraut.
Schlägt man im „Dictionnaire des artistes fran-
gais" nach, so findet man, dass Jean Bremond von
1807—1868 gelebt, und den Unterricht von Ingres
und Auguste Couder genossen hat. Man findet
dort weiter, mit welchen Werken er auf den Aus-
stellungen von 1830—1807 vertreten gewesen ist,
einmal mit Portraits, nackten Figuren, dann mit
Allegorien, mit Historienbildern und endlich mit
Arbeiten, die er für die Ausschmückung der Kir-
chen von La Villette und St. Lambert zu Vaugi-
rard ausgeführt hatte. Dieses Verzeichnis von
Werken zeigt deutlich, wie weit Jean Bremond
von jeder Beschränkung auf ein einzelnes Gebiet
entfernt geblieben ist; die Prüfung seiner Werke

€ 177 ö

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