1861-1870
verdeckt würde, drängen sich gerade
ob der seriellen Reihung der Porträts
teils penetrant in den Vordergrund;
statt die Bildnisse schlicht auf einen
gemeinsamen Nenner zu bringen, lau-
fen sie der versammelten Künstler-
schaft mitunter regelrecht den Rang
ab. Anne McCauley kommt entspre-
chend zu dem wenig schmeichelhaften
Urteil: „Dallemagne's novel attempt to
create,artistic' portraits in a typically
Second Empire, overdone style ex-
hausted itself through its inherent
compositional uniformity and had few
imitators" (1981, S. 40). Gleichwohl
gilt an dieser Stelle anzumerken, dass
ausgerechnet Nadar, also jener Foto-
graf, dessen (Künstler)Porträts durch
ihren unbedingten Fokus auf die Per-
son und das Fehlen von Requisiten be-
stechen, die Aufnahmen nach dem Tod
Dallemagnes aufgekauft und weiter-
Taf. 155c: Jean Daulle: Selbstporträt von Hya-
cinthe Rigaud, 1742, Kupferstich, 469 x 342 cm
(Darstellung), Graphische Sammlung ETH Zürich
vertrieben hat - ein etwas unerwar-
teter Ritterschlag. In seinem Buch
Quand j'etais Photographe (Paris
[1899]) wird Nadar rückblickend
schreiben: „La sincerite, simpliste en apparence, de notre goüt actuel pourrait sembler
souffrir de cette excessite d'apparat; il faut pourtant reconnaitre le sentiment artistique
reel et la belle allure de ces arrangements."2
FH
1 Nadar: Quand j’etais Photographe, Paris [1899], S. 219-221. Nadar scheint sogar der Auf-
fassung, dass Dallemagne die vorliegenden Porträts nicht nur in Zusammenarbeit mit Hip-
polyte Lazerges aufgenommen habe, sondern dieser vielmehr der eigentliche Urheber der
Kompositionen sei.
2 Ebd., S. 221.
Literatur
John Hannavy (Hg.): Encyclopedia of Nineteenth-Century Photography, 2 Bde., Bd. 1, New
York/London 2008, S. 375, s.v. Dallemagne, Adolphe Jean Francois Marin. - Elizabeth Anne
McCauley (Hg.): Likenesses: Portrait Photography in Europe 1850-1870, Albuquerque, NM
1981 (Ausst. Kat.), S. 39 f. - Naomi Rosenblum: A World History of Photography, New York
1981.
468
verdeckt würde, drängen sich gerade
ob der seriellen Reihung der Porträts
teils penetrant in den Vordergrund;
statt die Bildnisse schlicht auf einen
gemeinsamen Nenner zu bringen, lau-
fen sie der versammelten Künstler-
schaft mitunter regelrecht den Rang
ab. Anne McCauley kommt entspre-
chend zu dem wenig schmeichelhaften
Urteil: „Dallemagne's novel attempt to
create,artistic' portraits in a typically
Second Empire, overdone style ex-
hausted itself through its inherent
compositional uniformity and had few
imitators" (1981, S. 40). Gleichwohl
gilt an dieser Stelle anzumerken, dass
ausgerechnet Nadar, also jener Foto-
graf, dessen (Künstler)Porträts durch
ihren unbedingten Fokus auf die Per-
son und das Fehlen von Requisiten be-
stechen, die Aufnahmen nach dem Tod
Dallemagnes aufgekauft und weiter-
Taf. 155c: Jean Daulle: Selbstporträt von Hya-
cinthe Rigaud, 1742, Kupferstich, 469 x 342 cm
(Darstellung), Graphische Sammlung ETH Zürich
vertrieben hat - ein etwas unerwar-
teter Ritterschlag. In seinem Buch
Quand j'etais Photographe (Paris
[1899]) wird Nadar rückblickend
schreiben: „La sincerite, simpliste en apparence, de notre goüt actuel pourrait sembler
souffrir de cette excessite d'apparat; il faut pourtant reconnaitre le sentiment artistique
reel et la belle allure de ces arrangements."2
FH
1 Nadar: Quand j’etais Photographe, Paris [1899], S. 219-221. Nadar scheint sogar der Auf-
fassung, dass Dallemagne die vorliegenden Porträts nicht nur in Zusammenarbeit mit Hip-
polyte Lazerges aufgenommen habe, sondern dieser vielmehr der eigentliche Urheber der
Kompositionen sei.
2 Ebd., S. 221.
Literatur
John Hannavy (Hg.): Encyclopedia of Nineteenth-Century Photography, 2 Bde., Bd. 1, New
York/London 2008, S. 375, s.v. Dallemagne, Adolphe Jean Francois Marin. - Elizabeth Anne
McCauley (Hg.): Likenesses: Portrait Photography in Europe 1850-1870, Albuquerque, NM
1981 (Ausst. Kat.), S. 39 f. - Naomi Rosenblum: A World History of Photography, New York
1981.
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