25
fallend, daß die badischen Kellnerinnen zum großen Teile aus
Württemberg und Bayern kommen und zwar aus Gegenden, die
auch die meisten Dienstmädchen liefern. Der Grund hierfür liegt
nicht nur in der eigentümlichen geographischen Lage Badens,
sondern vor allem darin, daß die Kellnerinnen als Dienstmädchen
in die Stadt kommen und hier erst zur Kellnerin werden. Hier-
mit ist zugleich auch erklärt, warum gerade das Land die
meisten Kellnerinnen liefert und nicht die Stadt, wie man viel-
leicht annehmen könnte, da ja die junge weibliche Bevölkerung
der Stadt bekanntlich wenig Lust zum Dienstmädchenberufe zeigt.
4. Arbeitsverhältnisse.
In Baden befinden sich nach den Erhebungen der Kommission
für Arbeiterstatistik 49% aller Kellnerinnen längstens 3 Monate
in ihrer Stelle und 83,3% wechseln innerhalb eines Jahres ihren
Platz. Es besteht demnach hier ein Wechsel, wie er kaum in
einem anderen Berufe vorkommt. Daß dieser Stellenwechsel zum
großen Teile auf die persönlichen Eigenschaften der Kellnerinnen
zurückzuführen ist, geht daraus hervor, daß bei den Kellnern so
hohe Prozentzahlen nicht erreicht werden, obwohl doch die Ar-
beitsverhältnisse der Kellner kaum besser sind als die der Kell-
nerinnen. Der Grund liegt in dem Leichtsinn, mit dem die Kell-
nerin ihre Stellung wechselt; denn allein schon die Aussicht, in
einer anderen Stelle etwas mehr Trinkgeld zu bekommen, kann
sie verleiten, ihre Stelle zu verlassen, ein Umstand, der, wie wir
sehen werden, besonders von Stellenvermittlern ausgenützt wird.
Außerdem liegt noch ein zweiter Grund darin, daß die Kellnerin
ihr Geschäft nicht als dauernden Beruf auffaßt. Während der
Kellner sehr wenig Aussicht hat, einmal später in einen anderen
Beruf übergehen zu können, er also gezwungen ist, um gute
Zeugnisse zu erhalten, einerseits länger zu bleiben, andererseits
sich vom Wirte manches gefallen zu lassen, bleiben für die Kell-
nerin doch manche Möglichkeiten, auch außerhalb der Wirtschaft
sich zu ernähren. Sie hat daher kein großes Interesse an guten
Zeugnissen, die dann ihr eine Stelle verschaffen könnten, wenn
einmal ihr Aeußeres dazu nicht mehr in der Lage ist. Zu diesen
beiden Gründen kommt vor allem noch die geringere Ausdauer,
die es der Kellnerin nicht gestattet, lange Zeit in einem anstren-
genden und infolgedessen ertragreichen Dienste zu bleiben. Sie
muß sich von Zeit zu Zeit eine Erholung gönnen und sie tut das,
fallend, daß die badischen Kellnerinnen zum großen Teile aus
Württemberg und Bayern kommen und zwar aus Gegenden, die
auch die meisten Dienstmädchen liefern. Der Grund hierfür liegt
nicht nur in der eigentümlichen geographischen Lage Badens,
sondern vor allem darin, daß die Kellnerinnen als Dienstmädchen
in die Stadt kommen und hier erst zur Kellnerin werden. Hier-
mit ist zugleich auch erklärt, warum gerade das Land die
meisten Kellnerinnen liefert und nicht die Stadt, wie man viel-
leicht annehmen könnte, da ja die junge weibliche Bevölkerung
der Stadt bekanntlich wenig Lust zum Dienstmädchenberufe zeigt.
4. Arbeitsverhältnisse.
In Baden befinden sich nach den Erhebungen der Kommission
für Arbeiterstatistik 49% aller Kellnerinnen längstens 3 Monate
in ihrer Stelle und 83,3% wechseln innerhalb eines Jahres ihren
Platz. Es besteht demnach hier ein Wechsel, wie er kaum in
einem anderen Berufe vorkommt. Daß dieser Stellenwechsel zum
großen Teile auf die persönlichen Eigenschaften der Kellnerinnen
zurückzuführen ist, geht daraus hervor, daß bei den Kellnern so
hohe Prozentzahlen nicht erreicht werden, obwohl doch die Ar-
beitsverhältnisse der Kellner kaum besser sind als die der Kell-
nerinnen. Der Grund liegt in dem Leichtsinn, mit dem die Kell-
nerin ihre Stellung wechselt; denn allein schon die Aussicht, in
einer anderen Stelle etwas mehr Trinkgeld zu bekommen, kann
sie verleiten, ihre Stelle zu verlassen, ein Umstand, der, wie wir
sehen werden, besonders von Stellenvermittlern ausgenützt wird.
Außerdem liegt noch ein zweiter Grund darin, daß die Kellnerin
ihr Geschäft nicht als dauernden Beruf auffaßt. Während der
Kellner sehr wenig Aussicht hat, einmal später in einen anderen
Beruf übergehen zu können, er also gezwungen ist, um gute
Zeugnisse zu erhalten, einerseits länger zu bleiben, andererseits
sich vom Wirte manches gefallen zu lassen, bleiben für die Kell-
nerin doch manche Möglichkeiten, auch außerhalb der Wirtschaft
sich zu ernähren. Sie hat daher kein großes Interesse an guten
Zeugnissen, die dann ihr eine Stelle verschaffen könnten, wenn
einmal ihr Aeußeres dazu nicht mehr in der Lage ist. Zu diesen
beiden Gründen kommt vor allem noch die geringere Ausdauer,
die es der Kellnerin nicht gestattet, lange Zeit in einem anstren-
genden und infolgedessen ertragreichen Dienste zu bleiben. Sie
muß sich von Zeit zu Zeit eine Erholung gönnen und sie tut das,