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HENRI DE REGNIER*

VON

H. GR. KESSLER

\\ TEDER VERLAINE noch Mallarme sind von der französischen Akademie
Yy jemals auch in ihre Unsterblichkeit aufgenommen worden; Verlaine ist
gestorben, und auch Mallarme' wird sich wohl mit Molieres Loos begnügen
müssen. Dem viel jüngeren, zur zweiten Generation der französischen Symbo-
listen gehörenden Henri de Regnier dagegen bereitet die Akademie, nach dem
Lobe zu urteilen, das er von ihrem beglaubigten Kritiker Brunetiere geerntet
hat, einen Platz in ihrer Mitte vor. Ein Tadel braucht das nicht zu sein. . Es
bedeutet nur, dass Re'gnier es verstanden hat, den Symbolismus zu popularisieren.

In der träumerischen Weltferne der französischen Provinz, in einer Art
von Rosmersholm, welches das Glück tötete, ist Regnier aufgewachsen.

Rien ne souriait dans la maison natale,

Grave de vieux silences accumul'es —

// y avait aux murs d?ebene et de soie,

En des cadres d'ecaille et <Por, les faces anciennes

De femmes lasses et d'bommes sans joie. —

Tous, ils etaient le Passe de ce qui passe.

Et elles, quand j'y songe

Peut-etre un peu la raison d'etre de mes songes,

Comme eux —

Eussent ete la raison d?etre de mes actes.

Les rideaux semblaient morts le long des fenetres;

Les flambeaux brülaient tout un soir

Immobiles dans les miroirs —

Et le silence et Vombre n'ayant rien ä dire

Le Temps avait ferme ses alles defaillantes.

Auf den öden Treppen des alten Hauses, im Zwielicht der langen Gänge,
in denen seine Schritte wie die von gespenstischen Begleitern widerhallten,
in Saalfluchten, die seit Menschengedenken unbewohnt und leer standen,
hat er gespielt. Die Fenster blickten auf Dünen und Meer.

Er selbst sagt vom düsteren Hause seiner Kindheit: il me semble notre
possible amour de plus tard avoir lä vecu et consomme son avenir et
anticipe toutes les vieillesses.

Seine Eltern verurteilte ihr adliger Name zur Unthätigkeit. Sie haben
still ihr Schattendasein getragen.

Jusqüau jour ou sont morts, calmes, cbte a cdte

Ceux — dont Vun s'endormit pour n'eveiller pas Vautre.

Und dann ist der Sohn ins Leben hinausgegangen. Aristokrat, das Kind
eines greisenhaften Geschlechts, selber schon etwas müde, schon etwas
melancholisch, trat er in die Welt ein wie sein Held in den Lebensgarten:

// vint par le cbemin du cote de VAurore
Des vieux Edens perdus vers le monde ignore
En ce Verger de source et d'arbustes sonore
Ephebe epris d'amour, vaguement timore
De son exil parmi les routes qu'il ignore.

Gar bald haben auch ihn die Stürme der Leidenschaften mit sich fort-
gerissen, weit hinaus auf das Meer des Lebens.

* Henri de Regnier. Poemes. 1895. Früher sind erschienen: Les Lende-
mains 1885- Apaisement 1886. Episodes, Sites et Sonnets 1891. Contes ä soi-
meme 1894. Le Trefle noir 1895. Le Bosquet de Psyche; und Arethuse 1895.

(I 243 D
 
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