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KASSA

CORN
FLOUR

"j-asr^"

BROTHERS BEGGARSTAFF

über Cheret. Er weiss, dass ein Plakat, um zu wirken,
einfach sein muss: einfach, weil nur die einfachen
vollen Farbentöne an einer Mauer weithin und kräftig
wirken, einfach, weil bei der Anwendung der ein-
fachen Lithographie mit wenig Farben die Hand-
schrift des Künstlers erhalten bleibt.

Neben diesen beiden Heroen des Plakats, giebt
es eine grosse Schar von Mitstrebenden. Ein jeder
hat seine Besonderheit, viele haben mitunter sehr
schöne Plakate gemacht, aber ihre Besonderheit liegt
nicht auf dem Gebiet des Plakats. Die Einen gehen
darauf hinaus, mit Cherets Auge ein paar Farben
zu sehen, wo eigentlich hundert Abstufungen be-
stehen, die anderen gehen darauf hinaus, gegen-
ständlich Neues in die Kunst hineinzuziehen.

Zu den ersteren gehört Theophile-Alexandre
Steinten, der Raffael des „Chat noir." Von ihm sind
die Plakate zum Lait sterilise und zu einer Aus-
stellung seiner eigenen Werke, beide mit dem be-
rühmten schwarzen Kater. Wie fabelhaft geschickt
ist das Tier gezeichnet mit einer einzigen schwarzen
Fläche und dem helleren Streifen, wo auf der

Rückenrundung das glatt glänzende Fell das Licht
zurückwirft.

Zu den letzteren gehören Henri-Gaspard Ibels
und Adolphe Willette: Ibels mit seiner Harlequin-,
Pierrot- und Circuswelt, andrerseits mit seinen
groben, gemeinen Typen aus der untersten Volks-
schicht. Willette mit seiner Cocotte, zu der er
die Freiheitsgöttin des französischen Volks, in anti-
semitischen und antiklerikalen Plakaten, verwandelt
hat. Entschieden weniger gelungen sind die Plakate
von Eugene Grasset. Dieser vielseitige dekorative
Künstler hat eine ganze Reihe von Affichen ge-
schaffen, die alle vom Durchschnitt abstechen, von
denen jedoch keines ein wirklich gutes Plakat ist.
Denn Grasset ist der einzige französische Künstler,
der etwas fremdes nachahmt, wenn er ein Plakat
machen will. Seine besten, der „Salon des Cent" und
„Grafton Gallery" sind einfach farbige Kartons für
Glasmalerei. Als solche sind sie mustergiltig, nur
sind sie eben keine Plakate; auch dadurch, dass er
ihnen oben oder unten ausserhalb der Bildfläche eine
Schrift hinzufügt, verwandelt er sie nicht dazu.
Dass Grasset aus-
serhalb der Pla-
katkunst steht,
beweist schon
derUmstand,dass
er sich selten an
die zur grossar-
tigen Blüte ge-
diehene Plakat-
technik, an den
Steindruck hält.
Seine Werke sind
meist durch die
Schablone mit
der Hand kolo-
riert, und nur die
Umrisszeichnung
ist gedruckt. Auf
anderen, z.B. der
Walkyrie und
den „Fetes de
Paris", ahmt er
das Theater-
kostüm und die

Theaterdeko-
ration nach. Sein
„Odeon" bietet
nur ein realis-
tisches Bild einer
Theaterloge, die

b ' BROTHERS BEGGARSTAFF

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