zum Ausdruck gebracht, so wurde im Cinquecento
die Darstellung des weiblichen Körpers die höch-
ste Aufgabe; anfangs in ungesuchtem grossen Stil,
bald aber mit absichtlicher Schaustellung der weib-
lichen Reize durch Verallgemeinerung der Formen,
für welche Schlankheit und Eleganz und starke Be-
wegung typisch wurden. Wie früh diese neue
Richtung, unter Michelangelo's Einfluss, sich Bahn
brach, zeigt in der Abteilung die schöne Figur der
nackten schreitenden Figur, vielleicht einer Fama,
welche den Charakter der italienischen Künstler
trägt, die die Schule von
Fontainebleau begründeten.
Voll zum Ausdruck kam sie
in Benvenuto Cellini und in
den nordischen Künstlern,
die neben und namentlich
nach ihm die massgebenden
Künstler in Florenz wurden:
Giovanni da Bologna, Elia
Candido, Adriaen de Vries
u.a. Während für ersteren
die zahlreichen beglaubigten
grossen Bildwerke Anhalt
zur Bestimmung seiner (viel-
fach von seinem Schüler
Susini ausgeführten) Bronze-
statuetten geben, lassen sich
die Arbeiten der übrigen
Künstler sehr viel schwerer
feststellen. Die Gruppe des
Herkules mit den Kentauren,
die Venus, die grössere
Gruppe eines Mannes, der
eine Frau raubt, u. a. Bronzen
der Berliner Sammlung sind
bekannte Werke des Gio-
vanni da Bologna. Auf Cellini lassen sich zwei
verschiedene Gruppen, der Sieg der Tugend über
das Laster, Entwürfe für ein Tintenfass, das sich
früher im Palazzo Borghese befand, zurückführen.
Auf Elia Candido scheint die kräftige Formengebung
eines Perseus hinzuweisen. Dagegen ist für ein paar,
vielleicht in Konkurrenz mit Gio. da Bologna ent-
standene, Merkurstatuetten, für die kleine Figur einer
schlafenden nackten Frau und eine ganze Reihe
sitzender und stehender Frauengestalten bei der
Toilette nach dem Bade, zur sicheren Benennung
nicht der genügende Anhalt vorhanden. Einzelne
derselben lehnen sich noch eng an antike Vorbilder
an, andere sind aber ganz frei und ganz genrehaft
erfunden.
Genrehafte Motive, zu denen die grosse Plastik
der Renaissance nur wenige Ansätze aufweist, sind
in der Kleinplastik, insbesondere in den Statuetten
von vornherein vertreten; im Kleinen hat das Genre
ja auch sein eigentliches Feld. Donatello's „Putten"
sind eine durch die Antike angeregte Schöpfung,
die durch Jahrhunderte befruchtend gewirkt hat. Die
Berliner Sammlung ist in der glücklichen Lage, seit
Kurzem zwei Figürchen dieser Art aufzuweisen,
die wohl beide auf Donatello selbst zurückgehen.
Die grössere, bisher unter den antiken Bronzen
versteckt, zeigt nach der Be-
wegung den jungen Amor
im Begriff den Bogen zu
spannen. Die enge Verwandt-
schaft mit den Engeln auf
dem Tabernakel in San Gio-
k vanni in Siena verweist auch
diese nicht sehr viel kleinere,
trefflich gearbeitete Kinder-
figur in die gleiche Zeit um
das Jahr 1430. Ein ganz
kleiner sitzender Putto ist
skizzenhafter und beinahe
Rohguss; aber die Bewegung
des Kindes, das noch nicht
laufen kann und hockend un-
geduldig nach einem Gegen-
stand verlangt, den es nicht
erreichen kann, ist mit
köstlicher Frische der Natur
abgelauscht. Stärker als bei
der Florentiner Schule tritt
die genrehafte Auffassung
bei den Paduaner Bronze-
bildnern hervor. Die Berliner
Sammlung besitzt einen
kleinen Tobias auf der Reise und einen David als
Hirten, beide ganz schlichte, derbe Volksfiguren,
deren Künstler Bellano zu sein scheint. Auch ein
anderes ähnliches Figürchen, ein Knabe in Reiseaus-
rüstung mit einem Weinfässchen auf dem Rückem,
ist vielleicht als Tobias gedacht. Gleichzeitig und aus
der gleichen Richtung der Paduaner Schule entstand
eine ausserordentlich lebensvolle Figur, die in der
Sammlung des hohen Schenkers, dem sie das Berliner
Museum verdankt, als „Bettler" bezeichnet wurde.
Der ärmliche, zerfetzte Anzug legt diese Bezeichnung
nahe, aber Haltung und Ausdruck sprechen dagegen.
