Findet der forschende Blick an der Reliefskizze keinen fraglichen Punkt mehr, so beginnen
die Naturstudien, und hier tritt nun wieder der Zeichner vor. Der Umfang dieser zeichnerischen
Studien nach dem Modell ist bei den verschiedenen Künstlern sehr verschieden. Die älteren, wie
Chaplain, Roty und Dupuis zeichnen sehr viel, einige gehen so weit, dass sie im ganzen ferneren
Verlauf der Arbeit zu Naturstudien nicht mehr zurückkehren. Andere nehmen nur die wichtigsten
Notizen, um nachher immer wieder das Modell zu konsultieren. Aber ohne Kenntnis dieser
zeichnerischen Vorstudien bleibt der Charakter der modernen französischen Medaille unverständlich.
Sie ist ebenso sehr die Arbeit des Malers wie des Bildhauers.
Jede Figur wird zunächst als Akt gezeichnet. Für einzelne Glieder, auf die es besonders
ankommt, werden oft zahlreiche Zeichnungen gemacht. Chaplain studiert wohl gelegentlich Arme
und Körper nach einem volleren und einem mageren Modell.
Von diesen zeichnerischen Studien geht es nun keineswegs unmittelbar an die Ausarbeitung
des Reliefs. Ehe der Medailleur wieder an die Arbeit kommt, hat der Bildhauer noch eine Auf-
gabe zu lösen.
DEGEORGES, MEDAILLE FÜR VERDIENSTE UM BRIEFTAUBENZUCHT
Auf Grund der Zeichnungen wird von jeder Figur — namentlich bei solchen in antiker
Tracht — ein Thonmodell in der Höhe zwischen einem halben und einem ganzen Meter her-
gestellt, die Maquette.
Dies Modell soll über die absolute Richtigkeit der Proportionen und des der Bewegungs-
motivs Rechenschaft geben und dient zur Prüfung der Gewandmotive, die mit feinen Musselin-
storfen ausprobiert werden. Einige Künstler pflegen diese Maquetten in dem Motiv des Reliefs
zu photographieren, um die Flächenwirkung der Bewegungs- und der Gewandmotive zu kon-
trolieren. Doch ist dies eine Ausnahme.
Nun erst, nachdem der Dichter, der Maler und der Bildhauer ihre Arbeit gethan haben,
beginnt der Medailleur mit der Ausarbeitung des Reliefs. Die gezeichneten Studien, die Maquetten,
vielfach noch einmal das Modell, bieten ihm den Anhalt.
Das Modell wird in Wachs oder Thon geformt. Die noch als Medailleure erzogen sind,
bedienen sich meist des Wachses.
Wenn das Relief völlig durchgebildet ist, wird ein Gipsabguss in sehr feiner Masse genommen,
und dann findet an diesem die letzte ciselierende Ueberarbeitung statt.
Damit ist das Werk des Künstlers abgeschlossen. Was nun folgt, ist rein mechanische
Arbeit, die der Künstler nicht mehr selber leitet. Für Deutschland ist es wichtig zu betonen,
dass keine Hand als die des Künstlers das Werk berührt. Sogar die oft sehr langen Inschriften
die Naturstudien, und hier tritt nun wieder der Zeichner vor. Der Umfang dieser zeichnerischen
Studien nach dem Modell ist bei den verschiedenen Künstlern sehr verschieden. Die älteren, wie
Chaplain, Roty und Dupuis zeichnen sehr viel, einige gehen so weit, dass sie im ganzen ferneren
Verlauf der Arbeit zu Naturstudien nicht mehr zurückkehren. Andere nehmen nur die wichtigsten
Notizen, um nachher immer wieder das Modell zu konsultieren. Aber ohne Kenntnis dieser
zeichnerischen Vorstudien bleibt der Charakter der modernen französischen Medaille unverständlich.
Sie ist ebenso sehr die Arbeit des Malers wie des Bildhauers.
Jede Figur wird zunächst als Akt gezeichnet. Für einzelne Glieder, auf die es besonders
ankommt, werden oft zahlreiche Zeichnungen gemacht. Chaplain studiert wohl gelegentlich Arme
und Körper nach einem volleren und einem mageren Modell.
Von diesen zeichnerischen Studien geht es nun keineswegs unmittelbar an die Ausarbeitung
des Reliefs. Ehe der Medailleur wieder an die Arbeit kommt, hat der Bildhauer noch eine Auf-
gabe zu lösen.
DEGEORGES, MEDAILLE FÜR VERDIENSTE UM BRIEFTAUBENZUCHT
Auf Grund der Zeichnungen wird von jeder Figur — namentlich bei solchen in antiker
Tracht — ein Thonmodell in der Höhe zwischen einem halben und einem ganzen Meter her-
gestellt, die Maquette.
Dies Modell soll über die absolute Richtigkeit der Proportionen und des der Bewegungs-
motivs Rechenschaft geben und dient zur Prüfung der Gewandmotive, die mit feinen Musselin-
storfen ausprobiert werden. Einige Künstler pflegen diese Maquetten in dem Motiv des Reliefs
zu photographieren, um die Flächenwirkung der Bewegungs- und der Gewandmotive zu kon-
trolieren. Doch ist dies eine Ausnahme.
Nun erst, nachdem der Dichter, der Maler und der Bildhauer ihre Arbeit gethan haben,
beginnt der Medailleur mit der Ausarbeitung des Reliefs. Die gezeichneten Studien, die Maquetten,
vielfach noch einmal das Modell, bieten ihm den Anhalt.
Das Modell wird in Wachs oder Thon geformt. Die noch als Medailleure erzogen sind,
bedienen sich meist des Wachses.
Wenn das Relief völlig durchgebildet ist, wird ein Gipsabguss in sehr feiner Masse genommen,
und dann findet an diesem die letzte ciselierende Ueberarbeitung statt.
Damit ist das Werk des Künstlers abgeschlossen. Was nun folgt, ist rein mechanische
Arbeit, die der Künstler nicht mehr selber leitet. Für Deutschland ist es wichtig zu betonen,
dass keine Hand als die des Künstlers das Werk berührt. Sogar die oft sehr langen Inschriften