Julia Beide, unmittelbar zeitlich aufeinander folgende Malereien im Stammbuch
Freisinger des Andreas Matt sind als frühe Werke des noch jungen Künstlers einzuordnen.76
Die Stammbuchbilder sind ein wichtiges Dokument in Hans Oeuvre und neh-
men eine wichtige Stellung im Hinblick auf die geringe Anzahl an überlieferten
Zeichnungen und Miniaturmalereien dieses Künstlers ein. Noch bevor Herman
Han die großen Aufträge im Danziger Artushof erhielt, wollte sich der junge
Maler auf dem Danziger Kunstmarkt etablieren. Mithilfe des mobilen Mediums
Stammbuch und der bewusst gesetzten Signatur, konnte er sein Talent zur Schau
stellen und damit weitere Kunden für seine Kunst anwerben. Han, zu dessen
Auftraggeberschaft nach seiner Konvertierung katholische Klöster gehörten, lag
wohl zunächst im Kreis der protestantischen Adeligen, wie das Freundschafts-
album des Andreas Matt bezeugt.
Die in beiden Libri Amicorum mehrfach behandelten Hochzeitsszenen,
welche die Vorstellung von einer optimalen Ehegattin schildern, spielen nicht
selten mit kulturellen Konventionen. Mit ernster oder humorvoller Ausrich-
tung erscheinen Frauenfiguren in verschiedensten Stammbuchillustrationen
als ethische Ideale oder Subideale. Moralisierenden Charakter besitzt eine alle-
gorische Darstellung im Stammbuch des Adam Pusch zur Frau Welt, welche
als Verkörperung des irdischen Prunks (Luxuria) und der Begierde (Voluptas)
auch in Anton Möllers Gemälde Jüngstes Gericht im Artushof auftritt:77 Die vom
Bruder Philip Pusch im Jahre 1603 gestiftete Gedichtillustration (Abb. 12)78
knüpft mit der weiblichen Figur der Weltlust (Mundus) an die Thematik an.
Die doppelseitige Malerei verbildlicht das von fünf Schriftbändern eingefasste
Gedicht über die Suche nach dem Glück in den vier Elementen. Die ersten Verse
beziehen sich auf die Darstellungen von vier Männern, die ihre Suche in der
Luft (Mann mit Falke), in der Erde (Mann mit Schaufel in der Erde grabend),
im Wasser (Angler am Teich) und im Feuer (Schmied vor steinerner Hausru-
ine) unternehmen. Die letzte Strophe des Gedichts markiert die Wendung der
Geschichte und ist als Ausspruch einer offenherzig bekleideten Dame in vene-
zianischer Tracht am rechten Bildrand zu deuten, unter deren Füßen sich eine
Schatzkiste mit Wertgegenständen befindet: „O ihr Narren / alle vier / was ihr
sucht / das hab ich / hier“. Inhaltlich entspricht die Darstellung einer Malerei von
1637 im Stammbuch des Schlesiers Heinrich Böhme:79 Durch die verführerische
76 Tylicki, Han, Herman.
77 Walter Gyssling, Anton Möller und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte der Nieder-
deutschen, Straßburg 1917, S. 108.
78 Pusch, Stammbuch..., Bildnr. 116, 117 / f. 47v, 48r.
79 Vgl. Stammbuch des Heinrich Böhme von Namslau, Bibliotka Kórnicka, BK 01508, f. 232r,
siehe: Tylicki, Rysunek gdański..., S. 73, Abb. III p 5b; Im Ausstellungskatalog Fheatrum Vitae et
Mortis wird jene Bild-Text-Komposition unter der Überschrift Die Schätze dieser Welt oder der
Reichtum in der Frau aufgeführt. Die dort erwähnten Stammbücher mit denselben Versen und
ähnlichen Darstellungen datieren um 1620 (Nr. 333, verschollenes Stammbuch Georg Geiger) und
reichen sogar in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts (Album Amicorum Gottfried H. Kummer),
siehe: Fheatrum Vitae et Mortis..., S. 96-97.
