Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gusses wurde die Arbeit des Ciselierens eine ein-
fachere. Die Künstler beschränkten sich aber nicht
nur auf die Reinigung des Gusses von den Näten,
Löchern, von der Gusshaut und auf die Glättung, wie
heutzutage die Regel ist, sondern sie suchten durch
die verschiedene Art der Ciselierung den Charakter
der Oberfläche, der Haut, des Stoffes u. s. f. noch
schärfer zu betonen. Dies geschah durch Raspen
und Feilen verschiedener Art, durch kleine Häm-
mer u. s. f. Die Bacchusstatuette der Berliner
Sammlung, eine treffliche Arbeit von einem Künst-
ler aus der Nähe Michelangelo's, zeigt, wie eigen-

artig und fein diese Behandlung mit dem Hammer
selbst zur Charakteristik der Oberfläche des männ-
lichen Körpers verwandt werden kann. Es ist be-
zeichnend für das Zurückgehen des künstlerischen
Selbstzweckes hinter das Streben nach dekorativer
Wirkung im Laufe des siebzehnten Jahrhundert,
dass auch in der Ciselierung eine mehr oder we-
niger einförmige Politur an die Stelle dieser mannig-
fachen Arten der Ciselierung tritt. Diese ist in der
modernen Kunst nur zu oft in eine mechanische,
unkünstlerische Glättung ausgeartet.

C 264. D
 
Annotationen