53
die Kellnerinnen eine sehr wichtige Rolle spielen, auf die man-
gelnde Gelegenheit hierzu zurückzuführen. Ein zweiter Grund,
wenn man von dem Einfluß der Prostituierten absieht, liegt in
der niederen Wertung, in der die Kellnerin steht, und von der
auch die Polizei beeinflußt wird: Die Kellnerin gilt in großen
Kreisen der Bevölkerung als käuflich; auf sie wird daher leichter
der Verdacht fallen, eines der unter a zusammengefaßten Ver-
gehen begangen zu haben, als auf Frauen der übrigen Stände.
Schlußwort.
Erwägungen, wie die eben vorgeführten, haben viele zu der
Ueberzeugung gebracht, daß dem Kellnerinnenstand nicht mehr
zu helfen sei und daß die Kellnerinbedienung ersetzt werden
müsse durch Kellnerbedienung. Wir haben gesehen, was hier-
gegen einzuwenden ist, und daß für Süddeutschland wenigstens
für die nächste Zeit an eine Beseitigung der Kellnerinnen
nicht zu denken ist. Was haben nun Staat und Ge-
sellschaft zur Besserung der Verhältnisse bis jetz überhaupt
unternommen! Der Staat stellte sich auf den Standpunkt nicht
direkt prophylaktisch, sondern nur nachträglich bessernd einzu-
greifen. Daher das fast gänzliche Fehlen von Verordnungen, die
den Kellnerinnenstand direkt und nur ihn treffen. Man wollte die
Kellnerin, die auf Abwege geraten ist, durch Zwangserziehung
und Arbeitshaus wieder zum ordentlichen Mitglied der mensch-
lichen Gesellschaft machen. Da es aber der Fluch der Prostitu-
tion ist, daß, wer ihr einmal angehörte, meistens nicht mehr von
ihr loskommt, so mußten diese Bestrebungen des Staates den Keim
des Mißerfolges von Anfang an in sich tragen. In der Tat kam
man immer mehr davon ab, Kellnerinnen in der Zwangserziehung
bessern zu wollen; denn die Kellnerinnen wollten sich nun ein-
mal nicht bessern lassen, sondern benützten jede gebotene Ge-
legenheit zu entweichen. Man hat sich daher in den meisten
Fällen darauf beschränkt, nur sittlich gefährdete Mädchen zwangs-
weise zu erziehen. Nicht anders erging es dem Arbeitshaus, so-
daß es heute nur noch ein Mittel ist, verkommene Personen für
eine Zeitlang unschädlich zu machen. Mehr will man nicht er-
reichen und steht jetzt der Entwicklung abwartend gegenüber.
— Einen vollen Mißerfolg hatten auch die Bestrebungen der
die Kellnerinnen eine sehr wichtige Rolle spielen, auf die man-
gelnde Gelegenheit hierzu zurückzuführen. Ein zweiter Grund,
wenn man von dem Einfluß der Prostituierten absieht, liegt in
der niederen Wertung, in der die Kellnerin steht, und von der
auch die Polizei beeinflußt wird: Die Kellnerin gilt in großen
Kreisen der Bevölkerung als käuflich; auf sie wird daher leichter
der Verdacht fallen, eines der unter a zusammengefaßten Ver-
gehen begangen zu haben, als auf Frauen der übrigen Stände.
Schlußwort.
Erwägungen, wie die eben vorgeführten, haben viele zu der
Ueberzeugung gebracht, daß dem Kellnerinnenstand nicht mehr
zu helfen sei und daß die Kellnerinbedienung ersetzt werden
müsse durch Kellnerbedienung. Wir haben gesehen, was hier-
gegen einzuwenden ist, und daß für Süddeutschland wenigstens
für die nächste Zeit an eine Beseitigung der Kellnerinnen
nicht zu denken ist. Was haben nun Staat und Ge-
sellschaft zur Besserung der Verhältnisse bis jetz überhaupt
unternommen! Der Staat stellte sich auf den Standpunkt nicht
direkt prophylaktisch, sondern nur nachträglich bessernd einzu-
greifen. Daher das fast gänzliche Fehlen von Verordnungen, die
den Kellnerinnenstand direkt und nur ihn treffen. Man wollte die
Kellnerin, die auf Abwege geraten ist, durch Zwangserziehung
und Arbeitshaus wieder zum ordentlichen Mitglied der mensch-
lichen Gesellschaft machen. Da es aber der Fluch der Prostitu-
tion ist, daß, wer ihr einmal angehörte, meistens nicht mehr von
ihr loskommt, so mußten diese Bestrebungen des Staates den Keim
des Mißerfolges von Anfang an in sich tragen. In der Tat kam
man immer mehr davon ab, Kellnerinnen in der Zwangserziehung
bessern zu wollen; denn die Kellnerinnen wollten sich nun ein-
mal nicht bessern lassen, sondern benützten jede gebotene Ge-
legenheit zu entweichen. Man hat sich daher in den meisten
Fällen darauf beschränkt, nur sittlich gefährdete Mädchen zwangs-
weise zu erziehen. Nicht anders erging es dem Arbeitshaus, so-
daß es heute nur noch ein Mittel ist, verkommene Personen für
eine Zeitlang unschädlich zu machen. Mehr will man nicht er-
reichen und steht jetzt der Entwicklung abwartend gegenüber.
— Einen vollen Mißerfolg hatten auch die Bestrebungen der