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Mädchenerziehung; die Wissenschaft unterweist die Gartenkunst — der Inhalt der vornehmen
Plakette von Daniel Dupuis, auf der ein weiblicher Genius mit der Flamme als Diadem in un-
gesuchter Würde den Gartenbau, ein derberes Wreib, das sich breitbeinig dastehend über einen
jungen Baum beugt, die Handgriffe lehrt. Hier ist die Inschrift als überflüssig fortgelassen. Es
kommt vor, dass mehr als ein Dutzend solcher kurzen Sätze über den Inhalt einer einzelnen
Aufgabe im Notizbuch der Künstler steht.

Diese philosophische Vorarbeit ist für das Wesen der Medaille charakteristisch, denn sie
hat nicht nur darzustellen, sondern jedesmal eine ganz bestimmte Idee und dadurch zugleich die
Absicht der Auftraggeber auszudrücken. Daher auch die innige Verbindung von Schrift und
Bild und die Tendenz, die Schrift, die soviel bedeutet, künstlerisch zu gestalten und mit dem
Bilde zu einem dekorativen Ganzen zu verbinden. Die Inschrift ist nicht unumgänglich nötig,

aber doch meist willkom-
Auftraggeber aufgesetzt, in
Bestandteil der künstleri-
des Künstlers. Meister darin
dium der Arbeit ist zugleich
Wer nicht die schaffende
Poeten in sich hat, der ist
herbestimmt, und der klüg-
der zugleich mit warmem
ergründen und mit leben-
nene Erkenntnis in unmittel-
kleiden vermag, wird das
natur, die als Bildhauer er-
sen Medailleur, und von je
liehe Neigung zur Medaille
Grösste der Alten, Vittore
Sobald die Idee gefun-
ein neues Stadium. Hat
Dichter, der Historiker —
arbeitet, so führt nun der

DANIEL DUPUIS, DER GARTENBAU

men. Selten wird sie vom
der Regel gehört sie als
sehen Conception zur Arbeit
ist Roty. Dieses erste Sta-
der Prüfstein des Künstlers,
und dichtende Kraft des
nicht zum Medailleur vor-
ste, gebildetste Künstler,
Herzen den Gegenstand zu
diger Phantasie die gewon-
bar verständliche Form zu
Höchste leisten. Eine Maler-
zogen ist, das giebt den gros-
haben die Maler eine natür-
gehabt, wie denn der
Pisano, ein Maler war.
den ist, tritt die Arbeit in
zuerst der Philosoph, der
oder alle zugleich — ge-
Künstler das Werk weiter.

Aber noch nicht gleich der Bildhauer, sondern zunächst der Zeichner.

In flüchtigen Umrissen wird in dem Rechteck der Plakette oder in dem Rund der Medaille
die Silhouette gesucht. Ergiebt sich dabei, dass die zuerst gewählte Idee sich nicht ausdrücken lässt,
so wird von vorn angefangen. Doch kommt dies bei der sorgfältigen Vorarbeit selten vor. Es
entspricht ja auch dem Mysterium des künstlerischen Schaffens, dass von der ersten Stunde an
das realisierbare Bild in kräftigern Umrissen vor der Seele steht als alle andern Möglichkeiten.

Das Zeichnen ist, wie man auch in Deutschland weiss, dem französischen Bildhauer und
Medailleur, die fast Alle zugleich als Maler erzogen sind, kein unbequemes Ausdrucksmittel, sondern
eine so natürliche Sprache wie dem Maler.

Erst wenn Silhouette und Massen auf dem behenderen Wege der Zeichnung genau festgestellt
sind, tritt der Bildhauer ans Werk. In einer breitangelegten Skizze wird die Komposition aus der
Zeichnung ins Relief übertragen. Das ist das dritte Stadium. Ergiebt sich, dass noch nicht Alles
stimmt, so wird unter Umständen zur Zeichnung zurückgegriffen. Was aufgegeben wird, ist
immer noch erst Skizze.

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