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Freisinger des Andreas Matt sind als frühe Werke des noch jungen Künstlers einzuordnen.76
Die Stammbuchbilder sind ein wichtiges Dokument in Hans Oeuvre und neh-
men eine wichtige Stellung im Hinblick auf die geringe Anzahl an überlieferten
Zeichnungen und Miniaturmalereien dieses Künstlers ein. Noch bevor Herman
Han die großen Aufträge im Danziger Artushof erhielt, wollte sich der junge
Maler auf dem Danziger Kunstmarkt etablieren. Mithilfe des mobilen Mediums
Stammbuch und der bewusst gesetzten Signatur, konnte er sein Talent zur Schau
stellen und damit weitere Kunden für seine Kunst anwerben. Han, zu dessen
Auftraggeberschaft nach seiner Konvertierung katholische Klöster gehörten, lag
wohl zunächst im Kreis der protestantischen Adeligen, wie das Freundschafts-
album des Andreas Matt bezeugt.
Die in beiden Libri Amicorum mehrfach behandelten Hochzeitsszenen,
welche die Vorstellung von einer optimalen Ehegattin schildern, spielen nicht
selten mit kulturellen Konventionen. Mit ernster oder humorvoller Ausrich-
tung erscheinen Frauenfiguren in verschiedensten Stammbuchillustrationen
als ethische Ideale oder Subideale. Moralisierenden Charakter besitzt eine alle-
gorische Darstellung im Stammbuch des Adam Pusch zur Frau Welt, welche
als Verkörperung des irdischen Prunks (Luxuria) und der Begierde (Voluptas)
auch in Anton Möllers Gemälde Jüngstes Gericht im Artushof auftritt:77 Die vom
Bruder Philip Pusch im Jahre 1603 gestiftete Gedichtillustration (Abb. 12)78
knüpft mit der weiblichen Figur der Weltlust (Mundus) an die Thematik an.
Die doppelseitige Malerei verbildlicht das von fünf Schriftbändern eingefasste
Gedicht über die Suche nach dem Glück in den vier Elementen. Die ersten Verse
beziehen sich auf die Darstellungen von vier Männern, die ihre Suche in der
Luft (Mann mit Falke), in der Erde (Mann mit Schaufel in der Erde grabend),
im Wasser (Angler am Teich) und im Feuer (Schmied vor steinerner Hausru-
ine) unternehmen. Die letzte Strophe des Gedichts markiert die Wendung der
Geschichte und ist als Ausspruch einer offenherzig bekleideten Dame in vene-
zianischer Tracht am rechten Bildrand zu deuten, unter deren Füßen sich eine
Schatzkiste mit Wertgegenständen befindet: „O ihr Narren / alle vier / was ihr
sucht / das hab ich / hier“. Inhaltlich entspricht die Darstellung einer Malerei von
1637 im Stammbuch des Schlesiers Heinrich Böhme:79 Durch die verführerische
76 Tylicki, Han, Herman.
77 Walter Gyssling, Anton Möller und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte der Nieder-
deutschen, Straßburg 1917, S. 108.
78 Pusch, Stammbuch..., Bildnr. 116, 117 / f. 47v, 48r.
79 Vgl. Stammbuch des Heinrich Böhme von Namslau, Bibliotka Kórnicka, BK 01508, f. 232r,
siehe: Tylicki, Rysunek gdański..., S. 73, Abb. III p 5b; Im Ausstellungskatalog Fheatrum Vitae et
Mortis wird jene Bild-Text-Komposition unter der Überschrift Die Schätze dieser Welt oder der
Reichtum in der Frau aufgeführt. Die dort erwähnten Stammbücher mit denselben Versen und
ähnlichen Darstellungen datieren um 1620 (Nr. 333, verschollenes Stammbuch Georg Geiger) und
reichen sogar in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts (Album Amicorum Gottfried H. Kummer),
siehe: Fheatrum Vitae et Mortis..., S. 96-97.
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