Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Petersen, Eugen
Die Kunst des Pheidias am Parthenon und zu Olympia — Berlin, 1873

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.933#0009
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
öeit die Sculpturen des Parthenon gesehn, gezeichnet, studiert
sind, ist man ziemlich einverstanden darüber, dafs wir in ihnen
nicht nur Werke der Blüthezeit athenischer Kunst, sondern gradezu
des gröfsten Meisters, des Pheidias besitzen. Nicht als ob die
Ausführung von seiner Hand wäre. Unmöglich ist ja, dafs einer
so viel in so kurzer Zeit beschafft habe, zumal gleichzeitig das
noch wichtigere, unendlich kunstreiche, colossale Goldelfenbeinbild
der Parthenos selbst verfertigt wurde, bei welchem der Meister
jedenfalls, wenn nicht allein, doch vorzüglich Hand anlegen mufste.
Auch zeigen uus ja Inschriften, wie z. B. an dem wenig jüngeren
Erechtheion viele Arbeiter gleichzeitig beschäftigt wurden'), für die
wir die von einem herrührende Zeichnung so nothwendig voraus-
setzen müssen, wie umgekehrt für die Ausführung der in Idee und
Composition so einheitlichen Parthenonssculpturen hundert Hände.
Mit Sicherheit hat man denn auch vorzüglich am Fries eine Un-
gleichheit wahrgenommen, die so allein sich erklärt. Ist man
weiter gegangen und hat z. B. an den Figuren des östlichen Giebels
eine genauere Beobachtung optischer Gesetze und Berücksichtigung
der hohen Aufstellung entdecken wollen als im westlichen, und
dann gestützt auf die fabelhafte Notiz des Tzetzes vom Wettstreit
des Pheidias und Alkamenes den östlichen Giebel dem Pheidias,
den westlichen dem Alkamenes zugeschrieben2), so beruht das auf
durchaus oberflächlicher Beobachtung der Reste und einer unhalt-
baren Erklärung jener werthlosen Ueberlieferung.

') Schöne Griech. Reliefs. S. 3.

2) Beule l'acropole I. S. 100. Tzetzes Chil. 8,183, richtig gewürdigt von
Bursian Neue Jahrbb. f. Phil. u. Paed. LXXVII. S. 90. üeber Stilverschie-
denheiten in den Giebelfiguren s. Michaelis (ohne Anfiihrung des Titels ist
immer 'Der Parthenon' gemeint) S. 160.

1
 
Annotationen