Die Figur hielt mit der linken Hand einen Gegen-
stand, während sie in oder auf der Faust der er-
hobenen Rechten einen anderen Gegenstand trug;
€ 260 D
die Darstellung des weiblichen Körpers die höch-
ste Aufgabe; anfangs in ungesuchtem grossen Stil,
bald aber mit absichtlicher Schaustellung der weib-
lichen Reize durch Verallgemeinerung der Formen,
für welche Schlankheit und Eleganz und starke Be-
wegung typisch wurden. Wie früh diese neue
Richtung, unter Michelangelo's Einfluss, sich Bahn
brach, zeigt in der Abteilung die schöne Figur der
nackten schreitenden Figur, vielleicht einer Fama,
welche den Charakter der italienischen Künstler
trägt, die die Schule von
Fontainebleau begründeten.
Voll zum Ausdruck kam sie
in Benvenuto Cellini und in
den nordischen Künstlern,
die neben und namentlich
nach ihm die massgebenden
Künstler in Florenz wurden:
Giovanni da Bologna, Elia
Candido, Adriaen de Vries
u.a. Während für ersteren
die zahlreichen beglaubigten
grossen Bildwerke Anhalt
zur Bestimmung seiner (viel-
fach von seinem Schüler
Susini ausgeführten) Bronze-
statuetten geben, lassen sich
die Arbeiten der übrigen
Künstler sehr viel schwerer
feststellen. Die Gruppe des
Herkules mit den Kentauren,
die Venus, die grössere
Gruppe eines Mannes, der
eine Frau raubt, u. a. Bronzen
der Berliner Sammlung sind
bekannte Werke des Gio-
vanni da Bologna. Auf Cellini lassen sich zwei
verschiedene Gruppen, der Sieg der Tugend über
das Laster, Entwürfe für ein Tintenfass, das sich
früher im Palazzo Borghese befand, zurückführen.
Auf Elia Candido scheint die kräftige Formengebung
eines Perseus hinzuweisen. Dagegen ist für ein paar,
vielleicht in Konkurrenz mit Gio. da Bologna ent-
standene, Merkurstatuetten, für die kleine Figur einer
schlafenden nackten Frau und eine ganze Reihe
sitzender und stehender Frauengestalten bei der
Toilette nach dem Bade, zur sicheren Benennung
nicht der genügende Anhalt vorhanden. Einzelne
derselben lehnen sich noch eng an antike Vorbilder
an, andere sind aber ganz frei und ganz genrehaft
erfunden.
Genrehafte Motive, zu denen die grosse Plastik
der Renaissance nur wenige Ansätze aufweist, sind
in der Kleinplastik, insbesondere in den Statuetten
von vornherein vertreten; im Kleinen hat das Genre
ja auch sein eigentliches Feld. Donatello's „Putten"
sind eine durch die Antike angeregte Schöpfung,
die durch Jahrhunderte befruchtend gewirkt hat. Die
Berliner Sammlung ist in der glücklichen Lage, seit
Kurzem zwei Figürchen dieser Art aufzuweisen,
die wohl beide auf Donatello selbst zurückgehen.
Die grössere, bisher unter den antiken Bronzen
versteckt, zeigt nach der Be-
wegung den jungen Amor
im Begriff den Bogen zu
spannen. Die enge Verwandt-
schaft mit den Engeln auf
dem Tabernakel in San Gio-
k vanni in Siena verweist auch
diese nicht sehr viel kleinere,
trefflich gearbeitete Kinder-
figur in die gleiche Zeit um
das Jahr 1430. Ein ganz
kleiner sitzender Putto ist
skizzenhafter und beinahe
Rohguss; aber die Bewegung
des Kindes, das noch nicht
laufen kann und hockend un-
geduldig nach einem Gegen-
stand verlangt, den es nicht
erreichen kann, ist mit
köstlicher Frische der Natur
abgelauscht. Stärker als bei
der Florentiner Schule tritt
die genrehafte Auffassung
bei den Paduaner Bronze-
bildnern hervor. Die Berliner
Sammlung besitzt einen
kleinen Tobias auf der Reise und einen David als
Hirten, beide ganz schlichte, derbe Volksfiguren,
deren Künstler Bellano zu sein scheint. Auch ein
anderes ähnliches Figürchen, ein Knabe in Reiseaus-
rüstung mit einem Weinfässchen auf dem Rückem,
ist vielleicht als Tobias gedacht. Gleichzeitig und aus
der gleichen Richtung der Paduaner Schule entstand
eine ausserordentlich lebensvolle Figur, die in der
Sammlung des hohen Schenkers, dem sie das Berliner
Museum verdankt, als „Bettler" bezeichnet wurde.
Der ärmliche, zerfetzte Anzug legt diese Bezeichnung
nahe, aber Haltung und Ausdruck sprechen dagegen.
Die Figur hielt mit der linken Hand einen Gegen-
stand, während sie in oder auf der Faust der er-
hobenen Rechten einen anderen Gegenstand trug;
€ 260 D