3. Johan Mortensen: Strindberg als Geisterbeschwörer
Vorstellung die kindliche Gespensterstimmung aus dem ersten Akt von
>Glücks-Peter< geliehen hätte, den feierlichen, tragischen Ton aus den
Wahnsinnsszenen im >Vater< und etwas vom äußeren Arrangement aus der
Geisterszene in >Hamlet< - und trotzdem wirkte es nicht wie Theater.
In diesem Augenblick blickte ich zufällig durch den Raum nach draußen.
Es war, als ob ich schlagartig aus einem Traum aufgewacht sei. Auf dem
Schreibtisch leuchtete bleich der Schein der Lampe, und zwischen den Gardi-
nen drang schon das Licht des neuen Tages ein. Die roten Reflexe der Mor-
genröte begannen, über das Gesicht des weißen Gottes zu fallen und den
Spuk zu vertreiben. Wir hatten die ganze Nacht mit diesen Beschwörungen
verbracht. Selbst hatte ich jedes Zeitgefühl verloren. Ich dachte, wir hätten
uns nur ein paar Stunden damit beschäftigt.
Nach wie vor lag Strindberg auf den Knien, nach wie vor schwiegen die
beiden Götter. Zeus lag unverändert kalt, weiß und unbeweglich da und
drückte sich gegen Christus' dunkles und leidendes Anlitz. Schließlich stand
Strindberg auf. Er war enttäuscht, und die Enttäuschung stand deutlich in
seine Gesichtszüge geschrieben, aber er war immer noch tief durchdrungen
von all dem Ungeheuerlichen. »Eine solche Nacht habe ich noch nie erlebt«,
sagte er.
Quelle:Johan Mortensen 1931, S. 28-32.
Originaltitel Strindberg som andebesvärjare.
287
Vorstellung die kindliche Gespensterstimmung aus dem ersten Akt von
>Glücks-Peter< geliehen hätte, den feierlichen, tragischen Ton aus den
Wahnsinnsszenen im >Vater< und etwas vom äußeren Arrangement aus der
Geisterszene in >Hamlet< - und trotzdem wirkte es nicht wie Theater.
In diesem Augenblick blickte ich zufällig durch den Raum nach draußen.
Es war, als ob ich schlagartig aus einem Traum aufgewacht sei. Auf dem
Schreibtisch leuchtete bleich der Schein der Lampe, und zwischen den Gardi-
nen drang schon das Licht des neuen Tages ein. Die roten Reflexe der Mor-
genröte begannen, über das Gesicht des weißen Gottes zu fallen und den
Spuk zu vertreiben. Wir hatten die ganze Nacht mit diesen Beschwörungen
verbracht. Selbst hatte ich jedes Zeitgefühl verloren. Ich dachte, wir hätten
uns nur ein paar Stunden damit beschäftigt.
Nach wie vor lag Strindberg auf den Knien, nach wie vor schwiegen die
beiden Götter. Zeus lag unverändert kalt, weiß und unbeweglich da und
drückte sich gegen Christus' dunkles und leidendes Anlitz. Schließlich stand
Strindberg auf. Er war enttäuscht, und die Enttäuschung stand deutlich in
seine Gesichtszüge geschrieben, aber er war immer noch tief durchdrungen
von all dem Ungeheuerlichen. »Eine solche Nacht habe ich noch nie erlebt«,
sagte er.
Quelle:Johan Mortensen 1931, S. 28-32.
Originaltitel Strindberg som andebesvärjare.
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