ausging. Sie waren prak-
tische „businessmen", die
erkannten, dass man dem
Plakat zu neuem Leben
verhelfen konnte, indem
man sich an die Künstler
wendete. Ihr erstes Wort
mag aber auch „Billig
muss die Sache werden"
gewesen sein. Das war
hier, wie es scheint, die
Hauptaufgabe, denn die
Berücksichtigung dieses
Gebots hat dem amerika-
nischen Plakat seinen
eigenartigen Stil gegeben.
Er beruht auf der grösst-
möglichen Ausnützung
wenigen Materials. Bis zu
drei Steinen haben sich
die Auftraggeber ver-
standen, und mit grossem
Geschick wissen Künstler
wie Penfield, Carqueville,
Bradley dennoch eine
reiche farbige Wirkung zu
erzielen, indem sie die
Papierfarbe aussparen, und durch vollen Ueberdruck
zwei neue Farben, somit im ganzen sechs gewinnen.
In dieser Stileigenheit der Plakattechnik sind
viele amerikanische Künstler gleich gut beschlagen;
Bradley scheint unter ihnen den grössten künst-
lerischen Fond zu besitzen, und deshalb sind seine
Arbeiten die besten. Am bekanntesten ist seine
ausgezeichnete Anzeige des Chap Book, die Schlitt-
schuhläuferin. Das Kleid, die Linien des Gesichts,
Himmel und Erde zeigen ein und dasselbe Blau;
Hautfarbe und ein Streifen zwischen Horizont und
Zenith werden durch das weisse Papier gegeben:
die Schrift ist rot; Mantel und Baumstämme sind
durch Ueberdruck erzeugt. Auch das Plakat für
„When hearts are trumps" ist nur mit zwei Steinen
hergestellt, ein pompejanisches Rot und ein Hellgrün,
obwohl es vierfarbig wirkt,
wie man schon aus der
Reproduktion sieht.
In Deutschland entsteht
das künstlerische Plakat
eben in diesen Tagen,
kann man sagen. Ueberall
giebt es Konkurrenzen.
Ueber die Vorgeschichte
kann man nicht viel gutes
sagen. Zwei Gespenster
beherrschen sie. Die alle-
gorische Figur und die
Nachahmung. So ist z. B.
eines unsrer besten Plakate,
das Stuck'sche für die
Secession, einfach der Mo-
saiktechnik nachgeahmt.
Auch das Müller'sche Pla-
kat, das wir abbilden, sieht
aus, als ob es mit An-
lehnung an eine irische
Bilderhandschrift entstan-
den sei. (Der Künstler
sagte mir, dass er sich
muller dessen jedenfalls nicht be-
wusst war). Wenn man sieht, wie Franzose, Eng-
länder und Amerikaner, ein jeder das Plakat dazu
benutzt hat, um sein innerstes Wesen zur Geltung
kommen zu lassen, so kann man gespannt darauf
sein, was der Deutsche daraus machen wird. Zu-
nächst möchte man seine Aufmerksamkeit drauf
hinlenken, wie die genannten Nationen das Spezifische
immer dadurch erreicht haben, dass sie irgend ein
technisches Moment durchbildeten. Die paar Grund-
sätze, die die Erfahrung draussen den Künstlern
gelehrt hat, muss er sich auch zu Herzen nehmen:
nämlich, dass das Plakat auffallend, nicht etwa fein
sein muss, und dass dies durch Einfachheit, schlagen-
den Vortrag und Vermeidung jedweden Details
zu erreichen ist.
C 336 3
tische „businessmen", die
erkannten, dass man dem
Plakat zu neuem Leben
verhelfen konnte, indem
man sich an die Künstler
wendete. Ihr erstes Wort
mag aber auch „Billig
muss die Sache werden"
gewesen sein. Das war
hier, wie es scheint, die
Hauptaufgabe, denn die
Berücksichtigung dieses
Gebots hat dem amerika-
nischen Plakat seinen
eigenartigen Stil gegeben.
Er beruht auf der grösst-
möglichen Ausnützung
wenigen Materials. Bis zu
drei Steinen haben sich
die Auftraggeber ver-
standen, und mit grossem
Geschick wissen Künstler
wie Penfield, Carqueville,
Bradley dennoch eine
reiche farbige Wirkung zu
erzielen, indem sie die
Papierfarbe aussparen, und durch vollen Ueberdruck
zwei neue Farben, somit im ganzen sechs gewinnen.
In dieser Stileigenheit der Plakattechnik sind
viele amerikanische Künstler gleich gut beschlagen;
Bradley scheint unter ihnen den grössten künst-
lerischen Fond zu besitzen, und deshalb sind seine
Arbeiten die besten. Am bekanntesten ist seine
ausgezeichnete Anzeige des Chap Book, die Schlitt-
schuhläuferin. Das Kleid, die Linien des Gesichts,
Himmel und Erde zeigen ein und dasselbe Blau;
Hautfarbe und ein Streifen zwischen Horizont und
Zenith werden durch das weisse Papier gegeben:
die Schrift ist rot; Mantel und Baumstämme sind
durch Ueberdruck erzeugt. Auch das Plakat für
„When hearts are trumps" ist nur mit zwei Steinen
hergestellt, ein pompejanisches Rot und ein Hellgrün,
obwohl es vierfarbig wirkt,
wie man schon aus der
Reproduktion sieht.
In Deutschland entsteht
das künstlerische Plakat
eben in diesen Tagen,
kann man sagen. Ueberall
giebt es Konkurrenzen.
Ueber die Vorgeschichte
kann man nicht viel gutes
sagen. Zwei Gespenster
beherrschen sie. Die alle-
gorische Figur und die
Nachahmung. So ist z. B.
eines unsrer besten Plakate,
das Stuck'sche für die
Secession, einfach der Mo-
saiktechnik nachgeahmt.
Auch das Müller'sche Pla-
kat, das wir abbilden, sieht
aus, als ob es mit An-
lehnung an eine irische
Bilderhandschrift entstan-
den sei. (Der Künstler
sagte mir, dass er sich
muller dessen jedenfalls nicht be-
wusst war). Wenn man sieht, wie Franzose, Eng-
länder und Amerikaner, ein jeder das Plakat dazu
benutzt hat, um sein innerstes Wesen zur Geltung
kommen zu lassen, so kann man gespannt darauf
sein, was der Deutsche daraus machen wird. Zu-
nächst möchte man seine Aufmerksamkeit drauf
hinlenken, wie die genannten Nationen das Spezifische
immer dadurch erreicht haben, dass sie irgend ein
technisches Moment durchbildeten. Die paar Grund-
sätze, die die Erfahrung draussen den Künstlern
gelehrt hat, muss er sich auch zu Herzen nehmen:
nämlich, dass das Plakat auffallend, nicht etwa fein
sein muss, und dass dies durch Einfachheit, schlagen-
den Vortrag und Vermeidung jedweden Details
zu erreichen ist.
C 336 3